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Duell mit Großmeisterin Duell mit Großmeisterin: Schachtunier im Weißenfelser Schachclubs "Roland"

Von Andreas Richter 16.05.2019, 13:00
Gerhard Dallmeier (li.) und Uwe Schiller zeigen die Chronik des hundert Jahre alten Weißenfelser Schachclubs „Roland“.
Gerhard Dallmeier (li.) und Uwe Schiller zeigen die Chronik des hundert Jahre alten Weißenfelser Schachclubs „Roland“. Peter Lisker

Weissenfels - In jenem Jahr, da der Club 75 Jahre alt wurde, da hat Uwe Schiller einen halben Tag im Weißenfelser Stadtarchiv verbracht. „Wir wussten bis dahin, in welchem Jahr der Club gegründet wurde, nicht aber an welchem Tag genau“, erzählt Schiller, der seit 1986 Vorsitzender des Weißenfelser Schachclubs „Roland“ ist. Damals, es war das Jahr 1994, hat Schiller schließlich eine Gründungsanzeige im Weißenfelser Tageblatt gefunden: Die „Schachgesellschaft Roland“ wurde demnach am 14. März 1919 im damaligen Café Roland an der Ecke Marienstraße/Saalstraße gegründet.

Schachtunier im Weißenfelser Schachclubs „Roland“

Genau 100 Jahre später ist der Gründungstag einer der ältesten Schachclubs in Sachsen-Anhalt weitgehend unbemerkt vergangen. Doch jetzt wollen sie in der Öffentlichkeit auf sich aufmerksam machen: Am Sonnabend, 18. Mai, findet im Umfeld des Bauernmarktes auf dem neuen Marktplatz ein Simultanschach-Turnier statt. An zwanzig Brettern werden Mitglieder des Weißenfelser sowie von Nachbarvereinen gegen Großmeisterin Tatjana Melamet aus der Ukraine spielen. Einen Tag danach findet im heutigen Domizil des Vereins in Langendorf eine Festveranstaltung mit Auszeichnungen zum Jubiläum statt.

Dort, in einem ehemaligen Jugendclub in der Christoph-Buchen-Straße, hängen zahlreiche Bilder, die von der Geschichte des Clubs erzählen. Vom Simultanschach auf dem Markt im Jahr 1951 zum Beispiel. Oder von Brigitte Hofmann (heute Burchardt), einer Spitzenspielerin der DDR, deren Laufbahn in den 1960er Jahren in Weißenfels begann. Eine dicke Chronik hält ebenso Erinnerungen fest. An ein Schachspiel mit lebendigen Figuren zum Beispiel, das 1953 auf der ehemaligen Radrennbahn, dem heutigen Standort der Stadthalle, ausgetragen wurde. Weitgehend unbekannt dürfte sein, dass der erste Schachkongress der sowjetischen Besatzungszone nach dem Zweiten Weltkrieg im Juni 1947 in Weißenfels stattfand.

Tradition und Nachwuchs im Schachclub „Roland"

Ein Urgestein des Clubs ist Gerhard Dallmeier. Fast fünf Jahrzehnte frönt der heute 86-Jährige dem königlichen Spiel. „Es ist spannend, immer wieder neue Wege zu suchen und die Gedanken des Gegners vorauszusehen“, sagt Dallmeier zu seiner Liebe für die schwarzen und weißen Figuren. Gern wälzt der Senior Schachbücher. Für Kenner der Materie: Dallmeier bevorzugt die Nimzowitsch-indische Verteidigung. „Mir hat er die sizilianische Verteidigung beigebracht“, erzählt Uwe Schiller, der heute in der Bezirksliga Schach spielt.

Ab den 1970er Jahren hat sich Dallmeier um den Nachwuchs im Verein gekümmert. Den Übungsleiternachweis dafür hat er immer noch. Getroffen haben sie sich damals im Pionierhaus in der Merseburger Straße. Was sein Domizil betrifft, so hat der Verein, der vor der Wende Empor und Medizin Weißenfels hieß, in den vergangenen Jahrzehnten eine wahre Odyssee hinter sich.

Vom Pionierhaus ging es nach der Wende in das ehemalige Behindertenzentrum „Waltherstift“ in der Hirsemannstraße, 1999 in die Seniorenwohnanlage in der Herderstraße und nur ein Jahr später in das Kulturhaus. Seit 2012 haben sie nun im ehemaligen Jugendclub in Langendorf optimale Bedingungen.

Schachclub: Vereinsarbeit an Weißenfelser Grundschulen und Kitas

Heute hat der traditionsreiche Verein rund 40 Mitglieder, mehr als die Hälfte davon sind Kinder und Jugendliche. Dienstags, mittwochs und donnerstags trifft sich der Nachwuchs in Langendorf, freitags treffen sich die Erwachsenen. „Schule, Ausbildung - Wir haben bei den jungen Leuten eine recht hohe Fluktuation“, sagt Uwe Schiller.

Um immer wieder neu Kinder und Jugendliche für das Spiel mit Dame und König zu begeistern, gehen Mitglieder des Vereins an Grundschulen und sogar Kindergärten der Stadt. Zwischen 80 und 100 Kinder werden derzeit an das Spiel herangeführt. Willkommen im Club sind aber auch Erwachsene. „In der Altersklasse zwischen 25 und 45 Jahren klafft ein großes Loch, da haben wir zurzeit nur ein Mitglied“, sagt der Vereinsvorsitzende.

Kontakt zum Schachclub gibt es über Uwe Schiller, Telefon 03443/80 46 11 (mz)

In dem Gebäude an der Ecke Marienstraße/Saalstraße, wo sich heute ein Friseur befindet, wurde der Schachclub „Roland“ 1919 gegründet.
In dem Gebäude an der Ecke Marienstraße/Saalstraße, wo sich heute ein Friseur befindet, wurde der Schachclub „Roland“ 1919 gegründet.
Peter Lisker