"Eine große Familie" "Eine große Familie": Wegen Liebe zum Detail fährt Bastler 500 Kilometer nach Lützen

Lützen - Mehr als 90 verschiedene Aussteller nahmen am Wochenende an der Modellbauausstellung des Plastmodellbauclubs Leipzig im Lützener Gasthof „Roter Löwe“ teil. Die weiteste Anreise hatte dabei Torsten Roßmann aus Karlsruhe. Bei seiner Ankunft standen auf dem Tacho seines Wagens 510 Kilometer mehr, berichtet der 54-Jährige. Warum der zweite Vorsitzende des Plastik Modellbau Clubs Kurpfalz einen so weiten Weg auf sich nimmt? Aus Freundschaft, erklärt der Bastler. „Das ist wie bei jedem anderen Hobby auch eine große Familie“, sagt er über die Szene. Schon seit 2008 besucht er die Treffen der Leipziger Modellbaufreunde Jahr für Jahr.
Liebe zum Detail: Militärmaschinen sind das Steckenpferd des Karlsruhers
Der Karlsruher liebt den Austausch mit anderen, reist auch regelmäßig nach Frankreich, in die Schweiz oder nach Tschechien. Anhängig vom Ziel unterscheiden sich die Treffen. In Lützen etwa bauen viele Modellbauer Fahrzeuge der Nationalen Volksarmee oder Flugzeuge der Sowjetarmee nach. „Das ist bei uns nicht so vertreten“, so Torsten Roßmann. Er sei aber durchaus offen für Modelle aus dem Osten. Einen Bausatz hat er am Samstagnachmittag auch schon von einem Händler erworben. Die „Avia S-99“ will Torsten Roßmann zu Hause zusammenbauen. „Das ist eine tschechische Propellermaschine“, erklärt der Modellbauer.
Militärmaschinen sind das Steckenpferd des Karlsruhers. Besonders stolz ist der ehemalige Zeitsoldat auf ein Modell des von der Bundeswehr genutzten Lastwagen MAN5. Denn diesen hat er einst selbst gefahren und darum an der Miniaturausgabe selbstverständlich auch sein einstiges Nummernschild angebracht. Überhaupt legt Torsten Roßmann bei den Ausstellungen Wert darauf, den Besuchern auch Wissen zu vermitteln. Die von ihm zusammengebauten Modellbauflugzeuge ergänzt er um kleine Texte und Bilder von Piloten, welche die Maschinen einst geflogen haben. So wird jedes Modell zum unverwechselbaren Einzelstück.
Job ist Voraussetzung, um sich das zuweilen kostspielige Hobby zu leisten
Insgesamt hat Torsten Roßmann schon mehr als 250 Modelle zusammengebaut, erzählt er. Dabei ist für ihn der Weg das Ziel. „Wenn ich langsam in das Endstadium komme, dann ist das ein tolles Gefühl“, erklärt er seine Leidenschaft. Auf dem Weg zum fertigen Flugzeug oder Fahrzeug ergeben sich immer wieder Schwierigkeiten. Diese zu meistern, ohne alles entnervt in die Ecke zu schmeißen, das mache einen Teil des Reizes aus. Ein Modellbauer braucht zweifelsohne nicht nur Fingerfertigkeit, sondern auch Ausdauer sowie Kreativität.
Und natürlich Zeit. Allein an seinem Bundeswehr-Lastwagen habe er bis zu sechs Wochen gesessen, berichtet Torsten Roßmann, der noch berufstätig ist. Doch ein Job ist die Voraussetzung, dass man sich das zuweilen kostspielige Hobby auch leisten kann. Gerade bei einem Treffen von Gleichgesinnten wie in Lützen können die Ausgaben in die Höhe schnellen.
Dabei hätte der Karlsruher eigentlich noch genügend unfertige Modelle zu Hause. Aber wie bei vielen Bastlern und Sammlern gilt offenbar auch für ihn die Maxime - lieber haben als hätten. Ausgehen werden ihm die Modelle jedenfalls so schnell nicht. „Das reicht für zwei Leben, was ich noch nicht gebaut habe“, sagt Torsten Roßmann mit einem Lächeln. (mz)