"Ich war tief betroffen" "Ich war tief betroffen": Deshalb kämpft das Rote Kreuz in Weißenfels gegen Einsamkeit

Weissenfels - Der Duft frisch gebackener Plätzchen durchdringt das Haus. An den Tischen wird gestrickt, gebastelt und geklebt. Denn hier, im Mehrgenerationenhaus vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Weißenfels, findet in diesem Jahr eine besondere Premiere statt: Zum ersten Mal sollen Weihnachten die Türen für Jung und Alt offen stehen.
Leiterin der DRK-Kindertagesstätte kam auf Idee durch bewegende Begegnung
„Am 25. und 26. Dezember zum laden wir zu unserem ersten Treffen unterm Tannenbaum ein“, sagt Denis Surek, Sachgebietsleiter Personal, Marketing und Verhandlungen für den DRK-Kreisverband. „Los geht es um jeweils 15 Uhr in unserem Mehrgenerationenhaus im Südring 118.“ Das Besondere: Jeder kann kommen. „Eingeladen sind Jung und Alt - jeder, der gern ein paar Stunden Gemeinschaft, Freude, Miteinander und besinnliche Stunden verbringen möchte.“ Die Idee dazu stammt von Ramona Burkhardt, Leiterin der DRK-Kindertagesstätte „Südstadtknirpse“ in Weißenfels.
Hintergrund: „Meine Mutter lag vor einigen Monaten im Krankenhaus. Dort hatte sie eine ältere Zimmergenossin, die niemanden mehr hatte, da ihr Mann und auch die Kinder gestorben waren. Sie war so glücklich über jede Zuwendung, die sie von uns bekam, dass sie uns für jede Kleinigkeit mit Geld bezahlen wollte. Das hat mich tief betroffen gemacht, wie einsam Menschen sich in unserer Gesellschaft fühlen können.“
Einsamkeit einer der Hauptauslöser für psychische Erkrankungen wie Depressionen
So sei die Idee entstanden, Menschen, die alleine sind, an Weihnachten eine Anlaufstelle zu geben. „Gerade an Weihnachten sollte niemand allein sein, sondern mit lieben Menschen zusammen sein“, sagt Burkhardt. Und sie weist darauf hin, dass Einsamkeit einer der Hauptauslöser für psychische Erkrankungen wie Depressionen sei.
„Jeder kann einsam werden“, so Burkhardt. „Doch gerade ältere Menschen isolieren sich dann immer mehr, da sie sich nutzlos und nicht mehr gebraucht fühlen. Man will dann niemandem zur Last fallen.“ Schlimm gerade zu Weihnachten: „Die Betroffenen können während der Feiertage nirgendwo hingehen, da Freunde und Verwandte mit ihren Familien zusammen sind. Da will man nicht stören. Darum wollen wir diese Menschen mit unserer Veranstaltung auffangen.“
Veranstaltungen in Mehrgenerationenhaus kämpft gegen Einsamkeit
Menschen wie Silvia Seibicke. Die 81-Jährige kommt jeden Tag ins Mehrgenerationenhaus. „Ich wohne gleich nebenan und helfe hier mit beim Kochen oder Wäschewaschen“, erzählt sie. „Hier ist mein zweites Zuhause.“ Selbstverständlich hilft sie auch mit bei den Vorbereitungen für das Weihnachtstreffen. Dank vieler fleißiger Hände entstand in den letzten Tagen der Schmuck für die Weihnachtstanne sowie viele Schüsseln leckerer Weihnachtsplätzchen.
„Die Planungen für das Treffen laufen bereits seit dem Sommer“, so Sachgebietsleiter Surek. Mit Plakaten soll in den nächsten Tagen auf die Veranstaltung aufmerksam gemacht werden, die im Mehrgenerationenhaus stattfindet. Neben einer Kindertagesstätte gibt es hier eine Tagespflege für Senioren, die Kleiderkammer, sowie eine Begegnungsstätte, in der Töpfer- und Sportkurse sowie Elternfrühstücke stattfinden.
Gegen die Einsamkeit: „Menschen sollen sich treffen“
Surek: „Inzwischen hat sich das Aktion zu unserer Herzensangelegenheit entwickelt. Wir hoffen, dass sich daraus eine schöne Tradition entwickelt. Alle Helfer sind an den beiden Feiertagen freiwillig im Einsatz. Schließlich wollen wir als DRK Menschlichkeit zeigen - und was ist menschlicher, als Zeit zu schenken.“ Das Treffen am Weihnachtsbaum solle vor allem ungezwungen ablaufen.
„Die Menschen sollen sich treffen und den Nachmittag gemeinsam verbringen“, sagt Burkhardt. „Wer will, kann Spiele spielen oder einfach nur dabeisitzen.“ Ihr Anliegen: „Vielleicht sollten wir alle wieder anfangen, im Kleinen etwas an die Gesellschaft zurück zu geben. Dann gibt es eine Chance, dass es uns allen gut geht.“
Treffen untern Tannenbaum am 25. und 26. Dezember ab 15 Uhr im Mehrgenerationenhaus, Südring 118. Anmeldungen ab 2. Dezember bis 16. Dezember unter Telefon: 03443/393711.(mz)