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Hochwasser 2013 Hochwasser 2013: Wie die Einsatzkräfte die Katastrophe erlebt haben

Von Jan Iven 10.06.2018, 06:00
In Schkortleben transportiert ein Feuerwehrmann eine Familie während des Hochwassers von 2013 zu ihrem Haus.
In Schkortleben transportiert ein Feuerwehrmann eine Familie während des Hochwassers von 2013 zu ihrem Haus. Peter Lisker

Weißenfels - Bis an die Weißenfelser Feuerwache in der Leopold-Kell-Straße reichte das Hochwasser im Juni 2013 heran. „Wir konnten direkt an der Wache mit dem Schlauchboot in den Einsatz starten“, erinnert sich der stellvertretende Stadtwehrleiter Steve Homberg. Der 39-jährige Brandschutzexperte saß während der Katastrophe im Krisenstab der Stadt Weißenfels und unterstützte die Koordinierung der vielen Helfer.

„Wir wussten ungefähr, was auf uns zukommt und hatten etwa einen Tag Vorwarnzeit.“ Denn die Regenmengen und die Pegelstände am Oberlauf der Saale waren bekannt. Dass es so schlimm kommen würde und der Fluss bis auf 6,42 Meter ansteigt, hatte aber dann doch alle überrascht.

Hochwasser 2013: Viele der betroffenen Weißenfelser konnten rechtzeitig gewarnt werden

Viele der später betroffenen Weißenfelser konnten trotzdem rechtzeitig gewarnt werden. „Wichtig war es, die Heizungskeller vorher zu sichern, damit kein Öl austritt“, sagt Steve Homberg. In vielen Fällen wurde das Öl noch vorher abgepumpt.

Doch als das Hochwasser schließlich Weißenfels erreichte, stellte sich heraus, dass immer noch nicht alle betroffenen Anwohner in Sicherheit gebracht worden waren. „Wir mussten eine Pflegeeinrichtung an der Saale evakuieren. Das war alles andere als einfach, weil der Strom abgestellt werden musste und der Fahrstuhl nicht mehr funktionierte“, erzählt Homberg. Mit ihren Einsatzfahrzeugen und ihrem Boot unterstützte die Feuerwehr die Versorgung der Menschen in der Weißenfelser Innenstadt.

Hochwasser 2013: Etwa 350 Feuerwehrleute aus Weißenfels und den Ortsteilen rund um die Uhr unterwegs

„Einige Leute waren in ihren Häusern geblieben und mussten von uns mit dem Boot gerettet werden.“ In einem Fall leistete die Feuerwehr auch Amtshilfe für die Polizei. „In der Binnenfischerei wurden Fische gestohlen. Als wir die Polizei übergesetzt hatten, waren die Diebe allerdings schon weg“, sagt Steve Homberg.

Die etwa 350 Feuerwehrleute aus Weißenfels und den Ortsteilen waren während des Hochwassers rund um die Uhr unterwegs. „Wir hatten an den fünf Tagen mehr als 200 Einsätze und haben in Schichten gearbeitet“, sagt Steve Homberg. Für die Helfer eine riesige Anstrengung. Auch die Feuerwache wurde von den Fluten in Mitleidenschaft gezogen. So wurden die Wände dermaßen verzogen, dass die Tür nicht mehr zu öffnen war.

Hochwasser 2013: „Wir mussten sie dann aufbrechen und unten absägen.“

„Wir mussten sie dann aufbrechen und unten absägen.“ Immerhin: Nach dem Hochwasser war auch im Innenministerium endgültig klar, dass an einem Neubau der Feuerwache kein Weg mehr vorbei führt.

Die Ursache für das Hochwasser sieht Homberg ganz klar in den flussaufwärts liegenden Talsperren. „Die Katastrophe ist hausgemacht“, sagt er. Wenn die Betreiber die Wasserpegel zur Energiegewinnung nicht so hoch halten würden, könnten die Talsperren einen Teil der Fluten auffangen. Ob die Anlagen aber tatsächlich zum Hochwasserschutz geeignet sind, ist umstritten.

An die Bevölkerung richtet Steve Homberg den Appell, ausreichend Vorräte für einen solchen Katastrophenfall anzulegen. „Jeder sollte genügend Essen, Nahrung und lebenswichtige Medikamente für mindestens eine Woche im Haus haben“, sagt der Feuerwehrmann. Denn auch das nächste Hochwasser ist vermutlich nur eine Frage der Zeit. (mz)

Feuerwehreinsatz in Uichteritz beim Hochwasser 2013
Feuerwehreinsatz in Uichteritz beim Hochwasser 2013
Peter Lisker