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Granschütz Granschütz: Zarte Frauenhände restaurieren Orgel

Von klaus-dieter kunick 25.07.2013, 19:44
Sie kümmern sich um die Instandsetzung der Orgel in der Granschützer Kirche: Studentinnen der Hochschule für Musik in Halle. Im Bild: Sophie Tetzlaff, Magdalena Szesny und Lucia Müller (von links).
Sie kümmern sich um die Instandsetzung der Orgel in der Granschützer Kirche: Studentinnen der Hochschule für Musik in Halle. Im Bild: Sophie Tetzlaff, Magdalena Szesny und Lucia Müller (von links). Michael Thome Lizenz

gRanschütz/MZ - Ein Großputz an und in der Orgel in der Granschützer Kirche war diese Woche angesagt. Vier Studentinnen der Evangelischen Hochschule für Kirchenmusik in Halle und ihr ehemaliger Dozent Christoph Noetzel reinigten die Orgelpfeifen und führten zudem kleinere Reparaturen durch. Christoph Noetzel staunte immer wieder über die Handwerkskunst von Friedrich Ladegast, dem Erbauer. „Der Klang ist fantastisch“, schwärmte er. Nur beim Befestigen der Orgelpfeifen hatten die Handwerker damals nicht gerade Sorgfalt walten lassen: Sie befestigten lediglich nur jede zweite Pfeife. „Wenn das der alte Ladegast gesehen hätte, der hätte ihnen die Arbeit um die Ohren gehauen“, ergänzte schmunzelnd der ehemalige Dozent, der 15 Jahre dieser Arbeit nachging und sich nun in Altersteilzeit befindet. Magdalena Szesny, Sophie Tetzlaff, Almut Noack und Lucia Müller, sie studieren in Halle an der Hochschule, hörten Christoph Noetzel aufmerksam zu. Denn dass, was sie hier erleben, kriegen sie an der Schule nicht geboten. Man könne sich das in der Theorie eben schlecht vorstellen, wie so eine Orgel aufgebaut ist, meinte eine von ihnen. „Jetzt im Praktikum wird vieles klarer“, sprach Magdalena Szesny.

Jede Pfeife einzeln beäugt

Die vier Studentinnen setzten das fort, was im Vorjahr ihre Vorgänger bereits in die Wege geleitet hatten. Sie hatten nämlich die Orgelpfeifen ausgebaut und sorgfältig und schön sortiert aneinander in der Nähe der Orgel aufbewahrt. Die wurden nun einzeln beäugt, gesäubert und dann wieder eingebaut. „Hier schauen Sie einmal“, so Christoph Noetzel , „damals wurde das Fell von Lämmern hauchdünn mit verarbeitet.“ Dieses Fell an den Bälgen, das war nun verschlissen und musste ausgewechselt werden. Das übernahmen die jungen Frauen, die die Bälge neu beledert haben. Die Bälge sind sozusagen die Lunge der Orgel, dort wird der Wind, den die Pfeifen zum Klingen brauchen, gespeichert.

Doch nicht nur darüber stellten die Studentinnen Überlegungen an. Sie machten sich darüber hinaus Gedanken, welches Stück sie am Freitagabend auf der Orgel spielen werden. Schließlich sollen die Einwohner sehen, dass die Orgel wieder geht. „Viele Orgelpfeifen haben doch schon gar nicht mehr funktioniert “, erklärte Thea Kolonko, sie ist die Kirchenälteste. „Bis zum Freitagabend haben wir noch etwas Druck, alles hinzukriegen“, ergänzte Christoph Noetzel. Doch er zeigte sich zugleich optimistisch, dass diese Aufgabe zu schaffen sei.

Kenntnis in der Welt der Orgel

Flugs bewegten sich der Dozent und Almut Noack nach oben, auf das sogenannte Oberwerk. Dort müsse man die Orgelpfeifen zuerst stimmen, meinte der Hallenser fachkundig. Denn sind die Orgelpfeifen erst einmal eingebaut, komme man dort nicht mehr heran. Er bat von oben herab, dass Lucia Müller mal diese und mal jene Taste bedienen möge. Mal war es eben das große D, mal das große G oder das F. Die Studentinnen waren mit Eifer bei der Sache, die allerdings auch nicht bierernst an die Sache herangingen. Ihr Dozent machte es ihnen aber auch tatsächlich einfach, dass sie sich in der Welt der Orgel künftig gut auskennen. Es solle ja mal so sein, dass sie als Organistinnen später kleinere Reparaturen selbst ausführen sollen, um nicht gleich einen Orgelbauer mit Aufträgen einzudecken. Das Einbauen der Orgelpfeifen sei auf alle Fälle schwieriger als das Ausbauen, meinte Christoph Noetzel. Zu wissen, wie was zusammenhängt, das sei nicht einfach. Haben die Studentinnen das Tagwerk vollbracht, fahren sie nicht etwa nach Hause nach Halle. Nein, sie nächtigen in einem Bungalow am See. „Es ist urig dort“, sagte Sophie Tetzlaff und lächelte verschmitzt. „Die Gemeinde gibt sich große Mühe mit uns, das muss man sagen“, so der Dozent, der in einer Pension untergebracht ist.

Ein Lächeln hatte auch Thea Kolonko im Gesicht. „Ich hoffe bloß, dass viele Granschützer kommen und sich überzeugen, was für eine schöne Orgel wir haben“, sprach sie. Bis dahin wollen die Frauen des Fördervereins und aus der Kirchgemeinde noch anpacken und die Kirche innen säubern. Es sei ja doch allerhand Schmutz entstanden, was sich nicht vermeiden ließe bei den Arbeiten, so die Kirchenälteste. „Ich bin sehr glücklich über den Zustand unserer Orgel in der Kirche“, fügte Thea Kolonko hinzu. Dass die Bälge nun wieder frisch mit Leder versehen seien, das freue sie ungemein. Und auch Ortsbürgermeister Hilmar Geppert (parteilos) stand die Freude ins Gesicht geschrieben. Schritt für Schritt werde die Kirche saniert, meinte er. Bis zum Ende des Jahres könne beispielsweise der Turm fertiggestellt sein. Danach soll es an die Instandsetzung des Daches sowie an die Innenmalerarbeiten gehen.

Am Freitag findet 18 Uhr eine Abendmusik statt, die von den vier Studentinnen sowie ihrem Dozenten gestaltet wird. Es wird um eine Spende gebeten.

Er ist der Fachmann: Christoph Noetzel, der lange als Dozent an der Hochschule arbeitete. Er schaute sich die Orgelpfeifen alle genau an.
Er ist der Fachmann: Christoph Noetzel, der lange als Dozent an der Hochschule arbeitete. Er schaute sich die Orgelpfeifen alle genau an.
Michael Thomé Lizenz