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Die Strasssteine klebt der Vater immer wieder auf

Von KARIN GROSSMANN 01.12.2008, 18:34

PETTSTÄDT/MZ. - Die beiden sind in diesem Frühjahr aufgestiegen in die höchste Gruppe Jugend A, damit startberechtigt auch in der Hauptgruppe A. Wer in dieser Klasse startet, braucht ein ganz besonderes Kleid - eigentlich zwei, eines, das dem Stil der Standardtänze entspricht und ein zweites für Latein, um dem Feuer jener Schrittfolgen zu entsprechen.

"Ich war in der vierten Klasse", erzählt Laura, die Schülerin, die heute die 11. Klasse am Goethegymnasium Weißenfels besucht. Da sei die damalige Sportwartin des 1. TSC Blau-Gelb in der Grundschule erschienen und habe im Sportunterricht nach geeigneten Mädchen und Jungen gesucht. Jene, die sie auswählte, wurden eingeladen, beim Tanztraining zuzuschauen. Laura Wiehr bekam keinen Zettel, aber ihr Freund Hannes Wagner. Sie ging trotzdem hin. Das ist sieben Jahre her. Seitdem trainieren die Schulkameraden zweimal pro Woche in der Altstadtturnhalle in Weißenfels, oft zusätzlich bei Standard-Trainer Ulrich Herrmann in Leipzig. Hannes Wagner und Laura Wiehr sind ein reines Standard-Tanzpaar. In Latein seien sie nicht so weit, das hänge wohl auch mit einem Trainerwechsel zusammen. Jetzt arbeiten sie mit der ehemaligen Weißenfelser Turniertänzerin Luise Stein zusammen. Zum freien Training trifft sich das Paar zusätzlich vor Turnieren.

Bereits über 90 Turniere hat Laura Wiehr gemeinsam mit Hannes Wagner getanzt. Im Startbuch punkte zu sammeln, um von der D-Klasse der Kinder über die Junioren I und II in die Jugendgruppe aufzusteigen, dafür bedarf es schon einer Menge Turniere. Aus dem Magazin des Deutschen Tanzsportverbandes, dem Tanzspiegel, wählen die Paare aus, an welchem Turnier sie teilnehmen wollen. "Die Eltern bringen uns dorthin", sagt Laura. Heike und René Wiehr genauso wie Hannes Wagners Eltern. "Wir teilen uns rein", sagen sie. Sie schauen aber nicht nur gerne zu, sie machen ihren Sprösslingen auch Mut. Sie tragen die Kosten für die Bekleidung, jene Dinge, jene Kleider und speziellen Tanzsportschuhe, die Laura jetzt aus dem Schrank holt. Beim Tanzsport geht es ganz nach Kleiderordnung. "Ab der Junioren-C-Klasse dürfen wir überhaupt erst Tanzkleider tragen", sagt Laura Wiehr. "Ab Klasse B dürfen sie mit Strasssteinen bestickt sein."

Das figurbetonte und stilvolle Turnierkleid, mit dem Laura Wiehr nicht nur bei ihren Auftritten auffiel, stammt aus dem Atelier von Kitty Föhring aus Gerichshain bei Leipzig. "Die Adresse haben wir aus dem Tanzspiegel", erzählt Mutter Heike von der Zeit, als Laura und Hannes sich so hochgetanzt hatten, das ein ganz besonderes Kleid gebraucht wurde. "Jedes Kleid von Kitty Föhring ist einzigartig", sagt sie. Die Designerin und Schneiderin habe sie nach ihren Vorstellungen gefragt. Zeichnen sie doch einfach mal auf, wie es aussehen soll, habe sie gesagt, dann verschiedene Stoffe und Farbe vorgelegt. "Wir haben uns für Gelb entschieden", sagt die Mutter. "Als Laura es das erste Mal auf einem Turnier in Wittenberg trug, sei sie gefragt worden, woher es stamme. Wenn ein Turniertanzkleid Aufmerksamkeit erweckt, war es eine gute Wahl.

Doch die Eltern junger Tanzsportpaare übernehmen nicht nur die Kosten für Bekleidung, sondern auch die Pflege. Tanzturniere seien meist schweißtreibend. "Wir haben einen guten Stoff gewählt, das Kleid lässt sich waschen", sagt Mutter Heike. Für die Strasssteine ist aber Vater René zuständig. Die werden vor jedem Waschgang entfernt und danach wieder aufgeklebt. Dafür hat sich der Möbelmonteur eine Speziallampe gebaut.

Natürlich gehören auch ganz spezielle sportliche Tanzschuhe zur Bekleidung. Die sind am Ende ziemlich abgetanzt. Für die Absatzhöhe hat sich die Tänzerin an die Vorschrift zu halten. Und dann ist da noch das Schminken. Neben der Reisetasche für die Bekleidung gehört auch der Schminkkoffer zum Turniergepäck. In der höchsten Klasse angekommen gehört das Schminken zum Stil, wenn die Paare bei den Wertungsrichtern gut ankommen wollen.