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Eine Auflösung auf Befehl

Von Petra Wozny 16.10.2006, 18:54

Hohenmölsen/MZ. - Befehl ist Befehl. Aber dieser hier, einen ganzen Standort aufzulösen, ist schon etwas besonderes. Nun gilt es, die Schließung des Standortes für alle Soldaten und zivilen Mitarbeiter möglichst verträglich umzusetzen, sagt Bataillonskommandeur Dietrich Jensch.

Der 43-jährige Offizier hat einen ungewöhnlichen Bezug zum Standort Hohenmölsen und geht zur Ahnengalerie. Hier zeigt er auf das zweite Foto. Sein Bruder ist dort abgebildet. Der war von 1994 bis 1996 in Hohenmölsen ebenfalls Kommandeur. In der 50-jährigen Geschichte der Bundeswehr ist es einmalig, dass zwei Brüder denselben Verband führen. Von Dietrich Jensch wird es in dieser Traditionsgalerie kein Foto geben. "So wie sie hier hängt, wird sie an die Heeresflugabwehrschule nach Rendsburg übergeben. Dort wird die Tradition der aufgelösten Flugabwehrbataillone gepflegt", sagt er.

Aufgelöst wird in der Hohenmölsener Kaserne vom Bleistift bis zum Flak-Panzer alles. Während modernes Material in andere Kasernen verlagert wird, kommt altes auf den Schrott. Das ist der einfachere Teil der Transformation, wie die Auflösung in der Fachsprache genannt wird. Schwieriger ist es mit den Menschen.

Oberstleutnant Jensch befehligt rund 600 Mann. Die Masse kommt aus Sachsen-Anhalt und Sachsen. Schon jetzt würden die Gespräche für die Versetzungen laufen. Die lägen nicht immer ortsnah. "Ich habe die Aufgabe, die Leute in die Ferne zu schicken", umreißt der Offizier das Versetzungsprozedere. Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg stünden da als Ziel. Auch der Standort Gera sei im Gespräch. "Jeder weiß, dass Hohenmölsen geschlossen wird. Die Einsicht, selbst Erschwernisse auf sich zu nehmen, ist da", schildert Jensch aus den Gesprächen. Doch gehe es ans Persönliche, würden Einsicht und Notwendigkeit manchmal auseinander driften. Der Kommandeur plädiert für soziale Verträglichkeit. Nur in der letzten Konsequenz würde die Versetzung befohlen.

Oberstleutnant Jensch betrachtet die Auflösung des Standortes als herben Verlust für die Stadt. Am 16. Mai kommenden Jahres wird es das letzte öffentliche Gelöbnis geben. Gleichzeitig wird der Auflösungsappell stattfinden und die Patenschaftsurkunde an das Sanitätsregiment Weißenfels übergeben. Was aus der Immobilie wird, weiß er nicht. Die geht Ende kommenden Jahres an die Bundesagentur für Immobilien Aufgaben.