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Flüchtlinge im Burgenlandkreis Flüchtlinge im Burgenlandkreis: Zuhause für alleinreisende Mädchen

Von Heike Riedel 21.10.2016, 05:59
Zwei weibliche Flüchtlinge
Zwei weibliche Flüchtlinge dpa/Symbol

Weißenfels - Im Burgenlandkreis gibt es seit Mitte September ein Haus für unbegleitete minderjährige weibliche Flüchtlinge. Die Arbeiterwohlfahrt Weißenfels hat die in der Weißenfelser Innenstadt angesiedelte Einrichtung in ihrer Trägerschaft, darüber informierte die Leiterin des Hauses, Heike Henschler. Damit hat der Burgenlandkreis auf die Ankunft von allein reisenden Mädchen unter den Flüchtlingen reagiert. Zunächst hat er sechs im Alter von 16 bis 18 Jahren in den zwei Wohnungen mit einer gemeinsamen großen Küche untergebracht. Elf Plätze stehen zur Verfügung.

Mit dem Weißenfelser Haus betritt der Burgenlandkreis Neuland. Denn in der Vergangenheit hat er sich nur auf unbegleitete männliche Minderjährige einstellen müssen, die ihm zugewiesen wurden. So hat er seit November letzten Jahres acht Wohngruppen für sie neu eröffnet, sagte Andrea Gatzmanga vom Jugendamt des Burgenlandkreises während einer Veranstaltung der SOS-Gruppe „Häusliche Gewalt und Stalking“.

Projekt in Weißenfels: Noch einzigartig in Sachsen-Anhalt

Nach ihren Worten ist die Weißenfelser Einrichtung noch einzigartig in Sachsen-Anhalt. Sie stellt die Behörden, Träger und Betreuer aber auch vor ganz neue Herausforderungen. Die aus verschiedenen afrikanischen Ländern kommenden Jugendlichen bekommen vom Jugendamt des Burgenlandkreises einen Vormund. Sie leben zunächst mit Duldungsbescheinigung in Deutschland. Sie lernen in den Räumen der Berufsbildenden Schulen Deutsch, kochen selbst, so wie sie es von zu Hause gewohnt sind.

Ohne Dolmetscher und Psychologen

Nur in Ansätzen ist bisher bekannt, was die jungen Frauen zur Flucht bewegt hat und sie in der Vergangenheit durchlebt haben. Psychologische Fachbetreuung und Dolmetscher stehen dem sozial und pädagogisch ausgebildeten Fachpersonal nicht zur Seite. Doch mit viereinhalb solcher Stellen und einer für die Hauswirtschaft ist gegenwärtig eine 24-stündige Betreuung für die Mädchen abgesichert.

Die Verständigung ist schon wegen der Sprachbarrieren schwierig, es wird mit Zeichen, Bildern und Anschauungsmaterial gearbeitet, berichtete Heike Henschler. Auch hat es schon einmal eine Ausreißerin gegeben, weil das Mädchen ihren Bruder in Halle wusste. Also muss man sich auch mit Fragen der Familienzusammenführung beschäftigen, wobei dies für Geschwister ohne Eltern Probleme mit sich bringt - weil zu wenig bekannt ist über die Verhältnisse, aus denen die Mädchen kommen. (mz/hr)