Bildung in Weißenfels Der Volkshochschule des Burgenlandkreises fehlen die Dozenten
In den vergangenen fünf Jahren hat die Zahl der Kursleiter an der VHS um rund zwei Drittel abgenommen. In welchem wichtigen Bildungsbereich und an welchem Standort es am meisten mangelt.

Weissenfels/MZ. - Der Personalmangel macht auch vor der Volkshochschule (VHS) des Burgenlandkreises nicht Halt. Die Einrichtung zur Erwachsenenbildung, die aber auch Kurse für Kinder und Jugendliche anbietet, hat momentan nur zwei Drittel der Kursleiter, die sie noch vor fünf Jahren hatte. Waren es 2019 noch circa 300, seien es derzeit rund 200 Dozenten, wie VHS-Leiterin Renate Schlüter auf MZ-Anfrage informiert.
Damit steht die VHS mit ihren drei Standorten in Weißenfels, Zeitz und Naumburg nicht alleine da. Auch weitere Medien berichten, dass die Zahl der Dozenten an den VHS deutschlandweit zurückgegangen ist. Als Gründe werden die Überalterung der Dozenten sowie das vergleichsweise geringe Honorar genannt. Auch die Schließungen während der Corona-Pandemie sowie die gestiegenen Spritkosten führte Renate Schlüter bereits im vorigen Jahr gegenüber der MZ als Gründe für den Dozentenrückgang an.
Kurs-Anzahl stark gesunken
Auch die Zahl der Kurse im Burgenlandkreis ist leicht gesunken. Im Gesamtjahr 2019 waren es circa 1.000. Das neue Semester, welches im August beginnt, startet mit rund 420 Angeboten. Das sei „in erster Linie auf den manifesten Mangel an Kursleitern zurückzuführen“, sagt Renate Schlüter. Sie weist aber darauf hin, dass noch weitere Kurse hinzukommen können, „weil einerseits noch nicht alle Absprachen getätigt wurden und wir andererseits natürlich auf Teilnehmerwünsche reagieren“.
Für weitere Kurse brauche es aber die entsprechenden Dozenten. „Wir suchen auf jeden Fall Kursleiter, also Menschen, die anderen etwas vermitteln möchten, das ihnen am Herzen liegt. Das kann im Bereich Gesundheitsförderung ebenso sein wie in den Bereichen Kreativität, Sprachen oder vor allem auch Digitalisierung“, wirbt Renate Schlüter. Je nach Bereich seien dafür auch die entsprechenden Qualifikationen erforderlich.
Sprach- und Integrationskurse reichen nicht aus
Das mache sich insbesondere bei Angeboten bemerkbar, die nach wie vor dringend nötig seien: Deutsch- und Integrationskurse für Geflüchtete. 2019 seien insgesamt 14.900 Unterrichtseinheiten dieser Kurse im Burgenlandkreis durchgeführt worden. „Durch die Pandemie sind diese Zahlen vorübergehend gesunken, um dann im Jahr 2023 auf insgesamt 18.800 Unterrichtseinheiten zu steigen“, sagt Renate Schlüter. Im ersten Halbjahr dieses Jahres seien es wiederum 11.000 Unterrichtsstunden gewesen, so dass die Zahl von 2023 in diesem Jahr noch getoppt werden könnte.
Das klingt viel, ist aber nicht ausreichend, um das Angebot allen Kurswilligen unterbreiten zu können. Im Jahr 2019 hätten rund 800 Personen an den Deutsch- und Integrationskursen teilgenommen, im Jahr 2023 seien es circa 1.200 gewesen. In diesem Jahr seien es „bereits jetzt deutlich über 500“ Kursteilnehmer, so Renate Schlüter. Die VHS habe eine Warteliste, auf der momentan rund 200 Personen stünden. Die Anzahl der Kursleiter sei auch hier „der Engpass“, sagt Renate Schlüter. Die VHS-Leiterin ergänzt, dass die Situation in Zeitz am schwierigsten sei, „weil hier die Anzahl der Kursträger sehr viel geringer ist als in Naumburg und Weißenfels“.
BAMF hat hohe Voraussetzungen
Das Problem sei, dass diese Kursleiter eine Zulassung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) benötigen. „Diese wird nur erteilt, wenn sehr konkrete Bedingungen erfüllt sind – die eben nicht von vielen Personen erfüllt werden können“, sagt Renate Schlüter. Laut Internetseite des BAMF brauchen die Dozenten ein abgeschlossenes Studium „Deutsch als Fremdsprache“ oder „Deutsch als Zweitsprache“ oder „eine vom Bundesamt anerkannte gleichwertige fachliche Qualifikation“. Es würden zudem mindestens Deutschkenntnisse auf dem sogenannten Sprachniveau C1 benötigt, was vereinfacht gesagt heißt, dass sie fließend Deutsch sprechen müssen. Des Weiteren müssen sie eine „ausreichende fachliche Qualifikation“ sowie eine „persönliche Eignung“ für die Vermittlung der Inhalte und Ziele der Kurse mitbringen.
Die Dozenten müssen zudem längerfristig an der VHS bleiben, denn Renate Schlüter merkt an, „dass diese Kurse mindestens drei Monate dauern, in der Regel aber sieben Monate oder – im Falle der Alphabetisierungskurse – auch ein gutes Jahr“. Zu diesen geförderten Kursen kämen noch Erstorientierungskurse, die allen Menschen mit Migrationshintergrund zur Verfügung stehen „und natürlich eine Vielzahl an Prüfungen, die zum Beispiel für die Einbürgerung oder die Berufsaufnahme benötigt werden“, so die VHS-Leiterin.
Wer Interesse hat, als Dozent an der VHS tätig zu werden, kann sich telefonisch unter 03445/70 31 25 oder per E-Mail an [email protected] wenden. Internetseite: www.vhs-burgenlandkreis.de
Noch etwas Positives zum Schluss: Was die Anzahl der Kursteilnehmer betrifft, ist das Vor-Corona-Niveau wieder ungefähr erreicht. 2019 hätten rund 4.900 Menschen VHS-Kurse im Burgenlandkreis besucht, 2023 seien es circa 4.800 gewesen. Im ersten Halbjahr dieses Jahres habe man etwa 3.800 Kursteilnehmer gezählt, so dass die Teilnehmerzahl von 2019 wohl bis Jahresende überschritten wird.