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Flut-Katastrophe 2013 Flut-Katastrophe Juni 2013: Fischerei in Weißenfels rappelt sich langsam wieder auf

Von Petra Wozny 25.07.2017, 09:00
Frische Forellen aus den Teichen werden besonders gern gekauft. Susan Kalks mit zwei prächtigen Exemplaren.
Frische Forellen aus den Teichen werden besonders gern gekauft. Susan Kalks mit zwei prächtigen Exemplaren. Michael Thomé

Weißenfels - Am Alten Saalearm befindet sich in Weißenfels ein besonders idyllisches Fleckchen Natur. Hier schlängelt sich die Saale ruhig und gemütlich um das etwa acht Hektar große Eiland. Drei Angelteiche gibt es und etliche Hälterbecken. Hobbyangler wie der 77-jährige Johann Kühn kommen schon am frühen Morgen, dann, wenn auch das Team der Binnenfischerei auf den Beinen ist. Die Zucht und der Handel florieren in der ältesten Fischerei der Saalestadt.

Jahrhundert-Hochwasser 2013 hat der Fischerei in Weißenfels schwere Schäden zugefügt

Endlich muss gesagt werden, denn eigentlich schwammen noch vor knapp vier Jahren Karpfen, Störe und Forellen in rund 30 Hälterbecken. Heute sind es gerade noch sieben, die bevölkert sind. Das Hochwasser 2013 hat dem Betrieb schweren Schaden zugefügt. „Wir rappeln uns gerade einmal wieder hoch“, sagt Mitarbeiterin Antje Hartung.

Die Binnenfischer schätzen, dass es noch ein Jahrzehnt dauern wird, bis das Unternehmen auf dem Stand von vor dem Jahrhunderthochwasser ist.

Erinnerungen an die Flut in der Binnenfischerei in Weißenfels: Überall schwammen Fische mit dem Bauch nach oben

Hubert Reichardt wohnt mit seinem Bruder Steffen und den Familien gleich neben dem Unternehmen. Das Rauschen der Saale ist ihm in Fleisch und Blut übergegangen. Doch im Juni vor vier Jahren war alles anders. Die Wettermeldungen seitens des Hochwasseramtes seien immer bedrohlicher geworden.

Das Wasser der Saale sei ungebremst in die Hälterbecken geschossen, ließ sie schließlich überlaufen. „Überall schwammen die Fische, die meisten mit dem Bauch nach oben“, erinnert sich Antje Hartung an das grausige Bild. Jeder habe versucht, Tier um Tier zu retten. Und jeder musste ohnmächtig zusehen, wie die wertvolle Ware zugrunde ging beziehungsweise sogar gestohlen wurde, das Fischfutter durch das Wasser unbrauchbar wurde, die Lagerhallen überfluteten und die Pumpen schließlich versagten.

Unterm Strich verzeichnet die Fischerei einen Verlust des gesamten Bestandes der Forellen - in Summe drei Tonnen, einer Tonne Forellensetzlinge, fast drei Tonnen Karpfen und 10,5 Tonnen Störe. Hinzu kam der materielle Schaden an den Gebäuden. Alles in allem bezifferte sich der Schaden auf rund 335.000 Euro.

Nach der Flut sprangen viele Einrichtungen und auch das Land der Fischerwei Weißenfels zur Seite

„Das ist das Ende, schoss es uns durch die Köpfe“, erinnert sich Hubert Reichardt, der das Gelände mit seinem Bruder seit sieben Jahren in Pacht hat. Vier Wochen sei kein Pfennig in die Kasse gekommen. Dann floss in die Fischerei endlich Geld. 5.000 Euro seien an Soforthilfe gekommen, weit über eine Viertelmillion Euro steuerte das Landesverwaltungsamt bei. Auch die Kirchengemeinde und der hiesige Rotary-Club spendeten.

Es habe aber auch zahlreiche Helfer aus der Region gegeben, die uneigennützig der Fischerei zur Seite standen. So konnten die Lager- und Schlachtehallen in Schuss gebracht, ein neuer Fischbestand und Technik beschafft werden - eine gute Basis, um wieder durchzustarten.

Die Störe fehlen noch, ansonsten erinnert nichts mehr an die Katastrophe. Idylle hat Einzug gehalten, so wie sie Angler und Touristen lieben. Etwa 20 Tonnen Fisch bringen die Saalefischer in den Umlauf und verkaufen ihn an Hotels, Gaststätten und Landgasthöfe. Den größten Absatz jedoch erleben die Fischer im eigenen Geschäft. (mz)

Juni 2013: Hubert Reichardt im überfluteten Lager der Fischerei.
Juni 2013: Hubert Reichardt im überfluteten Lager der Fischerei.
Privat