Ernährung Hohenmölsen Ernährung Hohenmölsen: 16-jährige Schülerin lebt vegan

hohenmölsen/MZ - Laura Kroker ist eine außergewöhnliche Schülerin - essenstechnisch gesehen. Die 16-Jährige ist Veganerin. Einige Vegetarier gäbe es am Agricolagymnasium in Hohenmölsen, aber Veganer? Das ist durchaus noch eine Seltenheit, weiß Birgit Lemnitz: „Es kommt darauf an, was es mittags vegetarisch zu essen gibt. Bei Möhreneintopf mit vegetarischem Würstchen essen drei, vier mit, bei Spirelli mit Tomatensoße gleich 60 Schüler“, so die Frau aus der Küche. Laura dürfte die einzigste Veganerin am Gymnasium sein.
Mit Schulessen hat Laura Kroker nichts im Sinn. Wann genau die Ernährungsumstellung erfolgte, könne sie auf Anhieb gar nicht sagen. Irgendwann vor ein paar Jahren wollte sie zunächst wissen, was sich hinter vegetarischer Ernährung verbirgt. Laura wird im Internet fündig und erfuhr dort, warum sich Menschen überhaupt vegetarisch ernähren wollen und bekennt freimütig: „Ich kannte damals noch nicht einmal den Unterschied von vegetarisch und vegan.“ Doch deswegen stellte das Mädchen noch lange nicht ihre Ernährung um. Das passierte vor etwa zwei Jahren. Und auch nicht von heute auf morgen. „Ich habe in kleinen Schritten meine Ernährung umgestellt.“ Es begann damit, dass sie zunächst kein Schnitzel mehr aß. „Dann kam immer mehr dazu, was ich nicht mehr gegessen habe“, berichtet die Schülerin der Klasse 11a. Nach dem Verzicht auf Fleisch achtete sie darauf, welcher Käse auf den Tisch kommt und auch Süßigkeiten wurden unter die Lupe genommen.
Der Veganismus lehnt generell eine Nutzung von tierischen Produkten ab. Merkmal der vegetarischen Ernährungsweisen ist das Meiden von Nahrungsmitteln, die von getöteten Tieren stammen, wie Fleisch und Fisch. Unterschiede zeigen sich bei der Einbeziehung von Lebensmitteln, die vom lebenden Tier stammen, wie Eier, Milch und Honig.
Das Wort vegan geht auf den Engländer Donald Watson zurück, der 1944 die Vegan Society gründete. Nach der Nationalen Verzehr-Studie von 2008 ernähren sich in Deutschland rund 0,1% der Bevölkerung vegan, insgesamt etwa 80.000 Menschen.
Der Weltvegantag ist ein internationaler Aktionstag, der erstmals am 1. November 1994 anlässlich des fünfzigsten Jahrestags der Gründung der Vegan Society stattfand und seitdem jährlich am 1. November gefeiert wird.
Wer will, kann über Veganer in einem Buch nachlesen, das eine Verlegerin aus Bielefeld herausgab - die suchte bundesweit Schüler, die sich vegan ernähren. Genau das Richtige für die Schülerin aus Hohenmölsen, die in dem Buch neben anderen ihre Erfahrung kundtat. Auf der Leipziger Buchmesse im Vorjahr wurde das Buch vorgestellt. „Ich habe aufgeschrieben, wie ich zum Veganismus kam und ich habe meine ethischen und moralischen Gründe genannt.“ Ihre Philosophie dabei: „Tier und Ernährung, das ist für mich eine Einheit.“ Zu den Missständen bei Tieren nennt Laura Kroker die Massentierhaltung, und auch das Quälen von Tieren oder deren Aussetzen kann die Schülerin nicht akzeptieren. Ob die eigenen Mitschüler über Laura Kroker Bescheid wissen? „Einige sicher, aber die meisten wohl kaum“, sagt sie lächelnd.
Die Hochburg der Veganer - Leipzig
Und ihre Eltern? Was sagen die? „Anfangs hatte sich mein Vati schon ein bisschen gesorgt. Aber mittlerweile kennt er sich aus und weiß, dass Veganismus nichts mit Mangelernährung zu tun hat.“ Ihre Mutter toleriere ebenfalls ihre Ernährung. Dass die Hohenmölsenerin dennoch in der Öffentlichkeit immer wieder auf Unverständnis stößt, daran hat sich Laura Kroker gewöhnt: „Viele denken, dass ich als Veganerin nicht viel zu essen habe“, erzählt sie und muss schmunzeln. So können Veganer morgens auf Müsli zurückgreifen oder auf eine Toastschnitte, mittags reiche das Essen von der Gemüsepfanne über Nudeln mit Tomatensoße bis hin zur Pizza. Und auf die Hochburg der Veganer verweist die Schülerin ebenfalls - Leipzig. Dort könne man sogar ins Restaurant für Veganer gehen und viele Supermärkte hätten sich auf diese Ernährung eingestellt. Aber sie bekennt, dass es für Einsteiger schwierig sei, denn wer sich vegan ernähren wolle, der müsse beim Einkaufen genau auf die Zutatenliste der Produkte achten. Das müsse man eben lernen, was sich hinter bestimmten Produkten verberge. Bei Süßigkeiten sei mitunter Gelatine drin, die sie ablehne.
Der Weltvegantag, der am Freitag gefeiert wurde, sei für die Hohenmölsenerin ein Tag wie jeder andere gewesen. Dass sie sich im Internet informierte, welche Veranstaltungen stattfanden, das war für die Hohenmölsenerin klar. Wichtig sei, dass mehr Gutes für die Tiere getan werde. Dabei ist die 16-Jährige selbst Vorbild: Zu Hause tummeln sich in einem großen Raum quietschvergnügt sieben Meerschweinchen: Zwei kommen von Tierschutzfreunden aus der Nähe von Berlin und zwei weitere aus der Nähe von Köln. Allen Tieren gehe es einwandfrei. Eins sei aus dem Tierheim Weißenfels - es wurde einfach ausgesetzt, ärgert sie sich. „Das ist mein Intensivpatient, denn es erging ihm schlecht.“ Dank ihrer guten Pflege sei das Meerschweinchen nun über den Berg. „Damit es diesen guten Zustand überhaupt erreichen konnte, habe ich es nachts zwei- dreimal gefüttert.“ Klar, bei so viel Tierliebe würde Laura Kroker, vorausgesetzt die schulischen Leistungen im Abitur stimmen, später einmal gern Veterinärmedizin studieren.
Weitere Informationen unter www.notmeeris-vermittlung.webnode.com