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Einzelkämpferin steht älteren Menschen hilfreich zur Seite

Von KLAUS-DIETER KUNICK 12.04.2010, 19:09

WEISSENFELS/MZ. - Ursula Wege ist eine Einzelkämpferin. Sie hat ihr Gewerbe "Seniorenservice" ordnungsgemäß angemeldet und bietet beratende Dienstleistungen an. "Ich helfe Bedürftigen im Alltag, um für sie mehr Lebensqualität zu erreichen", sagt sie. Zu ihren Aufgaben gehören dabei unter anderem der Schriftverkehr, die Unterstützung beim Stellen von Anträgen, die Hilfe beim An- und Auskleiden sowie die Hilfestellung in Haus und Garten.

"Sehr gern werde ich zum Beispiel als Entlastung angesehen, wenn es um die Betreuung von an Demenz erkrankten Personen geht." Die pflegenden Partner hätten ihre Arbeit als Erleichterung und wirkliche Entlastung angesehen. "Wir hätten es bitter nötig in Weißenfels, mehr für die älteren Menschen zu tun", sagt sie. Reine Pflegeleistungen am Patienten bietet sie hingegen nicht an.

Die Weißenfelserin bringt dafür einige Erfahrungen im Umgang mit dem Menschen mit. Jahrelang arbeitete sie im Personalwesen eines Großbetriebes, wurde jedoch irgendwann selbst arbeitslos. Zu Hause hinhocken, das komme für sie nicht in Frage. Also krempelte die heute 58-Jährige die Ärmel hoch und meldete 2006 ihr Gewerbe an. "Vater Staat auf der Tasche liegen, das ist nicht mein Ding." Ursula Wege legte los. Ihre Philosophie heißt: Sozialdienste können nicht in jedem Fall die Leistungen erbringen wie sie. Denn die Dienste stehen unter einem zeitlichen Druck. Die Weißenfelserin hingegen würde sich diese Zeit nehmen.

Die Unterstützung, die sie anbietet, müssen die Älteren jedoch bezahlen, die Preise seien verhandelbar. Die von ihr erbrachten Leistungen über die Pflegekasse abzurechnen, werde allerdings abgelehnt. Letzten Endes gehe es darum, dass die Pflegekassen Geld einsparen. Das wiederum wies Holger Paech, Pressesprecher im Ministerium für Gesundheit und Soziales in Sachsen-Anhalt, zurück: "Es geht nicht darum, dass irgendwer auf Kosten der älteren Menschen sparen will", sagt er. Unterstützungsbedürftigkeit beim Aufsetzen von Schreiben sei nicht mit Pflegebedürftigkeit gleichzusetzen. Er habe nichts gegen die Initiative von Ursula Wege, aber im Ministerium sehe man die Sachlage anders: Ältere Menschen, die ihren Alltag nicht ohne Unterstützung bewältigen können, haben je nach Hilfeerfordernis verschiedene Möglichkeiten der Unterstützung. Bei einem pflegerischen Unterstützungsbedarf besteht die Möglichkeit der Hilfe aus der Pflegeversicherung, Ansprechpartner seien die Pflegekassen. "Viele Sozialdienste, Seniorentreffs, Beratungsstellen leisten ebenso Unterstützung", fügt der Ministeriumssprecher hinzu.

"Das stimmt so leider überhaupt nicht", erklärt eine nicht genannt sein wollende Leiterin eines Pflegedienstes in Weißenfels, sie widersprach Paech heftig. Wer keine Pflegestufe vorweisen könne, habe schon mal ganz schlechte Karten. Und wer Hilfe im Haushalt oder im Garten benötige, müsse sich privat jemanden suchen. In der derzeitigen Pflegesituation sei es kaum machbar, dass ihr Personal Arbeiten übernehme, die preislich verhandelbar seien, so wie das Ursula Wege mache. Wenn das eben nicht funktioniere, erwidert Paech, dann wäre es wünschenswert, wenn Verwandte, Freunde und Bekannte Senioren bei den Dingen des Alltags unterstützen. So habe der ältere Mensch seine ihm vertraute Umgebung und ihm bekannte Personen um sich herum.

Bei sozialer Unterstützung gebe es zudem die Möglichkeit der Hilfe durch das Sozialamt. Sollte eine ständige Betreuung notwendig werden, ist ein Betreuer über das Amtsgericht zu bestellen. Paech: "Nicht richtig ist und von mir entschieden zurückgewiesen werden muss die These, dass ältere Menschen auf der Strecke bleiben, weil ihnen niemand hilft." Auch der Aussage stimmt die Leiterin des Pflegedienstes keinesfalls zu: "Wer den Gang zum Sozialamt geht, muss bildlich gesprochen, die Hosen runter lassen und nachweisen, das er absolut nichts mehr in der Tasche hat", merkt sie an. Hilfe sei von dort kaum zu erwarten.