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Ganztagsbetreuung in Weißenfels Ganztagsbetreuung in Weißenfels: Betriebsruhe steht zur Diskussion

Von Bärbel Schmuck 28.02.2015, 08:30

Weißenfels - Die Stadt Weißenfels stellt Planungen von Betriebsruhe in ihren Kindertagesstätten (Kita) für das kommende Jahr zur Diskussion. „Wir haben das Thema angesichts steigender Personalkosten angeschoben“, informierte der zuständige Fachbereichsleiter bei der Stadt, Maik Trauer, die Mitglieder des Sozialausschusses während ihrer jüngsten öffentlichen Sitzung.

Ganztagsbetreuung wird stärker genutzt

Weil alle Kinder angesichts des veränderten Kinderförderungsgesetzes (Kifög) Anspruch auf Ganztagsbetreuung in einer Kita haben, nutzen Eltern zunehmend dieses Angebot. Sprösslinge, die nun länger als zuvor in den Einrichtungen bleiben, im Schnitt etwa bis 15 und 16 Uhr, erforderten einen höheren Einsatz von Personal, erläuterte Trauer. „Wir haben keine Neueinstellungen vorgenommen, sondern die Arbeitszeit der Erzieher auf bis zu 40 Wochenstunden erhöht, was eine höhere Belastung für sie bedeutet.“ Trauer verweist auf eine hohe Altersstruktur und einen gestiegenen Krankenstand innerhalb des städtischen Personals. Man sei hart am Limit.

Situation ist sehr unterschiedlich

Die Situation sei aufgrund der Größe der Kitas in der Kernstadt mit mehr als 20 Beschäftigten wie im „Knirpsenland“ und in den Ortsteilen, unter anderem mit vier Arbeitskräften, sehr unterschiedlich, schilderte Trauer. Niemand von den Mitarbeitern habe nach Betriebsruhe als Mittel für eine entspanntere Situation gerufen, sondern Kita-Leiterinnen hätten der Stadt als Träger den prekären Ist-Stand beschrieben. Gespräche mit Eltern seien zum Teil bereits geführt worden. Die Diskussion dieses Themas, das im Stadtelternrat behandelt worden sei, habe aber erst begonnen. „Wir schreiben keiner Kita etwas vor, jede Einrichtung ist aufgefordert, mit den Eltern zu sprechen, um gemeinsam nach einer vernünftigen Lösung zu suchen“, unterstrich der Fachbereichsleiter für Bürgerdienste. Zudem seien die jeweiligen Ortsbürgermeister eingebunden.

Aushang kann kein Gespräch ersetzen

Franz Patzschke, für die Fraktion Bürger für Weißenfels/Landgemeinden sachkundiger Bürger im Ausschuss und Ortsbürgermeister in Tagewerben, pflichtete Trauer bei. Ein Aushang im Kindergarten, der Eltern über Schließungen wegen Urlaubszeiten (sprich: Betriebsferien) in den Sommerferien oder zwischen Feiertagen informiere, könne niemals ein Gespräch ersetzen, äußerte Patzschke. „Man muss miteinander reden, nur Kommunikation hilft, Probleme zu lösen“, sagte er.

Betriebsruhe ist nicht familienfreundlich

„Betriebsruhe ist ein Rückschritt und nicht familienfreundlich“, machte Kreiselternratsvorsitzende Christin Buchheim ihrem Herzen Luft. Sie ist Mutter von zwei Kindern, die eine Kita besuchten, wo Mütter und Väter der hier zu betreuenden Mädchen und Jungen fast alle berufstätig seien. Betriebsruhe sei mit Zwangsferien verbunden, die weder für Kinder noch Eltern hilfreich seien. „Für Familien wird die Urlaubsplanung deutlich und unnötig erschwert, die Kinder sind gezwungen, auf Bezugspersonen verzichten zu müssen, sich an andere Erzieher und Kinder, anderes Spielzeug, eine neue Umgebung zu gewöhnen“, sagte sie ablehnend.

Dies bringe für den Nachwuchs viel Unruhe, sei eine psychische Belastung. Entsprechend belastet seien dann auch Eltern. Maik Trauer wiederholte, dass sich alle Beteiligten „vor Ort“ darüber unterhalten müssten, weil die Situation in jeder Einrichtung, je nach Größe der Kindergärten, sehr unterschiedlich sei. (mz)