Idylle in der Wagenburg
GRANSCHÜTZ/MZ. - Sommerwochenende. Der Campingplatz am Auensee scheint selbst kurz vor Mittag noch im tiefen Schlaf zu liegen. Hier und da werden die Rollos an den Hängern hochgezogen, öffnen sich die Vorzelte. "Morjen", ruft einer seinem Nachbarn am Vorzelt zu, der den Kaffeetisch deckt. "Hoffentlich wird's nicht so warm heute. Gestern waren bei uns über 40 Grad", meint der.
Auf rund 10 000 Quadratmetern haben 40 Familien ihre Wagenburg am Ortseingang von Granschütz direkt am See und zwischen hohen Bäumen aufgebaut. "Zehn hätten noch Platz", schildert Diana Zimmermann, die seit fünf Jahren gemeinsam mit ihrem Bruder Mathias Zimmermann den Platz samt Bungalowdorf leitet. Im vergangenen Jahr sei viel investiert worden, um den Komfort für die Camper zu verbessern. Im neuen Sanitärtakt kann nun geduscht werden. "Wir freuen uns, dass wir einige jüngere Familien als Dauercamper in diesem Jahr gewinnen konnten", schildert Diana Zimmermann. Zu denen zählen zum Beispiel Manuela Schelle und Enrico Hünger mit Tochter Celine aus Braunsbedra. "Wir haben uns ruckzuck eingerichtet. Uns fehlt es an nichts", schildert er. "In unserer Neubauwohnung ist es derzeit noch wärmer. Hier sitzen wir im Schatten oder sind am Wasser. Was wollen wir mehr", meint Manuela Scheller. Ihr Mann schätzt die familiäre Atmosphäre. Tochter Celine ist den ganzen Tag mit anderen Kindern unterwegs.
"Herzlich willkommen", steht auf einem Holzschild vor dem Campinganhänger von Heinz und Sigrid Tiedemann. Die beiden verleben am Auensee die zweite Saison als Camper. "Wir genießen es, raus aus der Stadt Jena zu fahren und in der Idylle zu leben. Diese Wärme in einer Wohnung ist doch nicht zu ertragen. Hier empfinden wir die Hitze unter den großen Bäumen gar nicht so", schildert der 58-Jährige.
Das bestätigt auch Annegret Dziellack, die in ihrem rosa Bademantel frisch geduscht vorbeikommt. "Wie in einer Wohnsiedlung sind hier die Nachbarschaftsbeziehungen gewachsen. Wir grillen gemeinsam, spielen abends mal Karten, quatschen. Es ist Idylle pur. Hier brauchen wir keinen Fernseher", plaudert die 65-Jährige, die in Halle-Neustadt ihren Hauptwohnsitz hat. Für sechs Monate tauscht sie seit elf Jahren nun schon die Platte gegen ihren komfortablen Wohnwagen, der liebevoll eingerichtet ist.
Ein Urgestein auf dem Campingplatz ist Heinz Böse. Seit 37 Jahren verbringt der Hallenser die Sommermonate am Auensee. "Wir fühlen uns sicher, alles ist ordentlich. Die jungen Zimmermanns kümmern sich rührend um alle Camper. Sonntags kochen sie sogar für uns", erzählt seine Lebensgefährtin Kristel Klinger. Die beiden samt Eurasierhündin Diana organisieren sich den Tag so, dass sie in den frühen Stunden ihre Einkäufe erledigen und gegen Mittag im Schatten oder im Wohnwagen sind, wo ein Ventilator seine Runden dreht. Dann ist Zeit zum Zeitunglesen. "Die Zustellung der MZ klappt ausgezeichnet", lobt der 73-jährige Senior.