Geschichte Langendorf Geschichte Langendorf: Zunftsitzung vor prominenten Besuchern in der Klosterkirche

langendorf/MZ - Am Ende ruft der frisch gekürte Meister Huber zum feucht-fröhlichen Gelage. Und er hat es sich verdient. Immerhin musste sich der Geselle zuvor einer schwierigen Prüfung vor der Schuhmacherzunft unterziehen. . .
Rund 60 geladene Gäste sind am Sonnabendabend in die Langendorfer Klosterkirche gekommen, um die Nachgestaltung einer Zunftsitzung aus früheren Jahrhunderten mitzuerleben. Und der Förderverein der Klosterkirche kann sich als Veranstalter über mangelnde Aufmerksamkeit wahrlich nicht beklagen. Fast scheint es, als sei das Gotteshaus an diesem Benefizabend zugunsten der Klosterkirche zum politischen Nabel des Burgenlandkreises geworden. Landrat Harri Reiche und der Weißenfelser Oberbürgermeister Robby Risch (beide parteilos) gehören ebenso zum erlesenen Gästekreis wie Bundestags- und Landtagsabgeordnete und weitere Vertreter aus Politik und Wirtschaft.
Doch im Mittelpunkt stehen zwei rührige Vereine: Der Langendorfer Burgverein, dessen Mitglieder in die Rollen der Vize- und Obermeister und der städtischen Ratsherren schlüpfen. Und der Förderverein der Klosterkirche, der die Ausgestaltung des Abends übernommen hat.
Meisterprüfung bei Schmalzstullen und Bier
Ein wenig abseits steht Wilfried Schreier in der Kluft der Klostermönche von einst. Nachdem sich vor knapp zwei Jahren der erste Teil der historischen Zunftsitzung dem Werdegang des Lehrlings Huber zum Gesellen gewidmet hatte, hat Schreier nun auch den zweiten Teil, die Meisterprüfung, aufgeschrieben. Dafür ist der 82-Jährige wie kaum ein anderer prädestiniert. Immerhin hat der Oberingenieur viele Jahre in der Weißenfelser Zentralstelle für Forschung und Technik der Schuhindustrie gearbeitet. „Hoffentlich klappt alles“, meint er. Wenige Minuten später lauschen die Gäste in der Klosterkirche bei Wein oder Bier und Schmalzstullen der Meisterprüfung des Gesellen.
Nachdem Huber, in der Gegenwart geht er als Peter Wahren durchs Leben, den theoretischen Teil überstanden hat, muss er ein Paar Schaftstiefel sowie je ein Paar Männer- und Weiberschuhe und -pantoffeln fertigen. Und das zur Zufriedenheit der Meister und Ratsherren. Die erheben zwischendurch ganz gern mal die Krüge mit Gerstensaft und stoßen auf Crispian und Crispianus, die Schutzheiligen der Schuhmacher, an. Bei der Begutachtung der Fußbekleidung sind sie schließlich gnädig, haben hier und da ein wenig zu mäkeln, doch am Ende darf sich Huber das blaue Barett als Zeichen des Meisterstandes auf den Kopf setzen lassen.
Bevor getafelt wird, muss schließlich Landrat Reiche noch für einen Spaß herhalten. Ein Schelm, der sich etwas dabei denkt, dass ihm die Weißenfelser Schuhmacherinnung ausgerechnet ein paar historische Schuhe in den rot-weißen Farben des Wappens der Kreisstadt Naumburg überreicht. Reiche müht sich sogar artig, die Schuhe anzuziehen, doch irgendwie passen sie nicht ganz. Hier soll noch mal nachgearbeitet werden, verspricht Olaf Schubert, der Vorsitzende des Klostervereins. Und er ist am Ende zufrieden mit einem Abend, der nach dem Gelage mit einer Schuhshow des Weißenfelsers Lutz Teetzen und einer Feuershow seine Fortsetzung findet.