Erinnerungen an den Karneval Erinnerungen an den Karneval: Ehepaar fühlt sich dem Weißenfelser Verein verbunden

weissenfels/MZ - „Früher mussten wir für den Elferrat eine Gasse freihalten“, erinnert sich Richard Knoblauch an glorreiche Zeiten des Weißenfelser Karnevals.
Die Veranstaltung des 1. WKC beginnt am Sonnabend, 1. März, 20.11 Uhr, im Weißenfelser Kulturhaus. Neben zahlreichen Gastvereinen der Umgebung ist auch eine große Delegation der Narren-Ober-Liga aus der Partnerstadt Kornwestheim dabei. Am Sonntag, 2. März, beginnt um 14 Uhr der Karnevalumzug durch die Weißenfelser Innenstadt. Karten für den Samstagabend gibt es unter anderem in der Touristinformation, Markt 1.
Bis zu 1 000 Leute und mehr drängten sich im damaligen Kreiskulturhaus. „Von Freitag bis Faschingsdienstag gab es mehrere Veranstaltungen. Es ging meist die halbe Nacht durch“, weiß Brigitte Knoblauch noch.
Premiere als Prinzessin
Es war 1972, als die damals 17-jährige Weißenfelserin zum ersten Mal beim Karneval dabei war. Und das gleich als Prinzessin. „Manche haben sich am nächsten Nachmittag einen guten Morgen gewünscht, weil sie erst mal ausschlafen mussten“, berichtet sie über die tollen Tage in den 70er Jahren. Mit ihrer Begeisterung für das närrische Treiben sollte sie bald auch ihren Freund anstecken. Nachdem sich beide im August 1974 im Freibad näher kennengelernt hatten, mischte Richard Knoblauch im Herbst des selben Jahres schon beim 1. Weißenfelser Karnevalclub mit. „Da gab’s viele Aufgaben. Wir haben zum Beispiel die Leute vor Ort verheiratet“, erzählt er, betrachtet alte Schwarz-Weiß-Fotos und schwärmt: „Das war einfach eine wunderschöne Zeit.“ Schnell ging es die karnevalistische Karriereleiter nach oben. 1976 wurde Richard Knoblauch „Minister für Justiz“, war als solcher für Ordnung und Sicherheit zuständig - kein eben leichter Job beim damaligen Andrang. Doch der junge Mann sollte sich bis zur Wende 14 Jahre lang auf dem Ministerposten halten. Und auch Brigitte Knoblauch mischte all die Jahre ordentlich mit im närrischen Volk, war Zeremonienmeisterin und 1976 erste Frau im Elferrat.
Prinzenpaar im Jahr 1982
Ein Höhepunkt ihrer närrischen Laufbahn wurde jenes Jahr, in dem beide zum Prinzenpaar auserkoren wurden. Wann das war? Brigitte Knoblauch muss nachdenken und findet dann den zeitlichen Bezug: „Das war in dem Jahr, als in der Sowjetunion Parteiführer Breshnew gestorben ist, da ist nämlich eine Veranstaltung ausgefallen.“ Breshnew starb einen Tag vor dem 11. 11. 1982.
Zurück an die Saale
Mit der gesellschaftlichen Wende sollte auch für die beiden begeisterten Karnevalisten vieles anders werden. Die gelernte Finanzkauffrau und der Diplom-Volkswirt zogen nach Schwedt in Brandenburg, wo Richard Knoblauch zunächst als Geschäftsführer in einer Fabrik für Kinderschuhe arbeitete. Sieben Jahre lang waren die beiden weg von Weißenfels, doch dann führte ihr Lebensweg wieder zurück an die Saale. Sie baute ein Beratungsstudio für Körperpflege auf, das heute in der Brauhausgasse zu finden ist. Er betreut Firmen als freier Wirtschaftsberater.
Ventil für jedermann
Und der Karneval? Bald mussten die Rückkehrer feststellen, dass sich viel verändert hat. Die große Begeisterung für das närrische Treiben hatte sich gelegt, das Kulturhaus kämpfte ums Überleben. „Zu DDR-Zeiten war der Karneval eine Art Ventil, eine Gelegenheit für jedermann, mal so richtig die Sau rauszulassen“, meint Richard Knoblauch. Mittlerweile gab es offenbar andere Ventile, das Angebot für Unterhaltung und Zerstreuung wurde vielfältiger. „Dass der Karneval in Weißenfels heute fast künstlich beatmet werden muss, tut schon weh. Dabei knien sich der Elferrat und die anderen wirklich richtig rein“, weiß Brigitte Knoblauch.
Bis heute fühlen sie sich dem Weißenfelser Karneval hingezogen. Irgendwann nach ihrer Rückkehr aus Schwedt stiegen sie zwar als Vereinsmitglieder aus, doch der Draht zu den vielen langjährigen Akteuren blieb erhalten. Und in der Familie beteiligt sich längst die nächste Generation aktiv am närrischen Treiben. Der heute 34-jährige Christian, einer von drei Söhnen, hat sich von Kindesbeinen an anstecken lassen und wird zur Jubiläumsveranstaltung am Sonnabend als Mitglied der Prinzengarde dabei sein. Ins Kulturhaus kommen dann auch Brigitte und Richard Knoblauch. Und sicher werden die beiden auch diesen oder jenen Schwank aus den glorreichen Zeiten des Weißenfelser Karnevals zu erzählen wissen.

