Der weiße Blutfleck Der weiße Blutfleck in Weißenfels: Das Gustav-Adolf-Museum hat nach einem halben Jahr neu eröffnet

Weißenfels - Uwe Brückner wird von manchen beneidet, wohnt er doch im Geleitshaus. Es ist neben der Marienkirche eines der ältesten Weißenfelser Gebäude und der in ihm befindliche Pub heißt „Battlefield“. Ein Name mit Symbolkraft, ist doch hier nach der Schlacht bei Lützen der gefallene Schwedenkönig Gustav II. Adolf obduziert worden.
Das Zimmer, in dem das vor fast 387 Jahren passiert ist, kann nun wieder besichtigt werden. Am Freitag übergab Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos) nach sechsmonatiger Bauzeit die Gedenkstätte der Öffentlichkeit. Konkret heißt das: Pub-Chef Uwe Brückner hat die Schlüsselgewalt. Er und zwei seiner Stammkräfte öffnen die Türen und führen Interessenten auch durch die Räume. Brückner sagt, dass ihn das Haus schon in jungen Jahren fasziniert hat. „Klar, dass man sich da auch mit der Geschichte identifizieren muss.“
Gustav-Adolf-Museum Weißenfels: 57.000 Euro investiert
Ein kindlicher Schreiber hatte im Gästebuch verewigt: „Ich finde es komisch, dass der Blutfleck weiß ist.“ Dazu sagt Brückner, dass an jeder Legende etwas dran ist, auch wenn ein roter Fleck fehlt. Dass über dem unsichtbaren Fleck unter Glas wieder das Obduktionsgemälde des Weißenfelsers Erich Haase von 1932 hängt, ist übrigens auch Brückner zu verdanken. Mit seinem Sohn Robert hat er es aus dem Museumsfundus im Schloss geholt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Jetzt ist es im Zuge der Arbeiten in der Gedenkstätte restauriert worden.
57.000 Euro hat die Stadt dafür aufgewendet und Astrid Wessler, Lotte-Pressesprecherin in Sachsen-Anhalt, hatte es sich nicht nehmen lassen selbst zu kommen. Denn seit 1991 sind 1,56 Millionen Euro in die Stadt geflossen. Auch der Unihockeysport, der Neubau des Vereinshauses von Rot-Weiß und die Theatertage sind zuletzt bezuschusst worden. Geld, das dringend gebraucht wurde. 17.000 Euro waren es nun, die man insgesamt mit dem Museum Lützen für verschiedene Projekte erhalten hat, wie der Weißenfelser Museumschef Aiko Wulff sagt.
Gustav-Adolf-Museum Weißenfels: Folie gegen Sonnenlicht
In Zukunft ist das Ziel die Sanierung des Raums mit dem Diorama zur Schlacht von Max Brauer, das 10 000 Zinnfiguren umfasst. Wulff betont, dass es nicht um Kriegsverherrlichung gehe. Der lange Dreißigjährige Krieg sei für die Menschen schrecklich gewesen. Die mussten Brot und anderes in Größenordnungen für die Soldaten abliefern und wie das Lützener Massengrab beweist, wurden sogar die Toten bis aufs letzte Hemd ausgeplündert.
Was das Neue an der Ausstellung ist? Das Licht liefern LED-Lampen. Folie auf den Fensterscheiben sorgen dafür, dass Gemälde und Bilder durch das Sonnenlicht nicht geschädigt werden. Exponate sind neu arrangiert, Texte überarbeitet worden und nun informativ-unterhaltsam. Gerlinde Koch, bis vor 20 Jahren selbst im Museum beschäftigt, wünscht sich, dass sich viele Weißenfelser im kleinen Museum umsehen werden. Und Matthias Böttger, Vorsitzender des Museumsfördervereins, nennt die Ausstellung gelungen. Nun müsse nur noch die entsprechende Werbung gemacht werden.
Zu den Besuchern, die gekommen waren, gehörte Olaf Brücker, der Vorsitzende des Bürgervereins des St.-Claren-Klosters. Er war vor rund 25 Jahren als Dachdecker bei der Geleitshaus-Sanierung dabei. Damals war der Fußboden im heutigen Pub eingebrochen und in einem Gewölbe fanden sich Tonkrüge, Ofenkacheln und zerbrochene Vogeleier. „Das war spannend“, sagt er.
››Das Gustav-Adolf-Museum ist dienstags bis freitags von 15 bis 21 Uhr und am Wochenende von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Voranmeldungen sind unter der Rufnummer 03443/33 35 21 möglich. (mz)

