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Historische Orte in Lützen Historische Orte in Lützen: Geschichte zum Hochzeitstag

Von HEIKE RIEDEL 09.08.2015, 14:01
Pfarrer Armin Pra tauft Lenia auf dem Arm ihres Vaters Christian Walter.
Pfarrer Armin Pra tauft Lenia auf dem Arm ihres Vaters Christian Walter.   Lizenz

LÜTZEN - Dort, wo gewöhnlich Touristen ein- und ausgehen, steht für wenige Stunden eine junge Lützener Familie im Mittelpunkt. Zuerst hat am Sonnabend die Standesbeamtin dem Paar im Schloss das Ja-Wort abgenommen. Danach erfüllt die Gustav-Adolf-Kapelle ihren Zweck als Gotteshaus. Dort gibt Pfarrer Armin Pra der Ehe von Susanne Fritzsche (27) und Christian Walter (34) Gottes Segen und tauft deren anderthalbjährige Tochter Lenia.

„Man kommt eben in Lützen nicht um die Geschichte herum“, sagt lachend Christian Walter, dem die Kleinstadt Heimat ist und immer bleiben soll. Das Standesamt im Schloss ist aus der Not geboren, weil der schöne Raum im Rathaus wegen der Bauarbeiten dort noch nicht wieder zur Verfügung steht. Doch auf die Gustav-Adolf-Kapelle ist die Wahl des Brautpaars ganz bewusst gefallen.

Dabei hat früher Susanne Fritzsche immer an die Kirche von Schkeitbar gedacht, wenn sie von ihrer Hochzeit träumte. Dort, in einem Ortsteil von Markranstädt in Sachsen, ist die Großschkorlopperin getauft worden, dort hatte sie ihre Konfirmation. Und Christian war schließlich gar keiner Kirche verbunden. Doch als er ihr die Kapelle als den Raum für ihre Trauung vorstellte, überzeugte sie das Haus, Und ihr gefällt das Umfeld, in dem die Gäste noch wandeln können und das auch wunderbare Fotomotive hergibt. Und Lenia wird durch ihre Taufe auch für immer erinnert an einen Ort, der in die Geschichte eingegangen ist. Mit solchen Gedanken war der „Lokalpatriotismus“ der jungen Frau schnell überwunden. Hat sich doch seit 2013 ohnehin ihr Wunsch erfüllt, einmal dort zu leben, wohin sie als Kind schon mit der Familie gern zum Einkaufen gefahren ist. „Ja Lützen war für mich ein erstrebenswertes Zentrum“, gibt die Bürokauffrau zu. Freundinnen hätten schließlich nachgeholfen, dass sie just dort 2012 ihren 197 Zentimeter großen Prinzen gefunden hat, der Bus fährt und ihr im vorigen Sommer auf der Selliner Seebrücke den Heiratsantrag machte.

Die junge Frau strahlt, als sie von ihrem Vater begleitet in die Kirche eintritt und auf ihren Auserwählten zuschreitet. Ganz in Weiß mit einem kurzen Schleier, Perlenschmuck, einem dezenten Haarreif in den dunkelblonden Locken. Dazu passend die Melodie von „The Rose“ als Live-Gesang. Nicht grundlos waren in der Dekoration des Raums also die Taschentücher versteckt. Lenia bestaunt mit großen Augen auf dem Arm des Brautvaters die verschiedenen Leuchter mit den brennenden Kerzen, den hohen wie ein Schiffsrumpf gewölbten Raum, die festlich gekleidete Familie, zu der noch etliche andere Kinder gehören.

Die Zeremonie wird das Ehepaar nicht vergessen. Bilder und das Licht von Tauf- und Traukerzen helfen, die Erinnerung zu vertiefen. Tauf- und Trauspruch sollen davon sprechen, was der Familie Halt gibt im Leben: „Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht“; „Wo du hingehst, will ich auch hingehen, wo du bleibst, bleibe ich auch, mein Volk ist dein Volk, dein Gott ist mein Gott.“

Als die drei Hauptpersonen des Tages wieder in die Kutsche steigen, die sie zur Fortsetzung der Feier in die Gaststätte nach Schkeitbar bringt, hat das Brautpaar ein paar Minuten zum Reflektieren und gedenkt Lenias Urgroßvaters. Er hat es um wenige Tage nicht mehr geschafft, das Fest mitzuerleben, er ist gestorben. Doch sein letzter Wunsch ist erfüllt. Die drei Menschen sind eine Familie geworden und haben damit die Familie, aus der sie kommen, jeweils um die Mitglieder der Familie des Partners vergrößert. Und sie haben Lenia vor dem Altarbild mit den Engeln über dem Schlachtfeld, Martin Luther und Gustav Adolf in die Glaubensgemeinschaft aufgenommen. Das könnte einmal auch ihr geschichtliches Interesse wecken, denn die Gedenkstätte erinnert an das, was den Namen der Stadt weit bekanntgemacht hat. (mz)