Hochwasser in Weißenfels Hochwasser in Weißenfels: Land unter, Häuser in Fluten

WEISSENFELS/MZ - Neun Bewohner der Kurzzeitpflegeeinrichtung im ehemaligen Haus an der Pforte in der Weißenfelser Dammstraße mussten Sonntagnachmittag wegen des Hochwassers umziehen. Es war unklar, ob die Stromversorgung in diesem Bereich der Stadt aufrechterhalten werden kann. In der Stadthalle begannen Mitarbeiter der Stadtverwaltung das Parkett auszubauen, um die Schäden so gering wie möglich zu halten, wenn Wasser in die Halle eindringt. Aus Schkortleben wurde das Überlaufen eines Deiches an vier Stellen gemeldet. Das Technische Hilfswerk war im Bereich von Krasslau-Leina im Einsatz, um die durch die Wasserfluten abgeschnittenen Siedlungen mit der Außenwelt zu verbinden. . . Überall waren Hilfskräfte im Einsatz, um dem Hochwasser zu trotzen, direkt Betroffene wurden zudem von Nachbarn unterstützt.
Wasser dringt in Straßen vor
Das Hochwasser der Saale hat nun auch im Weißenfelser Gebiet nicht mehr nur Felder, Wiesen und Wege überschwemmt, es dringt immer weiter in Straßen, Anlagen und Wohngebiete ein. Samstagabend überschritt es in Naumburg-Grochlitz den Pegel von 5,80 Meter. Damit wurde die Alarmstufe 4 ausgerufen, die sagen soll, dass auch direkt Gefahr besteht für Menschen, Tiere und wichtige Anlagen.
Bei 6,26 Meter stand das Wasser dann Sonntagmittag und da stieg es in Weißenfels noch immer stündlich um ein bis zwei Zentimeter - und das, obwohl es vorübergehend nicht regnete. Eine Entspannung ist bis in die Nachtstunden noch nicht in Sicht gewesen.
Pumpen laufen ohne Unterlass
Andreas Wahren hat in Uichteritz nicht nur die Möbel in seinem Haus nach oben befördert, sondern auch die drei Schafe eingefangen und in Sicherheit gebracht, die auf seinem Grundstück in der Saaleaue weideten. Am Sportplatz in Uichteritz versuchten Mitglieder des Sportvereins Haus und Anlagen zu sichern. Bei Reinhardt Mundt lieferte die Feuerwehr Sandsäcke von der zentralen Sandsackfüllanlage in Weißenfels an. Hanni Thieme schützte mit solchen Säcken ihre Toreinfahrt. Kanäle wurden abgedeckt, damit das Hochwasser nicht über das Kanalnetz das Klärwerk bedroht. In Leißling laufen seit Sonntag Pumpen ohne Unterlass, um den Bahnhofstunnel passierbar zu halten. In Dehlitz versanken die Grundstücke der Hintergasse der Reihe nach in den Fluten von Saale und Rippach. Nur über Stege, die die Feuerwehr gebaut hatte, könnten die Menschen noch in ihre Häuser. Mit Pumpen wurde der Hof eines Seniorenehepaars geschützt, das mit dem Bau zweier Mauern Unheil vom Haus abhalten wollte. Wirklich zu helfen war aber nur wenig. Auch vor der Rippachbrücke stieg das Wasser Zentimeter für Zentimeter an die Hausschwelle heran. „Noch 20 Zentimeter, dann ist es hier drin“, sagte Bernd Laue, „wir haben die Möbel schon nach oben getragen“.
In die Altstadt Weißenfels drang das Wasser über die Kanalisation ein. So stand auch das neue Schutzsystem an der Pfennigbrücke von beiden Seiten im Wasser. Dass es funktionierte, war zeitweise daran zu sehen, dass stadtseitig das Wasser niedriger stand, als die Saale auf der anderen Seite vorbeiströmte. Doch bald war der Wasserstand so hoch, dass der Fluss sich vor und hinter dem Modellstück in die Grundstücke ergoss.
Die vier Schutzeinrichtungen, die sich Optiker Frank Thill für seine Türen anfertigen ließ, hielten stand. Hohe Stiefel brauchte er aber, um aus dem Haus zu kommen. Bis zum Busbahnhof stand die Dammstraße unter Wasser. Seine Nachbarn hatten sich hinter Sandsäcken verbarrikadiert und Pumpen installiert. „Man kämpft und hofft, dass es endlich ein Ende hat“, sagte Anja Thöricht aus der Promenade 31. Die Feuerwehr helfe, doch über die Talsperrenbewirtschafter war ihr Ärger groß. Die ließen jetzt mehr Wasser ab als zufließe und vergrößerten so die Probleme.

