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Der Graf von Weißenfels entpuppt sich als Kreuzritter

Von KARIN GROSSMANN 15.04.2010, 17:47

WEISSENFELS/MZ. - Museumsleiter Martin Schmager hatte dafür den Verleger und Autor von bisher über 130 meist regionalgeschichtlichen und literarischen Publikationen Robert Schmidt aus Oschatz (Sachsen) eingeladen. Der gelernte Landmaschinenschlosser und Verwaltungswirt ist seit 1996 Inhaber eines kleinen Verlages. Publikationen, in denen die Besucher Forschungsergebnisse nachlesen können, hat er mitgebracht. Viele Gäste kommen am Ende nicht am Literaturtisch vorbei und kaufen das eine oder andere Heft.

Seit 2000 hält Schmidt Vorträge zur Regionalgeschichte. Mit dem Thema "Auf den Spuren der Kreuzritter Mitteldeutschlands" ist er seit 2003 unterwegs. Der redegewaltige Autor, der immer mal wieder einen Schluck Wasser trinkt, damit der Mund nicht zu trocken wird, gibt seine historischen Erkenntnisse über die Kreuzritter ganz besonders gern in Weißenfels bekannt.

"Die Stadt hat was Besonderes. Ich bin hier, wo alles begann", sagt er zu Beginn. Dass ihm bei so schlechtem Wetter so viele Menschen im Museum zuhören, hätte er nicht gedacht, hat aber auch eine Erklärung dafür: "Geschichte bleibt nur so lange interessant und spannend, solange sie noch Rätsel aufgibt." Die der Kreuzritter sowieso, weil immer gehofft werde, es würde ein Geheimnis gelüftet.

Schmidt lässt eine Menge Daten und Fotos von Grabstätten und erhaltenen Gebäuden mit dem Beamer an die Leinwand werfen, damit seine Gäste die Informationen besser aufnehmen können. Sie führen 800 Jahre zurück. "Im Jahr 1187 eroberten die Heere Saladins die Heilige Stadt Jerusalem von den Kreuzrittern zurück", beginnt Schmidt. Der Papst habe zum dritten Kreuzzug aufgerufen.

Doch Schmidt erzählt auch vom Grafen von Weißenfels. Wer das war, erklärt er den lauschenden Zuhörern. Diesen Namen trug der Markgraf Dietrich der Bedrängte, der beim dritten Kreuzzug dabei gewesen sein soll, von 1190 bis 1198, bis zur Belehnung mit der Mark Meißen. Da war der Umzug nach Meißen angesagt. Dietrich sei im März 1198 auch bei der Versammlung dabei gewesen, in der der Deutsche Orden zum Ritterorden erhoben wurde.

Die Ritter hätten vor acht Jahrhunderten aber auch eine Menge Spuren mit Kloster- und Ortsgründungen in Mitteldeutschland hinterlassen. Im Schmidts Heft "Anno Domini 1211" erinnert er an Burgwerben, die Neuenburg, Weißenfels, Greißlau, Leißling, Osterfeld, Zeitz und Droyßig. Restaurierte Burgen, aber auch alte Gemäuer zeugen von jener Zeit. Doch Schmidt sagt, dass nicht nur die Kreuzritter damals Geschichte geschrieben haben, die auch dokumentarisch nachzuvollziehen sei. Es habe zu jener Zeit in Mitteldeutschland auch bedeutende Frauen gegeben, die wie Walther von der Vogelweide als König der Minnesänger nicht aus dem Gedächtnis verschwunden sind. Elisabeth von Thüringen ist den Weißenfelsern keine Unbekannte, seit sie im Kunstprojekt Brandsanierung bei Ausstellungen und Vorträgen eine Rolle spielte.

Der nächste Vortrag anlässlich des

100-jährigen Bestehens wird im Museum am Mittwoch, 12. Mai, 19 Uhr, zum Thema "Wirtschaftsgeschichte im 19. Jahrhundert" von Karl-Heinz Berg gehalten.