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Ferienjobs sind Mangelware

Von Yvette Meinhardt 17.06.2008, 17:33

Lagnitz/MZ. - Susann Fischer hat es geschafft. Nur noch eine mündliche Prüfung, dann liegt die Schulzeit hinter ihr. Mit ihrem Abitur in der Tasche beginnt die 20-Jährige im September eine Ausbildung zur Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin am St. Elisabeth-Krankenhaus in Halle. Bis dahin wollte sie sich etwas Geld verdienen.

"Ich arbeite stundenweise im Eiscafé Wunderlich in Teuchern. Doch ich hätte noch Zeit für einen weiteren Ferienjob", erzählt die junge Frau aus Lagnitz. In den letzten Jahren hat sie bereits Zeitungen ausgetragen, Kartoffeln gelesen und Unkraut gejätet, Erdbeeren gepflückt und Zwiebeln sortiert, sich um Behinderte gekümmert und im Krankenhaus ohne Bezahlung ein Praktikum absolviert. Jetzt wollte sie wieder auf dem Erdbeerfeld in Meineweh pflücken und erhielt eine Abfuhr: "Mir wurde glattweg gesagt, man nimmt nur Polen. Da bin ich richtig sauer. Auf der einen Seite schimpft man über die Jugend, und will man sich andererseits engagieren, bekommt man nur einen Korb."

Mit 18 Jahren hat sie den Führerschein gemacht, ist also mobil und fahrbereit. Nur zu weit weg sollte der Job nicht sein, sonst fressen die Benzinkosten den Lohn auf. Diese Geschichte nahm die MZ zum Anlass und fragte bei verschiedenen Firmen nach Ferienjobs.

Der erste Anruf geht zu Claudia Funk, Erdbeerfeld Meineweh. "Unsere Firma sitzt in Hirschfeld bei Zwickau, daneben haben wir mehrere Plantagen. Es gibt Pflückfelder wie vor Leipzig, wo richtige Pflücker die Früchte ernten", erzählt sie. Am Freitag hätte sie zehn Helfer gebraucht, doch wegen des schlechten Wetters kam nur einer. In Meineweh handele es sich um ein Selbstpflückfeld. Hier würden die Verkäufer entscheiden, ob sie zusätzlich Erdbeeren pflücken und zum Verkauf anbieten. Schüler würde Frau Funk nehmen.

"Grundsätzlich gibt es bei uns Ferienjobs, doch die Schüler müssen sich für unsere Einrichtung eignen", sagt Bernhard Maier, Leiter der Caritas Förderstätte Julius von Pflug Schelkau. Häufig greife man deshalb auf junge Leute zurück, die schon ihr Freiwilliges Soziales Jahr in der Einrichtung gemacht haben. Diese kommen im Studium oft zu Praktika zurück und erhalten dann eine kleine Aufwandsentschädigung. Bei Kaufland in Borau gibt es keine Ferienjobs, das habe die Geschäftsleitung so entschieden, heißt es kurz und knapp am Telefon. Im Globus Handelshof Theißen können Schüler und Studenten bei der Inventur helfen, doch diese ist in den Ferien bereits vorbei. Reine Ferienjobs gibt es nicht.

Fehlanzeige auch bei der Osterland GmbH Teuchern. "Zum einen haben wir kaum Nachfragen, zum anderen hat der Gesetzgeber die Schranken für Schülerarbeit sehr hoch gesetzt", sagt Geschäftsführer Mathias Krieg. Problematisch seien vor allem die Versicherung und Absprachen mit Eltern.

Bei Tönnies Fleisch Zerlegebetrieb in Weißenfels gibt es zwar freie Ausbildungsplätze, aber keine Ferienjobs. "Für die Arbeiten braucht man eine fachliche Qualifikation. Zum zweiten sprechen gesetzliche Grundlagen dagegen", sagt Pressesprecher Markus Eicher.