„Viele sitzen seit Weihnachten in ihren Wohnheimen fest“ Hoffen auf Rückkehrer in der Behindertenwerkstatt
Im ehemaligen Weißenfelser Elektrizitätswerk betreibt die Integra eine Behindertenwerkstatt. Wie sie es bisher durch die Pandemie geschafft haben.

Weißenfels - Diese Woche ist eine ganz wichtige für zahlreiche Behinderte im Landkreis. Seit Montag erhalten jene, die in einem der vier Wohnheime der gemeinnützigen Integra GmbH leben, die zweite Corona-Impfung - die entscheidende Voraussetzung, um künftig wieder in einer der Integra-Werkstätten arbeiten zu können.
„Viele sitzen seit Weihnachten in ihren Wohnheimen fest“, weiß Peggy Wagenbrenner, die Leiterin aller Integra-Werkstätten. Eine dieser Einrichtungen ist seit mehr als fünf Jahren die Behindertenwerkstatt im ehemaligen E-Werk in der Weißenfelser Neustadt. Rund 50 Frauen und Männer arbeiten dort in normalen Zeiten. Jetzt sind es 15 bis 20 Mitarbeiter weniger, weil die Wohnheimbewohner fehlen. Ein Problem gleich in mehrfacher Hinsicht. Zum einen ist die Werkstatt wichtiger Zulieferer für Kooperationspartner in der Region. Das sind in erster Linie der Weißenfelser Fensterhersteller Schüco und der Schornsteinhersteller J. Raab GmbH in Luckenau bei Zeitz.
„Die Werkstätten haben eine wichtige soziale Funktion“
Für diese Partner erledigen die Behinderten, betreut von vier Gruppenleitern und einem Sozialpädagogen, die verschiedensten Arbeiten. Vom einfachen Einpacken über das Schweißen, Biegen, Fräsen und Montieren von Teilen bis hin zu komplizierten Tätigkeiten wie der Montage von Partikelabscheidern für Schornsteine. „Unsere Kooperationspartner haben volles Verständnis dafür, dass wir zurzeit aufgrund der personellen Engpässe nicht die volle Leistung bringen können“, versichert Peggy Wagenbrenner.

Doch es geht in der Behindertenwerkstatt nicht allein um die reine Arbeitsleistung. „Die Werkstätten haben eine wichtige soziale Funktion“, weiß Daniel Götze, Leiter der Werkstatt im ehemaligen E-Werk. Eine Tagesstruktur, soziale Kontakte, das sei gerade für Menschen mit körperlichen und geistigen Einschränkungen sehr wichtig. Das hatte man auch im März/April vergangenen Jahres gespürt, als die Werkstätten der Integra, in der immerhin insgesamt mehr als 450 Menschen mit Handicap beschäftigt sind, im ersten Lockdown geschlossen waren.
„Die Arbeit macht Spaß“
Damals hatten Betreuer und Gruppenleiter zum Teil die Arbeit der Behinderten übernommen. Seit Mai vergangenen Jahres sind die Werkstätten mit entsprechenden Hygieneauflagen jetzt geöffnet. Schritt für Schritt sind die Behinderten zurückgekehrt - bis heute auf freiwilliger Basis. Wer wegen der Pandemie vorübergehend nicht zurückkehren will, dessen Arbeitsplatz geht nicht verloren. Derzeit, so berichtet Daniel Götze, bleiben im ehemaligen E-Werk vier, fünf Mitarbeiter vorsichtshalber zu Hause.
Für die Weißenfelserin Maria Schindler sind die Stunden in der Werkstatt ein wichtiger Teil ihres Lebens - auch wenn der Alltag mit einem kleinen Kind nicht immer leicht zu organisieren ist. „Die Arbeit macht Spaß“, sagt die 28-Jährige, die im Metallbereich beschäftigt ist. Dass das Arbeitsklima trotz der coronabedingten Einschränkungen stimmt, kann auch Christoph Thate, einer der Gruppenleiter, bescheinigen.
Unterstützung von fünf Mitarbeitern aus dem Hotel
Um die Ausfälle wegen der fehlenden Mitarbeiter aus den Wohnheimen etwas ausgleichen zu können, erhält sein Bereich in diesen Wochen Unterstützung von fünf Mitarbeitern aus dem Hotel Schumanns Garten an der Weißenfelser Promenade, das gerade wegen der Pandemie nicht öffnen darf.
Im ehemaligen E-Werk freuen sie sich nun auf die Rückkehr der Mitarbeiter aus den Wohnheimen, auf einen weiteren Schritt hin zur neuen Normalität. Dabei können sie mittlerweile auf ein bewährtes Hygienekonzept bauen - mit gelb markierten Laufwegen, kontaktlosen Desinfektionsspendern, mit separaten Pausenzeiten und Abstand an den Tischen. (mz)