Fachkräftemangel in Weißenfels Fachkräftemangel in Weißenfels: Baucentrum sucht nach Experten

Tagewerben - Im Baucentrum fehlen Fachleute. „Wir haben richtig gut und viel zu tun und auch ausgebildetes Personal, aber wir wollen noch zwei, drei Vertriebler für Baustoffe einstellen“, sagt Niederlassungsleiter Johannes Schulte. Es müssen Verkäufer sein, die Häuslebauer und -modernisierer von Jung bis Älter beraten können, die sich bestens auskennen in der Branche und nicht wie die Blinden von der Farbe reden, schildert Schulte.
„Einen Kraftfahrer kann ich zum Beispiel nicht als Baustoffeverkäufer im Vertrieb einsetzen“, schildert er. Der verstehe nichts von Steinen und Wärmedämmung, könne nicht Firmen- oder Privatkunden beraten, die durch Internet-Recherchen belesen sind und mit gezielten Vorstellungen kommen. Wenn Not am Mann sei, springe er selbst ein. Vor allem beim Thema Fliesen könne er mitreden und fachgerecht beraten. Mit der Agentur für Arbeit arbeite das Unternehmen eng zusammen, die Kollegen dort wüssten um das Problem Fachkräftemangel, sagt Schulte. Zudem begrüße er, dass das Land Sachsen -Anhalt eine Fachkräfte-Initiative starten wolle (siehe Beitrag „Landesinitiative“). „Ich würde mir allerdings Konkreteres dazu wünschen“, merkt Schulte kritisch an.
Wenn das Baucentrum noch mehr Mitarbeiter als „Vertriebler“ wie Jens Koziol hätte, ginge es dem Betrieb besser. „Ich bin angekommen in meiner Arbeitswelt“, erklärt der 34-Jährige aus Mücheln im Saalekreis. Über die Vermittlung der Arbeitsagentur sei er nach Tagewerben gekommen. „Wenn ich nicht meinen Motorradunfall gehabt hätte, wäre wohl alles anders gekommen“, sagt der gelernte Tischler.
"Das stehen sie gesundheitlich gar nicht durch"
Nach mehreren Operationen und einer anschließenden Reha eröffneten ihm die Ärzte, dass Koziol in der Fensterbaubranche nicht mehr tätig sein könne. „Das stehen sie gesundheitlich gar nicht durch“, lauteten die Aussichten. Mit körperlich schwerer Arbeit war es also aus. Riesengroße Fenster mit zwei, drei Kollegen zu tragen, das ging nicht mehr. „Mir blieb nach langer Krankschreibung nur der Weg in die Arbeitslosigkeit oder Umschulung“, berichtet er.
Das Ziel hieß für ihn Umschulung zum Kaufmann im Großhandel. Jens Koziol, der mit Frau und Sohn in Langeneichstädt bei Mücheln zu Hause ist, drückte die Schulbank mit über zehn Jahre jüngeren Lehrlingen. „Ich war der Vati in der Klasse“, erinnert er sich. Fragen wie „Was will der hier bei uns?“, musste er über sich ergehen lassen. Es sei keine leichte Zeit gewesen. „Aber da musste ich durch und ich habe es nicht bereut“, zieht er sein eigenes Fazit.
Der „Vertriebler“, wie sein Job salopp in Kurzform im Baucentrum genannt wird, ist heute Abteilungsleiter für Innenausbau. „Dass ich das geschafft habe, da bin ich schon ein bisschen stolz drauf“, gibt der Fachmann für energiesparende Wärmedämmung zu. Doch Jens Koziol macht kein Geheimnis draus, wenn er sagt, dass die Arbeitsberater beim Amt den Job nicht auf dem Tablett servieren. Soll heißen, dass sich jeder Arbeitssuchende auch selbst bemühen müsse. „Der eigene Wille ist der Motor, um Türen zu finden, die sich für einen selbst auch öffnen“, sagt der Familienvater. Er spreche aus Erfahrung. (mz)