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Debatte um Ausstellung Debatte um Ausstellung: Warum Novalis Gedenkstätte ins Museum umziehen soll

Von Andreas Richter 08.10.2019, 05:00
Der Eingang zur Novalis-Gedenkstätte in der Klosterstraße
Der Eingang zur Novalis-Gedenkstätte in der Klosterstraße Andreas Richter

Weissenfels - Wird die Ausstellung zu Leben und Werk des Frühromantikers Friedrich von Hardenberg/Novalis in der Klosterstraße in das Museum auf dem Schloss integriert? Eine solche Variante hat jetzt jedenfalls Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos) ins Spiel gebracht.

Kosten für die Gedenkstätte in keinem Verhältnis zur Besucherzahl

Im Stadtrat hatte Risch zunächst für eine gehörige Überraschung gesorgt. Versuchte er doch, einen Beschluss zur Förderung des Literaturkreises Novalis in letzter Minute zu kippen. Der Beschlussvorschlag sah vor, dass der Verein als Betreiber der Novalis-Gedenkstätte in der Klosterstraße im kommenden Jahr mit 37.800 Euro aus der Stadtkasse unterstützt wird. Das sind rund 11.000 Euro mehr als in diesem Jahr. Sowohl im Finanz- als auch im Kulturausschuss war die sogenannte institutionelle Förderung des Literaturkreises zuvor jeweils einstimmig beschlossen worden.

Im Stadtrat beantragte der OB jedoch überraschend, den von seiner Verwaltung vorgelegten Beschlussvorschlag zur nochmaligen Beratung in den Kulturausschuss zu verweisen. Nach seiner Auffassung stehen die Kosten für die Gedenkstätte in keinem Verhältnis zur Besucherzahl. Laut Risch kommen jährlich knapp 600 Besucher mit Eintrittskarte, Hinzu kommen Schulklassen, jedes Jahr rund 1000 Schüler. Sein Vergleich: Für das Bürgerbüro in der Weißenfelser Neustadt stünden jährlich 4000 Euro für Sachkosten zur Verfügung. „Da stimmen die Relationen nicht“, so Risch.

Vorsitzender des Literaturkreises Novalis überrascht von Vorstoß

Dass der Antrag des Verwaltungschefs einigermaßen überraschend kam, zeigte die Reaktion im Stadtrat. Erst nach einer von der CDU-Fraktion beantragten fünfminütigen Auszeit konnten sich die Stadträte zu einer Abstimmung durchringen. Das Ergebnis zu Rischs Antrag war denkbar knapp: 14 Stadträte stimmten dafür, 17 dagegen. Somit kam der eigentliche Beschluss zur Förderung des Literaturkreises zur Abstimmung: 23 Räte votierten dafür, sieben enthielten sich der Stimme, einer war dagegen. „Ich war völlig überrascht von dem Vorstoß des OB, zumal der Beschlussvorschlag zur Förderung des Vereins von seiner Verwaltung erarbeitet wurde“, sagte Jörg Riemer, Vorsitzender des Literaturkreises Novalis.

An der Abstimmung hatte er wegen Befangenheit nicht teilgenommen. Bereits im vergangenen Jahr hatte es Diskussionen um die Förderung des Literaturkreises gegeben. Der Verein hatte seinerzeit 62.000 Euro beantragt, am Ende jedoch nur etwas mehr als 25.000 Euro erhalten. Gemeinsam hatten Stadt und Literaturkreis nach einem Kompromiss gesucht. Ein Ergebnis: Bei der Absicherung der Öffnungszeiten der Gedenkstätte werden die beiden Mitarbeiter des Vereins jetzt von einer Mitarbeiterin des städtischen Museums unterstützt.

OB Risch bleibt bei Entscheidung für Museeum hartnäckig

Erleichtert ist Riemer, dass der Stadtrat nun den Weg für die Förderung im nächsten Jahr freigemacht hat. Von der Idee, die Ausstellung ins Museum zu verlagern, hält er nichts. Schon allein aus praktischen Gründen, gebe es doch dort überhaupt keinen Platz für die Exponate. „Es wäre ein falsches Signal, die Ausstellung in der Klosterstraße zu schließen“, sagt Riemer mit Blick auf den 250. Geburtstag von Novalis im Jahr 2022. Gemeinsam mit dem Heinrich-Schütz-Haus, das den 350.

Todestag des Komponisten im selben Jahr vorbereitet, bemühe man sich um Fördermittel, um die Jubiläen angemessen würdigen zu können. OB Risch bleibt indes hartnäckig und hat angekündigt, Widerspruch gegen den Beschluss des Stadtrates zur Förderung des Vereins einzulegen. Die Stadt müsse den Haushalt konsolidieren. Da gehöre eine solche Ausgabe mit zu geringem Nutzen auf den Prüfstand, so der Oberbürgermeister. (mz)