Hochwasser in Weißenfels Hochwasser in Weißenfels: Wäscherei wäscht Flutopfern kostenlos die Wäsche

Weissenfels/MZ - Ganz fest hält Peggy Schneider das Paket frischer, duftender Wäsche. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mich über weiche Handtücher und saubere Kindershirts so freuen kann“,. meint die 42-Jährige, schluchzt und reicht ein Päckchen Kaffee und Pralinen rüber. Das Dankeschön geht an Dieter Tondock, der mit den Tränen kämpft. Der Betriebsleiter der Weißenfelser Großwäscherei und Texilservices GmbH hatte kurzerhand entschieden, dass sämtliche Wäsche der fünfköpfigen Familie kostenfrei schrankfertig gewaschen und gebügelt wird. Schneiders gehören zu den Weißenfelser Flutopfern. „Wir brauchen als neues Unternehmen in Weißenfels auch jeden Cent, aber hier musste unbürokratisch etwas getan werden“, erzählt der 62-Jährige. Im Fernsehen habe er das Hochwasser und seine unmenschlichen Folgen verfolgt. Doch plötzlich habe diese völlig verzweifelte Frau vor ihm gestanden. „Da war die Flut ganz nah.“ Nach einem kurzen Gespräch werden rund 30 blaue Säcke angeliefert, die rund 350 Kilo auf die Waage bringen - normal würde das mit rund 500 Euro zu Buche schlagen.
Während Mitarbeiter die muffige Wäschemasse zu den Maschinen bringen, erzählt Peggy Schneider. Sie presst Alben mit bunten Bildern der letzten Tage an sich, die Tondok sprachlos machen. Schneiders wohnen An der Marienmühle. „Wir sind Familienmenschen. Zu unserem eigenen Kind haben wir zwei Pflegekinder“, sagt Peggy Schneider. Alles hätten sie mit den eigenen Händen errichtet und sich zusammengespart. Die Fotos lassen erahnen, wie schön und modern es gewesen ist in dem Heim von Schneiders.
Als das Wasser gekommen ist, seien die Kinder (13 Jahre, 9 und 5) bereits in Sicherheit gewesen. Peggy Schneider indes harrt aus. „Beim Frühstück sah ich den Schlamassel. Der Garten war voll, das Wasser reichte bis zum Grill des Außenkamins.“ Was man da macht? „In meinem Kopf war nur Leere, in den Augen Tränen, im Hals ein Kloß. Ich habe wahllos irgendwelche Unterwäsche gepackt, das Handy und das Portemonnaie.“ Schneiders erleben in der Verwandschaft und Bekanntschaft viel Hilfsbereitschaft. Über die WVW erhalten sie eine möblierte Wohnung. Schließlich fahren Peggy und Falko Schneider zu ihrem Haus. Holz, Teppiche, Tapeten, elektrische Geräte und die benachbarte eigene Abrissfirma - alles hin. 18 von 20 Kaninchen und drei Küken ertranken. Der Gutachter geht von rund 45 000 Euro Schaden im Eigenheim aus, die Schneiders im Zeitwert ersetzt bekommen. „Jede Hilfe zählt, ob es Rabatt im Möbelmarkt, eine Geldspende von der Schule oder das kostenlose Wäschewaschen ist“, sagt Peggy Schneider.