Hauptmann treibt Steuern ein
Markröhlitz/Lobitzsch/MZ. - Eine solche ist für letzteren freilich nicht ungewöhnlich, weil er als Hauptmann in der Bundeswehr dient. Deshalb hat er zwei-, dreimal das Eierbetteln verpasst, doch ist die Teilnahme sonst für den 31-Jährigen Pflicht.
Glotz fing mit dem Straßendienst 1989 an. "Da sind die Hände von den Aluchips noch schwarz geworden. Heute werden die Büchsen dafür deutlich schwerer." Allerdings wären Euro-Umstellung und Hartz IV deutlich spürbar. Manche würden durchfahren, andere nur wenige Cent geben und ab und an fielen ein paar härtere Worte. "Doch wir bleiben freundlich, geben jedem einen Bonbon und auch den Kindern eine Kleinigkeit", so der 37-Jährige.
Am Sonnabend ist das Wetter erträglich. Allerdings haben sich die Markröhlitzer vor einigen Jahren in Weißenfels neue Uniformen schneidern lassen. Früher wurden diese vom Zeitzer Theater ausgeliehen und waren aus derbem Stoff. Da habe man bei 30 Grad Celsius zwischendurch schon mal duschen müssen, erzählt Glotz.
Im Nachbarort Lobitzsch ist das Fußball-Fieber ausgebrochen. Die Eierbettler-Girls tragen Trikots in deutschen, italienischen, tschechischen oder brasilianischen Landesfarben. Selbst die Musikanten Rolf Frischleder, Günter Hudak, Marcus Pinkny, Alexander Dathe sowie Carmen und Klaus-Dieter Hentschel haben die Flaggen der WM-Teilnehmerländer auf dem Shirt. Und mancher kommt mit einem richtigen "Fußball"-Kostüm am Körper ganz schön ins Schwitzen.
Sonne ist Erich Zeymer (78) als Landwirt allerdings gewöhnt. Er kennt die Pfingsttradition noch aus den 50er Jahren, als die Einzelbauern mit Pferdefuhrwerken in den Pödelister Wald fuhren. Seit 1992 wird sie nun vom Kultur- und Traditionsverein gepflegt. Seine Töchter Ricarda Weidling und Arite Riedel haben ihn damals überredet, wieder mitzumachen. Noch immer fährt er die bunte Schar mit einem von einem 42-jährigen MAN gezogenen Wagen durchs Dorf, wobei Enkel Martin schon mal mit ans Lenkrad darf. Auch Harald Börner bekommt an diesem Tag seine Maie und bedankt sich mit Eiern und diversen Getränken. Früher sei er selbst mit aktiv gewesen, nächstes Jahr sollen seine Söhne Martin und Florian die Familie vertreten. "Das gehört dazu auf dem Dorf", sagt der 42-Jährige.