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"Es hat mir immer Spaß gemacht" "Es hat mir immer Spaß gemacht": Was ein Fahrlehrer in 45 Berufsjahren so erlebt hat

Von Andrea Hamann-Richter 04.03.2021, 08:00
War mit Leib und Seele Fahrlehrer: Wilfried Damerau. Nun ist er im Ruhestand.
War mit Leib und Seele Fahrlehrer: Wilfried Damerau. Nun ist er im Ruhestand. Peter Lisker

Weißenfels - Wilfried Damerau erinnert sich noch ganz genau an die Situation, als ein Mann, etwas älter als 75 Jahre, vor einigen Jahren seine Fahrschule betrat. Er wollte unbedingt seinen Führerschein machen. Das war ihm wichtig, denn seine Frau war erkrankt und seitdem gehbehindert. Daher konnte sie nicht mehr den geliebten Garten erreichen. Deshalb setzte sich der Rentner nochmal auf die Schulbank. Nachdem er die theoretische und die praktische Prüfung bestanden hatte, konnte er von da an seine Frau im Auto zum Garten fahren.

„Er war da wirklich emsig bei der Sache“, sagt Wilfried Damerau voller Respekt. Solche Geschichten aus seinem Berufsleben wird Wilfried Damerau nicht vergessen. Dass der Weißenfelser seit Anfang des Jahres im Ruhestand ist, wird daran auch nichts ändern.

Sorgen um seine Nachfolge musste er sich nicht machen

Sorgen um seine Nachfolge musste er sich nicht machen. Die Fahrschule übernahm sein langjähriger Mitarbeiter Marcel Eichler. Auf 45 Arbeitsjahre kann Wilfried Damerau zurückblicken. Aufgewachsen in Weißenfels, war ihm schon nach dem Schulabschluss nach der zehnten Klasse klar: „Ich wollte ins Verkehrswesen.“ Also lernte Wilfried Damerau erst den Beruf des Kraftfahrers und anschließend sattelte er zum Fahrschullehrer um. Bis zur Wende war er in diesem Beruf bei der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) tätig.

Am 1. August 1990 beschloss der Mann, sich selbstständig zu machen. Er begann mit der Ausbildung von Pkw-Fahrern und erweiterte sein Angebot auf Motorrad- und Traktor- bis hin zur Lkw- und Busausbildung. Er unterrichtete außerdem Menschen, die den Führerschein für den Gabelstapler benötigten, lehrte, wie Ladungen auf großen Transportern und Lkw richtig gesichert werden. Darüber hinaus schulte er noch zukünftige Fahrer von Gefahrguttransportern.

Aus einer reinen Fahrschule zu einer Verkehrsschule

Außerdem brachte er selbst auch zukünftigen Fahrlehrern den Beruf bei. So erweiterte er sein Unternehmen aus einer reinen Fahrschule zu einer Verkehrsschule für Umschulungen, Aus- und Weiterbildungen auf dem Gebiet des Berufskraftfahrers im Güter- und im Personenverkehr. Langweilig sei es nie geworden, sagt der 66-Jährige. Jeder Schüler habe sein eigenes Lernverhalten und -pensum gehabt, da gab es langsame und sehr schnelle Schüler und interessant sei es in den Jahren immer geblieben, neue Menschen kennenzulernen.

Mit seinen Motorradschülern hatte er eine besondere Verbindung, denn Wilfried Damerau fuhr und fährt selbst gern auf einer Maschine. Daher lud er seine Fahrschüler zum Ende der Motorradsaison im August oder September zu einer gemeinsamen Tour ein. Vorher hätten sie alle miteinander abgesprochen, wo es hingehen solle und dann starteten die Ausfahrten, beispielsweise in den Harz, nach Thüringen oder zum Kyffhäuser. „Es hat mir immer Spaß gemacht in diesem Beruf zu arbeiten“, zieht er ein Fazit.

Nach 45 Arbeitsjahren freut er sich nun, dass er sich seinen Hobbys vermehrt widmen kann. Wenn es wieder möglich sein wird, sind es Reisen mit seiner Frau. Vielleicht eine Donaukreuzfahrt bis ins Delta, nach Österreich oder Tirol. Bis dahin genießt der Mann die Zeit und fährt gerne mit seiner kanadischen Can-Am, einem futuristisch wirkenden Motorrad mit drei Rädern, und erkundet die Region. (mz)