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Familiencoaching Familiencoaching: Vater aus Hohenmölsen boxt sich tapfer durch

Von Klaus-Dieter Kunick 21.04.2015, 13:51
Mit Julia und Lukas herumzutoben, das mag Silvio Kühn aus Hohenmölsen. Der Vater kam dank des Familienprojektes in Arbeit. Ohne diese Unterstützung hätte es für ihn wesentlich schlechter ausgesehen auf der Suche nach einem Job.
Mit Julia und Lukas herumzutoben, das mag Silvio Kühn aus Hohenmölsen. Der Vater kam dank des Familienprojektes in Arbeit. Ohne diese Unterstützung hätte es für ihn wesentlich schlechter ausgesehen auf der Suche nach einem Job. Peter Lisker Lizenz

Hohenmölsen - Das Leben ist kein Wunschkonzert. Diese Erkenntnis hat Silvio Kühn in aller Deutlichkeit erfahren. Seine Träume von einst mussten der Realität weichen - dahinter verbergen sich zunächst Julia (5) und Lukas (6). Die zwei Steppkes kennen oft kein Halten, da geht es schon mal über Tisch und Bänke. Quicklebendig sind die zwei. Zu viel wird das dem 32-Jährigen nicht. Und selbst wenn - es ist niemand weiter da, der hier eingreifen könnte. Denn: Silvio Kühn ist alleinerziehender Vater, seit vier Jahren kümmert sich der Hohenmölsener um die Kinder.

Kreisverwaltung kümmert sich um alleinstehende Mütter und Väter

Zur Realität gehört inzwischen auch, dass der junge Mann wieder ein regelmäßiges Einkommen hat. Er ist einer von 232 Menschen aus der Region, die seit 2012 in Arbeit gebracht worden sind. Die Kreisverwaltung setzte drei Mitarbeiter ein, die sich vorrangig um alleinstehende Mütter und Väter kümmert, die keinen festen Job haben. Glück für Silvio Kühn. In seinem Leben lief einiges schief, räumt er ein. Da war beispielsweise nach der 8. Klasse eine Malerlehre angedacht, die er jedoch nicht abschloss. „Ich hatte die falschen Freunde“, ist von ihm zu erfahren. Auch die Umschulung zum Teilezurichter brachte nichts ein. Eine Zeit lang waren gar Drogen im Spiel. Am Ende lief auch die Ehe schief. Silvio Kühn spricht davon, dass das kein Ruhmesblatt ist, was er da hinlegte.

Der Burgenlandkreis unterstützt seit 2012 Mütter und Väter, die keinen Job haben. Aus dem Grund wurden drei Betreuer eingesetzt, die bis zum Sommer des Vorjahres 90 Familien in den Regionen Naumburg, Weißenfels und Zeitz bei der Suche nach Arbeit zur Seite stehen sollten. Diese Zahl wurde übertroffen, bisher konnten 232 Menschen in Arbeit gebracht werden.

Es geht um die Zusammenarbeit zwischen den Familien, Jobcenter, Jugendamt und Unternehmen. „Was so einfach klingt, ist ein hartes Stück Arbeit. Um diesen jungen Leuten zu einem Job zu verhelfen, sind vielfältige Hilfen notwendig“, berichtet Christel Nägler. Sie ist in der Kreisverwaltung als Familien-Integrations-Coach angestellt. „Wir begleiten sie beispielsweise zur Schuldnerberatung, gehen mit zu den Vorstellungsgesprächen oder helfen auch bei der Bewerbung.“

Doch dann ging es langsam bergauf. Als ihm die Kinder zugesprochen werden, unterstützt ihn zunächst eine Familienhelferin. „Sie war eine große Hilfe für mich.“ Doch wo Licht ist, ist auch Schatten: Seinen Job in einem Leißlinger Betrieb, in dem es Schichtdienst zu verrichten galt, musste er aufgeben. Kinder und Job - beides auf die Reihe zu kriegen, war nicht machbar. Es folgte die Arbeitslosigkeit. Doch nur bis zu dem Zeitpunkt als ihn vor mehr als einem Jahr Katja Berger ansprach, die im Bereich Weißenfels für das Familien-Coaching verantwortlich ist. „Ich habe einen motivierten Mann vorgefunden“, er habe sofort zugestimmt, ihn in das Familienprojekt zu integrieren. Seit der Zeit arbeitet der Hohenmölsener als Autoaufbereiter im Autozentrum in Langendorf (siehe Beitrag unten). Inzwischen kommt der Familienvater immer besser ins Rennen.

Routine aufgekommen

Mittlerweile sei sogar so etwas wie Routine aufgekommen: Morgens sechs Uhr aufstehen, waschen, anziehen und die Kleinen mit dem Auto in den Kindergarten bzw. in die Schule fahren. Von da aus gehe es auf Arbeit. Nach 16 Uhr dann in umgedrehter Reihenfolge. „Ich versuche konsequent zu sein. Nach dem Sandmann fällt für die Kinder der Hammer.“ Er habe das Laufen gelernt, sprich, den Haushalt und die Kinder in den Griff bekommen. Und der Job? „Es wäre schön, wenn ich für immer dort bleiben könnte. Ich fühle mich wohl.“ Die Geschäftsführer müssen wohl von seiner Leistung überzeugt gewesen sein - mit Beendigung des auf elf Monate befristeten Projektes erhielt der 32-Jährige einen festen Arbeitsvertrag. Befristet für zwei Jahre. Der Hohenmölsener schwärmt - es herrsche ein gutes Arbeitsklima, mit dem Verdienst komme er aus, zum Sparen reiche es aber nicht. „Ich muss mir mein Geld sehr gut einteilen, sonst wird nichts.“

Wie geht es nun weiter im Leben des alleinstehenden Vaters? Seit zwei Jahren habe er eine neue Freundin. Gleichfalls aus Hohenmölsen. „Sie hat vier Kinder, ich zwei. Da wird es schwer, eine geeignete Wohnung zu finden.“ (mz)