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Geschichte aufgeschrieben von grüner Stadt an der Saale

Von KARIN GROSSMANN 17.01.2010, 16:04

WEISSENFELS/MZ. - 825 Jahre zurück führte er mit seinen drei Gesprächspartnern die über 40 an der Historie der Stadt interessierten Frauen und Männer, entwickelte in knapp zwei Stunden mehr als "825 Gedanken über Weißenfels".

Im Podium saß dieses Mal Mike Sachse, der Archäologe vom städtischen Museum auf Schloss Neu-Augustusburg neben ihm. Der wusste zu berichten, dass das Gebiet an der Saale seit der Steinzeit besiedelt ist. Funde auf dem Gelände der Oettler-Brauerei und auf dem Beudefeld (Weißenfels-West) beweisen das, wurden im Landesamt für Archäologie eingelagert. Sachse sprach von einer "wunderbaren Glasschale", die dazu gehört und ein Hingucker sei.

Auf Sumpf gebaut ist die Stadt, deren Namen vom vorhandenen weißen Felsen abzuleiten ist. Der sei nach Sachses Erkenntnis am 1. Juni 1192 erstmals schriftlich erwähnt. Der Mann hatte aus dem Fundus des Museums sogar eine Kiste mit einem Schädel mitgebracht. "Das soll der Schädel vom Weißenfelser Stadtgründer Otto dem Reichen sein", stellte ihn Johannes Kunze vor. Das Publikum lächelte, wusste schon vor der Auflösung, das es sich um einen Scherz handelte.

Die Stadtarchivarin Silke Künzel stellte Kunze als Expertin für die Zeit der Preußen vor, fragte sie aber zunächst, ob sie eine Gründungsurkunde der Stadt Weißenfels mitgebracht hat. "Die ist noch immer nirgendwo zu finden", antwortete sie. Deshalb gelte nach wie vor, dass Weißenfels vermutlich 1185 gegründet wurde. Sie gab Auskunft über die Entwicklung der Berufe, des Handwerks, der Zünfte, wusste auch zu sagen, wie lange das unehrenhafte Handwerk des Scharfrichters in Weißenfels ausgeübt wurde.

Als Spezialisten für die Herzogszeit stellte Kunze den früheren promovierten Lehrer Otto Klein vor, der bereits zwei Bücher zur Geschichte des Gymnasiums illustre Augusteum, der Gelehrtenschule der Weißenfelser Herzöge (1664 bis 1794) herausgegeben hat. Er wusste nicht nur zu berichten, wie sich die Stadt während der Herzogszeit baulich entwickelt hatte, sondern erinnerte an das Fürstenhaus und die Kavaliershäuser. Profitiert hatte die Residenz zudem von der sich entwickelnden Kultur, Komponisten und Literaten, die in Weißenfels wirkten. Klein hatte weiter geforscht und Akten mitgebracht, die bewiesen, wie zu barocker Zeit vom Hofstaat Schlittenfahrten geplant wurden, wie getafelt wurde. Klein benannte jene Zeit als "Blütezeit der Stadt".

Mitgebracht hatten Sachse und Künzel auch das Manuskript der neuen Stadtchronik. Dafür haben 23 Autoren Texte beschrieben (die MZ berichtete). "Ende April soll sie erscheinen", kündigte Sachse an. Mit Texten und vielen Bilder gefüllt werde sie 500 Seiten haben.

"Mein neues Buch kommt früher raus", erklärte Otto Klein. Es sei gerade im Druck, verriet er und soll Ende März erscheinen. "Barockes Weißenfels - Grüne Stadt am Fluss" hat er es genannt, und ließ schon einmal das farbenfrohe Deckblatt durch die Runden gehen.

Auch Fragen aus dem Publikum waren in der von der Volkshochschule veranstalteten Reihe am Ende zugelassen. Der an der Stadtgeschichte interessierte Großkorbethaer Helmut Thiele meinte, dass die neue Chronik wohl bald wieder umgeschrieben werden müsse. Dann, wenn Großkorbetha und umliegende Orte, die 300 Jahre älter sind als Weißenfels, im nächsten Jahr zwangseingemeindet würden.