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Hochwasser in Dehlitz Hochwasser in Dehlitz: Wann hat es ein Ende?

Von HEIKE RIEDEL 05.06.2013, 17:38
Sabine Buchal (r.) hat Ruth und Horst Lemnitz in der Feldmühle aufgenommen.
Sabine Buchal (r.) hat Ruth und Horst Lemnitz in der Feldmühle aufgenommen. MZ Lizenz

DEHLITZ/MZ - Tränen standen selbst hartgesottenen Feuerwehrleuten in Dehlitz in den Augen. Wann hat das Hochwasser ein Ende?, steht in den erschöpften Gesichtern geschrieben. So hart wie diesmal hat es das Dorf seit Jahrzehnten nicht getroffen. Mirko Lemnitz, der Chef der Helfermannschaft, die bereits seit dem Wochenende im Einsatz ist, musste erst einmal ins Bett geschickt werden.

Der „Wachwechsel“ durch die Ortswehren der Gemeindefeuerwehr Lützen klappte. Am Montag kam sogar Unterstützung aus Granschütz hinzu. In der Nacht zu Dienstag waren Gemeindewehrleiter Torsten Schubert und fünf seiner Männer vor Ort. Am Dienstag übernahm sein Stellvertreter Karsten Recke aus Göthewitz mit einer 15-köpfigen Mannschaft die Tagschicht. Doch wirklich erholen kann sich Mirko Lemnitz nicht. Denn das Grundstück , in dem er und seine Eltern wohnen, liegt in der Hintergasse mitten im Hochwasser. „Die Würste schwammen durchs Gewölbe“, erzählt Mutter Ruth Lemnitz. Hochwassererfahren wollte ihr Mann Horst, der auch 35 Jahre lang aktiver Feuerwehrmann war, mitten im Wasser ausharren. Nur den Hahn und seine fünf Hühner hatte er gewohnheitsgemäß zeitig ausquartiert.

Jetzt ist er froh, den Rat zur Evakuierung angenommen zu haben. Sein Sohn versucht aber wie viele Nachbarn weiterhin vor Ort klarzukommen. „Er muss sich jetzt auch mal ums Eigene kümmern“, zeigt Veronika Ezold volles Verständnis. Auch wenn das Wasser längst in ihrer Wohnung steht, sie weiß den bisherigen Einsatz der Feuerwehr zu schätzen. „Wir hatten gehofft, die Mühen zahlen sich aus, wir bleiben verschont“, sagt sie. Doch weit über die Hintergasse hinaus stehen nun Häuser im Wasser.

Gerade waren die Familien in der Adolf-von-Richter-Straße 10 mit den Renovierungsarbeiten fertig geworden. „Wenn das Wasser weg ist, fangen wir nun wieder von vorn an“, sieht Steffen Harz voraus. „Wir stecken den Kopf nicht in den Sand“, macht sein Nachbar Thomas Heinze ihm, sich selbst und allen Mut. „Hochwasser schweißt zusammen“, das hätte er in diesen Tagen deutlich erfahren, betont Harz.

Immer wieder böten Leute aus dem Dorf Hilfe an, wer konnte, fasste zu beim Füllen von Sandsäcken. Den Sand lieferte der ortsansässige Kiesgrubenbetreiber der Klaus-Gruppe, Holzpaletten die Firma Wächter Ladenbau. Ein Boot stellte die Tischlerei Geißler noch zur Verfügung. Gaststättenbetreiberin Dochka Mitbrodt sorgt dafür, dass die Hilfskräfte gestärkt an die Arbeit gehen.

Die älteren Menschen konnten überzeugt werden, die im Wasser stehenden Häuser zu verlassen. Als die Feldbetten im Vereinshaus und die Treppen anderer Quartiere sich als Problem erwiesen, fand Bürgermeisterin Christine Krößmann auch noch andere Plätze. Familien, Freunde, Nachbarn sprangen ein. Die Stimmung ist auf einem Tiefpunkt bei denen, die aus gesundheitlichen und Altersgründen nicht mehr so können, wie sie wollen. Seine ganze Kraft hatte der 79-jährige Rudi Zocher investiert, sein Grundstück von vorn und hinten mit einer Mauer zu schützen. Und die Feuerwehr hat mit ihm darum gekämpft, dass das Wasser sich keinen Weg ins Haus bahnt. Jetzt arbeiten die Pumpen dort ohne Unterlass. Zochers haben in Lösau Unterkunft bekommen.

Am Haus von Horst Lemnitz ist die Wasserstandsmarke von 1994 überschritten. Er sitzt mit seiner Frau und dem Hund in der warmen und trockenen Wohnküche bei Buchals. Dort kann er sich ordentlich versorgen, hat Waschgelegenheit und Toilette. „Wir helfen uns gegenseitig“, ist für Gastgeberin Sabine Buchal selbstverständlich. Sie hat die „Müllersuite“ in der Feldmühle Pörsten für Ruth und Horst Lemnitz hergerichtet.

Thomas Heinze und Steffen Harz (r.) wissen, dass noch viel Arbeit kommt.
Thomas Heinze und Steffen Harz (r.) wissen, dass noch viel Arbeit kommt.
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