1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. Himmel weint und grummelt trotz Sonne, Mond und Sterne

Himmel weint und grummelt trotz Sonne, Mond und Sterne

Von CONSTANZE MATTHES 22.05.2009, 17:02

. - Sänger und Gitarrist Philipp Steidl spielt zum Abschied das letzte Lied. Auf seiner - wie er betont - verstimmten Gitarre. Es ist der "Abendgruß", der weder die Gäste in die Federn bringt, noch den Tag beendet. Ganz im Gegenteil. Nach dem Trio als Vorgruppe betritt eine Band die Bühne, die es eigentlich nicht geben sollte. In dieser Besetzung. Für Philipp Steidl klingen die Namen "Stern akustisch" und IC Falkenberg fremd. "Ehrlich gesagt, kenne ich die nicht. Uns war es wichtig, mal wieder gemeinsam zu spielen, anstatt als Vorgruppe nervös zu

sein", sagt der 22-Jährige. Aber die Jahre, als die Lieder der "Stern Combo Meißen" auf Amiga-Schallplatten gepresst wurden, liegen etwas vor der Zeit der drei Musiker im Alter zwischen 21 und 25 Jahre. Nun 45 Jahre nach der Geburtsstunde der bekannten Ostrock-Band feiern die Titel mit neuem Kleid und "Stern akustisch" ihre Renaissance, trotz der unlängst bekannten Bandquerelen.

Und die bringen Organisator Robert Weinkauf zum Scherzen. "Egal, ob ihr euch Mond Combo Döbeln genannt hättet, wir hätten euch trotzdem eingeladen", sagt er in Richtung IC Falkenberg und dessen vier Bandkollegen, Michael Behm, Alexander Procop, Frank Nicolovius und Michael Lehrmann, die sich schließlich verschmitzt als Mond Combo vorstellen, mit "Der weite Weg" loslegen. Eine Völkerwanderung aus Bänken und Trägern der Bühne entgegen setzt ein.

Hektisch schwirren Schwalben über den historischen Grund. Es ist die Warnung vor dem Gewitter, das mit dem Lied "Schnee und Erde" und ersten zarten Tropfen einsetzt, sich schließlich in Blitz und Donner und Regenguss austobt. Doch das Quintett spielt unverdrossen weiter. Die Fans trollen sich unter Sonnenschirme, IC Falkenberg lässt sich die Stimmung nicht verhageln: "Wir müssen durch ein Tiefdruck-Gebiet", scherzt der 48-Jährige. Dass die Zuhörer nicht nach Hause marschieren, zeigt, wie "Stern akustisch" fesseln kann. Mit erfahrenen, begeisternden Musikern, die ihr Handwerk nicht nur verstehen, sondern leben, und Liedern, die Erinnerung, Wandel und Neubeginn ausdrücken. "Eine Nacht" trägt ein Swing-Kleid, das Lied "Schönheit" kommt im Bossanova-Dress daher und lässt Ute und Hans-Jörg Winterberg tanzen. Im Regen und der Dunkelheit. "Es ist wunderschön", sagt das Paar aus Borau und singt bei "Also, was soll aus mir werden" mit. Nach zwei Stunden Sonne, Mond und Sternen nebst einem grummelnden und weinenden Himmel verabschieden sich die Fünf von der Bühne.

Auf dem Weg zu seinem Auto schwärmt Jürgen Herrmann aus Bad Kösen von dem Abend: "Das war Qualität. Art-Rock vom Feinsten." Nur ein kleiner Wermutstropfen bleibt: Dass dieses verrückte Spiel aus Klang, Rhythmus und Wetterwechsel den Schlosshof nicht komplett mit Konzertbesuchern füllen konnte.