Deutschlandpremiere Deutschlandpremiere: Neue Technik für Radiologisches Zentrum schwebt ein

Weißenfels - Eine sechsstündige Straßensperrung hat in Weißenfels für Aufsehen gesorgt. Das Radiologische Zentrum Burgenlandkreis sollte für seine Praxis in der Saalestadt einen nagelneuen Magnetresonanztomographen (MRT) bekommen. Nicht irgendwie, sondern erstmals in Deutschland war geplant, die „Röhre“, wie das Gerät kurz genannt wird, per Kran einschweben zu lassen. Das Besondere: Da es die Räumlichkeiten der Praxis nicht zulassen, dass das tonnenschwere Gerät im Haus aufgestellt werden kann, sollte es außerhalb des Gebäudes in einem eigens dafür eingerichteten Container ans Netz gehen.
26 Tonnen schwerer Container
Es ist 6 Uhr: Die Selauer Straße, in der sich die Praxis befindet, wird gesperrt. Wenige Minuten später rollen die schweren Maschinen der Leunaer Firma Auto-Klug heran. In der Krankanzel sitzt Stefan Koch. Der 27-Jährige ist entspannt. Tonnenschwere Lasten millimetergenau zu platzieren, sind genau sein Ding. Zwischenzeitlich ist auch der Schwerlasttransporter der Freudenberger Firma Hombach-Transporte in Weißenfels angekommen. Er bringt die neue radiologische Einheit. Mitarbeiter Thorsten Saal hat ihn gefahren und weiß über die technischen Daten genau bescheid: „12,75 Meter lang, 2,90 Meter breit und 3,20 Meter hoch ist der weiße Container. Das Monster wiegt 26 Tonnen.“
Die ersten Schaulustigen stehen unter den hohen Bäumen. Staunen, Oh- und Ah-Rufe. Handys werden gen Himmel gehalten. Im Publikum ist auch Radiologe Thomas Becker, einer der vier Ärzte des Teams. „Es ist ein großer Augenblick für unsere Praxis in Weißenfels, die im kommenden Jahr zehn Jahre am Standort besteht. In unseren Zweigstellen in Zeitz und Naumburg haben wir bereits je ein MRT. Mittels dieser Untersuchungstechnik werden die Bilder nicht durch Anwendung von Röntgenstrahlen, sondern durch ein Magnetfeld in Kombination mit Radiowellen gewonnen. Nun können wir diese medizinische Möglichkeit der strahlenfreien Untersuchung auch in Weißenfels anbieten. Das ist ein Riesenfortschritt in der medizinischen Versorgung im Burgenlandkreis“, kommentiert der 38-jährige Mediziner die Neuanschaffung.
Übliche Wartezeiten bis zu sechs Wochen
Der Bedarf sei sehr groß, ist zu hören. Wartezeiten bis zu sechs Wochen würden Bände sprechen. Darum habe man sich zu dieser Investition in einer hohen sechsstelligen Summe entschlossen. Das Radiologenteam rechnet mit 20 bis 25 Patienten täglich, die durch die „Röhre“ geschoben werden. Zukünftig müssen sie nun nicht mehr nach Zeitz oder Naumburg fahren. Es verkürzen sich jedoch nicht nur die Wegezeiten. Weit mehr: Das Warten auf einen Termin reduziert sich um voraussichtlich mehr als einen halben Monat. Die sich anschließende Behandlung kann schneller erfolgen. Das wird schon eine enorme Erleichterung, ist die Meinung der Ärzte Hans-Joachim Hartmann, Udo Schaumlöffel-Schulze, Wolf-Peter Ringleben und Thomas Becker. Sie behandeln täglich bis zu 50 Patienten.
Die Zeiger rücken auf 8.30 Uhr. Der Container schwebt wie ein Luftschiff in 20 Metern Höhe über das Dach des Radiologischen Zentrums. Am Straßenrand halten die Leute die Luft an. Bernd Gröbel, mit 65 Jahren ein erfahrener Kranfahrer, rudert mit den Armen, gibt kurze Kommandos. Der Neubau wird auf das Fundament gelenkt. Da legen Mediziner und Projektleiter auch selbst mal Hand an. Passt, heißt es schließlich vielstimmig. Gebaut wurde der „Anbau“ von den Mitarbeitern der Firma Intermed Medizintechnik in Offenbach, erklärt Projektleiter Ladislav Vavricka. „Was wir hier errichtet haben, ist sensationell. Es ist aus unserer Firma der dritte MRT-Container und der erste für Deutschland. Der nächste geht nach Chile.“
Projekt im Herbst 2015 gestartet
Mit dem Weißenfelser Projekt sei im Herbst 2015 begonnen worden. Investiert wurden laut Projektleiter 1,5 Millionen Euro. Kurz vor neun Uhr: Schlussakt des großen Kinos. Evelin Brauer kann es immer noch nicht fassen. Die 57-jährige Röntgenassistentin erlebt die ersten Stunden ihres ersten Arbeitstages im Radiologischen Zentrum. Seit 21 Jahren arbeitet sie in der Radiologie am Zeitzer Krankenhaus und kennt die Mitarbeiter des Burgenlandzentrums gut. „Hier kam gerade mein Arbeitsplatz eingeschwebt“, meint sie hocherfreut und strahlt.
Mit weiteren Mitarbeitern wird die Hohenmölsenerin den Tomographen bedienen. Im Container stehen die „Röhre“ und in den verschiedenen Räumen die Möbel samt Musikanlage. Auch an einen Sternenhimmel über dem MRT ist gedacht, damit Patienten bei der Untersuchung nicht langweilig wird. (mz)

