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Hochwasser in Weißenfels Hochwasser in Weißenfels: Erste Betroffene ziehen in Evakuierungs-Quartiere um

Von HEIKE RIEDEL 04.06.2013, 18:02
Wasser soweit das Auge reicht - unterhalb von Schloss Goseck hat die Saale riesige Flächen überschwemmt.
Wasser soweit das Auge reicht - unterhalb von Schloss Goseck hat die Saale riesige Flächen überschwemmt. Peter Lisker Lizenz

WEISSENFELS/MZ - Dramatisch verändert sich die Situation an der Saale. Die vom Hochwasser betroffenen Menschen versuchen trotzdem, so lange es geht, in ihren Häusern auszuharren. Doch immer mehr erklären sich für eine Evakuierung bereit, damit im Notfall auch ihre medizinische Versorgung gesichert ist. Die Häuser hinter den Badanlagen und an der Fischerei in Weißenfels sind wie auch etliche auf den Dörfern nur noch mit dem Boot zu erreichen. Nach der Evakuierung einer Pflegeeinrichtung mit neun Personen hat die Feuerwehr gestern noch einmal neun Menschen in Weißenfels in Unterkünfte wie Pensionen und Heime gebracht, wo die Versorgung auch mit Strom und Wasser gesichert ist. Vom Gut in Kriechau wurde am Nachmittag noch eine Familie abgeholt.

Wie es ist, ohne Strom auskommen zu müssen, haben gestern neben vielen Bürgern die Kindereinrichtung in der Großen Dammstraße in Weißenfels und die Feuerwehr selbst erfahren. Denn zweieinhalb Stunden gab es wegen einer Havarie keinen Strom. Die Feuerwehrleute warnen davor, sich in der Nähe von umspülten Elektrokästen aufzuhalten, denn viele dieser gefährdeten Niederspannungseinrichtungen hätten nicht abgestellt werden können. Sofort zum Einsatz schickte Weißenfels’ Feuerwehrchef Roland Zimmer ein Truppe, als die Nachricht einging, dass sich ein Gastank losgerissen hatte.

Von Naumburg-Grochlitz wurde zum Mittag ein Pegelstand von 6.45 Meter gemeldet. In Weißenfels stand das Saalewasser an der großen Brücke da knapp über der Marke vom 18. März 1881 und damit weit entfernt von der aus dem Jahr 1994 und dem absolut höchsten Stand von 1799. Das Wasser verteilt sich auf seinem Weg nach Weißenfels noch auf viele Felder und Wiesen, nicht alles kommt aus dem Oberlauf in Weißenfels an. Problematisch ist es in der Kernstadt geworden, vor allem durch das Überlaufen der Kanalisation. Die Saalstraße und Große Kalandstraße, die Damm- und Leopold-Kell-Straße waren überschwemmt. Die Feuerwehr war nur noch über ihren Hintereingang erreichbar. Mit Hilfe eines Bootes wurde die Besatzung des Klärwerk ausgetauscht.

Während sich an der Unstrut eine Entspannung andeutet, sind ab Bad Kösen alle Saaleanliegergemeinden bis in die Nachtstunden auf noch Schlimmeres eingestellt, auch wenn der Saalepegel gestern schon im Laufe des Tages bedeutend langsamer anstieg. Zu dem, was getan werden konnte, gehört, dass weit über 20 000 Sandsäcke im Weißenfelser und Lützener Gebiet schon verbaut wurden. Mehr als 14 000 davon sind auf dem Gelände der Stadtwirtschaft in Weißenfels frisch gefüllt worden.

Die Stadthalle steht bereits seit Sonntag nicht mehr als Evakuierungsquartiert zur Verfügung, weil sie selbst im Wasser steht. Das Parkett ist ausgebaut. Die Turnhallen der Schlossgartenschule, die Sporthalle West und das Filmeck in der Wielandstraße nannte Viola Schikorr, die Leiterin des Sport- und Freizeitbetriebes, als Ausweichquartiere, wenn in größerem Maßstab Menschen in Sicherheit gebracht werden müssen. Der Wertstoffhof der Abfallwirtschaft ist geschlossen, weil er nicht mehr erreichbar ist. Die Kindertagesstätte Schkortleben ist in ein Notquartier in der alten Schule umgezogen.