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Hochwasser in Schkortleben Hochwasser in Schkortleben: Der Anfang ist schon getan

Von HEIKE RIEDEL 14.07.2013, 16:21
Statt Geburtstagsfeier mal ein Moment der Ruhe für Familie Hobritz im Garten.
Statt Geburtstagsfeier mal ein Moment der Ruhe für Familie Hobritz im Garten. Peter Lisker Lizenz

SCHKORTLEBEN/MZ - Sonnabend, 21.30 Uhr. Die Schirmmütze verdeckt die Müdigkeit in Peter Lampings Gesicht. Ein anstrengender Tag liegt hinter dem Feuerwehrmann aus Emstek, einem Ortsteil von Cloppenburg, und seiner Arbeitskollegin Yvonne Grote. Seit 7.30 Uhr sind die beiden auf den Beinen, haben einen 7,5-Tonner Lkw und einen kleineren geschlossenen Transporter mit Hilfsgütern beladen. Über Facebook hatte sich eine Spendengemeinschaft von Emstek über Kassel bis hin nach Leimbach bei Bad Salzungen gefunden, die helfen wollte, dass die Hochwasserfolgen in Weißenfels im Alltag betroffener Familien schnell überwunden werden. Die beiden machten sich am Morgen auf den Weg, einzusammeln, was an den verschiedenen Orten dafür zusammengetragen wurde.

„Sie bringen einen kompletten Hausstand“, kündigt Susanne Stieler an, die Bad Dürrenbergerin, die mit ihrem Mann Heiko den Anstoß für die Aktion gegeben hat. „Da muss man einfach helfen“, stand für sie fest, als sie während eines Hilfseinsatzes in Schkortleben gesehen hatte, dass das Wasser 40 bis 50 Zentimeter hoch in der Wohnung von Inge und Siegfried Krause stand. In Schlafzimmer und Küche hatten Krauses nichts mehr vor dem Wasser retten können.

Also wurde der Hilfstranport jetzt erst einmal nach Schkortleben geschickt. Krauses leben zwischenzeitlich eine Etage höher in dem Haus bei der Familie ihrer Tochter mit. Gemeinsam mit ihr hatten sie sich das Häuschen schön gemacht hatten. „Die Fassade war gerade im Sommer letzten Jahres fertig geworden“, berichtet Schwiegersohn Bernd Hobritz. Selbst an seinem Geburtstag - er wurde am Sonnabend 54 - steckt er nun wieder in Arbeitsklamotten.

„Ich sehe für dieses Jahr kein Land“, schätzt Inge Krause (67) trotz aller Mühen ein. Ihr Mann ist schwer krank. Die Wohnung ist zu einer großen Baustelle geworden. Die gesamte Holzdielung musste raus, 40 Zentimeter tief wurde ausgeschachtet, um den Fußboden neu aufzubauen. Der Putz ist von den Wänden gehackt, nächste Woche kommen Trocknungsgeräte zum Einsatz. Peter Lamping und Yvonne Grote sind beeindruckt von den Schäden, aber auch von der Tatkraft, mit der die ganze Familie sich der Aufgabe stellt, wieder Normalität ins Leben zu bringen. Der Garten ist bereits wieder eine Wohlfühloase. Gewöhnlich werden hier mit 20 bis 30 Leuten Geburtstage gefeiert, doch am Sonnabend hat die gesamte Familie Krause/Hobritz nebst Enkel Kevin und einem Freund den ganzen Abend auf den Transport gewartet. Mit jedem Halt zum Aufladen unterwegs schob sich die Ankunftszeit nach hinten.

Als die Fahrzeuge endlich vor der Tür stehen, ist die Freude groß. Aus der Nachbarschaft kommt Hilfe zum Abladen. Eine nagelneue Waschmaschine ist dabei. Ansonsten gebrauchte Geräte vom Herd, über Fernseher, Mikrowelle, Kaffeemaschine, Staubsauger, auch Geschirr, Bettwäsche, Möbel, selbst Bett und Schränke... An Sortieren ist angesichts der aufziehenden Dunkelheit kaum zu denken. Bis 23.30 Uhr wird abgeladen.

„Wir haben wieder etwas für den Anfang“, weiß Siegfried Krause die Hilfe zu schätzen. Wofür gleich keine Verwendung in Schkortleben zu erkennen ist, das bleibt auf den Fahrzeugen und wird nach Weißenfels gebracht. Dort haben die Helfer am Sonntag noch einmal am E-Werk abzuladen, von wo aus die Sachen an Bedürftige in der Stadt gehen sollen. Viel Spielzeug, sogar etliche Kinderfahrräder sind darunter.

Die Ankunft des Hilfstransports in Schkortleben.
Die Ankunft des Hilfstransports in Schkortleben.
HEIKE RIEDEL Lizenz