Gästeführerverein Weißenfels Gästeführerverein Weißenfels: Mode mal anders

Weissenfels - Auf Schnupperkurs haben sich am Sonntag rund 60 Besucher der Stadt Weißenfels begeben. Eingeladen und neugierig gemacht hatte dazu der Gästeführerverein der Saalestadt aus Anlass des bevorstehenden Weltgästeführertages am 21. Februar. „Wir möchten den Gästen mal etwas anderes bieten“, stellte die 1. Vorsitzende Silke Ziegs das Anliegen der Veranstaltung vor. Gleich vier Führungen sollte es geben - jede nur 30 Minuten lang. So durften sich die „Touristen auf Zeit“ zwischen Baustilen von der Gotik zur Moderne, Brunnen im Wandel der Zeit, Schulen in der Saalestadt und Mode entscheiden.
Frank Meudtner, Leiter des Agricolagymnasiums in Hohenmölsen, der mit seiner Frau Uta auf touristischen Pfaden unterwegs war, entschied sich schnell. „Schule habe ich jeden Tag. Also wollen wir mal etwas über Baustile erfahren.“ Ilona Eichhorn aus dem thüringischen Zschorgula zog es zu den Brunnen. „Wir sind vor einem Jahr aus dem Brandenburgischen hierher gezogen und waren noch nie in Weißenfels. Da wäre für uns Neulinge wahrscheinlich jede Führung recht“, meinte sie und ihr Mann Matthias nickte.
Der relativ kleinen Modegruppe schloss sich unter anderem Sabine Beyer aus Weißenfels an. „ich denke, man kann auch in dieser Richtung etwas dazu lernen“, zeigte sich die 64-Jährige motiviert.
Jana Prokop, seit 2000 Gästeführerin in Weißenfels, schlenderte mit ihrer Gruppe vom Markt bis in die Jüdenstraße. Gut behütet und wärmend bekleidet mit einem Pelzcape schlug die 53-Jährige eine Brücke von der Stein- in die Neuzeit. Wie entstand Mode? Für wen war sie gedacht? Wer machte sie? „Mode finden wir solange wir denken können. Felle, Bast, Flachs, und Leder dienten in der Steinzeit eher zum Wärmen. Erst später, so zeigen auch etliche Gemälde im Weißenfelser Schloss, demonstrierten sie Standesunterschiede.“ Das so genannte Trachtenprivileg habe die Reichen von den Armen unterschieden. Stoffe und Schmuckstücke wie Schnallen und Knöpfe - hier besonders schön zu sehen im Barock, der Weißenfels prägte, war dem Gesinde verboten zu tragen.
Doch wie kam die neueste Mode zu ihren Kunden? Prokop reichte Bilder herum. Es gab Puppen aus Holz, die angekleidet und in die Paläste und Schlösser gebracht wurden. Der Buchdruck löste sie ab, bis schließlich die Anziehpuppen aus Papier und Modezeitschriften die Runde machten. Die Runde der „Mode-Gruppe“ hatte das Geschäft „Mode-Express Nr. 1“ erreicht, wo ein Blick auf die neuste Frühjahrsmode, drapiert auf Schaufensterpuppen. zu sehen ist. Am Eingang Jüdenstraße fällt das Schild Änderungsschneiderei auf. Es steht heute leer. „Heute gibt es leider nur noch zwei Schneidereien in der Stadt“, erzählt die Gästeführerin. Früher seien Quarg, Friedländer und Tischers gute Adressen gewesen. Einige aus der Gruppe erinnern sich daran.
So unter anderem Rosel und Heinrich Trautmann. Weiter geht es zum Stadtbrunnen, wo noch einmal barocke Mode für Damen und Herren in Augenschein genommen werden konnte. Nur einen Steinwurf entfernt ist der weltbekannte Modefotograf Horst P. Horst 1906 geboren worden . Ein Blick nach oben lohnt also auch, fand die Gästeführerin. Nach knapp einer halben Stunde ist der kleine Mode-Exkurs zu Ende. „Uns hat es gefallen“, resümierte das Ehepaar Trautmann. Sabine Beyer indes hätte sich noch stärkere Bezüge zur Stadt bei diesem Thema gewünscht. „Vielleicht könnte man später die Schuhmode noch mit einbinden“, so ihr Vorschlag. Der gute Anfang mit dem Schnupperkurs war jedenfalls gemacht. (mz)