Höfische Weihnacht Höfische Weihnacht: Sternstunden in Weißenfels

Weißenfels - Die Höfische Weihnacht am ersten Advent in Weißenfels verspricht wie in jedem Jahr auch diesmal wieder Bewährtes und Neues. Jens Fischer, Vorsitzender des gleichnamigen Vereins, sagt das und verweist auf 22 Innenhöfe - obwohl die Nummern der Teilnehmer bis zur 24 reichen und auf den ersten Blick irritieren.
„Spieglein, Spieglein an der Wand“
„Das stimmt, aber damit wollen wir niemanden veräppeln“, erklärt der Goldschmiedemeister auf MZ-Nachfrage. Die fehlenden Nummern 17 und 20 resultieren laut Fischer daraus, dass aufgrund von längerer Krankheit zweier bisheriger Mitstreiter deren beider Höfe in diesem Jahr nicht geöffnet werden können. Weil jeder Teilnehmer sein Plakat mit der entsprechenden Bezifferung jahrein jahraus behält, gibt es laut Initiator Fischer keine Neuordnung. Das würde zusätzliche Verwirrungen stiften und dem Verein zudem noch Kosten bescheren, was keiner braucht, ist von Jens Fischer zu hören. Der Kunsthandwerker feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Jubiläum und will in seinem Geschäft und Hof mit einer kleinen Ausstellung darauf hinweisen. „Es war nicht meine Idee, sondern die meiner Tochter Anne-Maria“, sagt der Weißenfelser.
Neben der kleinen Ausstellung bei Fischers am Markt haben sich auch die Optiker Frank und Rosel-Maria Thill etwas Neues einfallen lassen. Doch sie lassen sich nur ein wenig in die Karten gucken, damit nahezu alles noch geheim bleibt. Die Besucher der Höfischen Weihnacht sollen sich am Sonntag überraschen lassen. Verraten sei nur soviel: Es soll märchenhaft zugehen - nach dem Motto „Spieglein, Spieglein an der Wand...“ Für Sandra Lange werden es Sternstunden auf dem kleinsten Weihnachtsmarkt der Stadt, wie Thills ihren Hof an der Dammstraße liebevoll nennen. Die Floristin ist zum ersten Mal mit einem sternenreichen Stand dabei. „Ich bin selbst gespannt, wie meine Dekorationen und Geschenkideen ankommen“, sagt die Frau im T-Shirt mit der Aufschrift „Die Welt braucht Blumen“.
Die MZ ist erstmalig dabei
Zum ersten Mal beteiligen sich Ines Schmidt mit ihrem Hof hinter der Suppenbar „Suppines“ (Jüdenstraße/Dammstraße) und die Familie Peschke als Nachbarn von gegenüber mit ihrer Weinhandlung „Ambiente“. Premiere hat auch die Mitteldeutsche Zeitung mit dem Hofgelände an der Leipziger Straße. Regionalverlagschef Matthias Wagner weckt schon mal die Neugier für den „Blauen Hof“ in der Farbe der MZ. Hier werden die Strickerinnen um Svetlana Menzer gegen 15.30 Uhr den Mops (siehe Beitrag unten „Der arme...“) einkleiden. Darüber hinaus will sich der 1. FC Weißenfels als Verein vor der Kulisse der Weinterrassen am Schlosshang präsentieren und für Nachwuchs werben, kündigt MZ-Verkaufsleiter Wagner weiter an.
Riesenstollen-Anschnitt für Kloster
Pünktlich zum Start der Höfischen Weihnacht am 29. November um 15 Uhr wird Oberbürgermeister Robby Risch die Rathausuhr wieder in Gang setzen. Bürgerinnen und Bürger sind dazu herzlich eingeladen, heißt es seitens der Stadtverwaltung. Bevor Einwohner und ihre Gäste bis gegen 20 Uhr die seltene Gelegenheit erhalten, in die sonst verborgenen Hinterhöfe historischer Gebäude der Innenstadt zu werfen, können Besucher am Nachmittag um 14 Uhrden Anschnitt des Riesenstollens auf dem Marktplatz miterleben und von Bäckermeister Sven Schmidts Köstlichkeit probieren.
Jetzt bekommt er sie endlich - die schon lange versprochene wuschelweiche und warme Zipfelmütze. Der Mops mit der Zipfelmütze - das steinerne Denkmal an den restaurierten Schlosshang-Terrassen an der Leipziger Straße in Weißenfels wird in Kürze eingekleidet.
Die Strickerinnen um Svetlana Menzer haben dies bereits im Frühling angekündigt und viele Verbündete um sich geschart, die fleißig gestrickt haben. Der arme Hund, der den seit Ostern bestehenden Stadt-Weinberg in Marktnähe treu bewacht, muss nicht länger frieren.
Auf dem Blauen Hof der Mitteldeutschen Zeitung, die sich zum ersten Mal an der Höfischen Weihnacht am ersten Advent beteiligt, findet das Prozedere statt. Die Bürger sind gegen 15 Uhr eingeladen. Dann bekommt der Mops, den der Weißenfelser Bildhauer Prof. Haase 1928 als Plastik aus Sandstein schuf, eine Mütze mit fußballgroßer Bommel und einen meterlangen Schal um seinen nackten Hundehals gebunden. Haase hat die Figur in Anlehnung an Schilderungen der Dichterin Louise von Francois (1817 bis 1893) aus fernen Kindheitstagen geschaffen. In ihrer Fantasie verglich die Schriftstellerin das Haus ihrer Großeltern Hohl am Markt 6 (ehemals Hotel „Sächsischer Hof“) mit einer Mopsgestalt.
Louise von Francois - das „Fräulein aus Weißenfels“, verglich das tiefgezogene Dach des Hohlschen Hauses in ihrem Erzählband „Erinnerungen an eine kleine Stadt“ mit einer Zipfelmütze. Die Literatin kam als noch sehr kleines Kind nach Weißenfels und verbrachte hier die meiste Zeit ihres Lebens. Im blauen Haus an der Promenade 25 (heutiges „Francoishaus“) schuf sie ihren wohl bekanntesten Roman „Die letzte Reckenburgerin“ mit autobiografischen Zügen. Das Grab der Dichterin befindet sich auf dem Weißenfelser Stadtfriedhof.
Für Familien mit Kindern gibt es auf dem Blauen Hof der MZ , Markt 7, neben Leckereien und vielen Lichtern in den Farben der Stadt, Blau und Gelb, diverse Bastelangebote und Schminken. Svetlana Menzer lässt ihre selbstgestalteten Puppen tanzen und zeigt, wie es geht. Claudia Rockstroh aus Weißenfels erwartet die kleinen Besucher am Schminkstand. Die junge Frau ist mit den verschiedensten Motiven eingestellt auf Advent, Weihnachten und Winter. (ck)
Dabei handelt es sich um eine Tradition des Rotaryclubs „Heinrich Schütz“, unterstützt vom Verein „Infanterieregiment 1704 bis 1746“. Der Erlös des Stollenverkaufs geht diesmal an den Bürgerverein Kloster St. Claren und dessen Aktion „500 mal 500 Euro“ zugunsten der Sanierung des Bauwerkes, wie von den beiden Rotariern Jens-Norbert Schmidt und Melanie Albrecht zu erfahren ist.
