Finderlohn kommt per Post Finderlohn kommt per Post: Uichteritzer gibt verlorenes Portemonnaie ab

Uichteritz - Marianne Matthes (81) ist den Tränen nahe, als sie am Telefon Bringfried Schatz in Uichteritz überschwänglich dankt. Die Weißenfelserin hat gerade ihr Portemonnaie aus dem Weißenfelser Edeka-Center abgeholt, wo sie es hatte liegenlassen. Alles ist noch drin: 45 Euro, Ausweis, Scheckkarte... Am nächsten Tag trifft per Post ein Umschlag mit einem Finderlohn in Uichteritz ein.
Reiner Zufall
Der 63-jährige Schatz war in der Vorwoche mit seiner Frau in die Neustadt gefahren. Sie erledigte ein paar kleine Einkäufe, er holte sich am Backwarenstand gegenüber von Edeka einen Kaffee. Als er sich einen Platz suchte, fiel sein Blick auf eine Geldbörse, die auf einem Tisch lag, und eine junge Frau, die sich scheinbar abgewendet hatte. „Die ist aber leichtsinnig“, dachte sich Schatz. Doch sie ging weiter. Als die Frau von Bringfried Schatz kam, bat er sie, das Portemonnaie abzugeben. Der Uichteritzer sagte, dass er nach einer Bitte seine Adresse hinterlassen habe. Und kaum sei er daheim gewesen, hätte er auch schon den Anruf von Frau Matthes erhalten.
Ehrlich durchs Leben gehen
„Ich hatte ja nicht mal reingeschaut in die Geldbörse“, erzählt er nun. Die Frage, ob alle Uichteritzer so ehrlich sind wie er, konnte Schatz natürlich nicht beantworten. Es sei aber nicht sein erstes Portemonnaie gewesen, das er gefunden habe. „Immer habe ich sie zurückgegeben.“ Eine Ausnahme sei höchstens, wenn er mal etwas Bares auf der Straße finde. „Wem soll ich das zurückgeben? Aber wir sind dazu erzogen worden, ehrlich durchs Leben zu gehen“, sagt Bringfried Schatz.
Nicht selbstverständlich
Er erzählt, wie er selbst mal in DDR-Zeiten die Geldbörse samt Ausweis und Fahrerlaubnis verloren hatte. Es sei zwar ein Kollege gewesen, der sie ihm zurückbrachte, doch angesichts der 800 Mark, um die es sich handelte, hätte dieser schon schwach werden können. Immerhin war das damals ein Monatsverdienst. Aber auch er habe mal ein Portemonnaie gefunden. In ihm befanden sich zwar nur ein paar Euro, aber sämtliche Papiere. Als Schatz es abgeben wollte, sah er nur eine Hand in der Tür, die sich ohne Dankeschön schnell wieder schloss. Auch Uichteritzern konnte er schon Verlorenes zurückgeben. „Aber da lässt man sich ja höchstens mal einige Bier ausgeben.“ Insofern habe er sich natürlich über den Finderlohn sehr gefreut. (mz)