DDR-Museum im Goethegymnasium DDR-Museum im Goethegymnasium Weißenfels: "Das habe ich schon mal bei Oma gesehen"

Weissenfels - „Ich habe meinen Dachboden ausgeräumt“, sagt Musiklehrerin Edwina Teichert. Sie zeigt in der Ausstellung im Weißenfelser Goethegymnasium auf verschiedene Utensilien aus dem DDR-Alltag. 39,50 Ost-Mark hatte eine Dederon-Kittelschürze einst gekostet, die sogar jetzt noch verpackt ist. Die Idee hatten die Lehrerinnen vom Probenwochenende im vergangenen Herbst aus Wittenberg mitgebracht. Dort waren sie mit den 28 Gymnasiasten in der Jugendherberge und auch in einem DDR-Museum. Nicht aus reiner Nostalgie, sondern weil das Musical „Elixier“, das derzeit in der Aula der Schule gezeigt wird, in seinem ersten Teil in einem Bitterfelder Chemiebetrieb der DDR spielt. Da gehören eine alte Schreibmaschine, Telefon, Klappfahrrad und Orden, aber auch die Tageszeitung „Junge Welt“ zur Ausstattung.
Manches an Bekleidung wird erst wieder zur nächsten Aufführung am Freitagabend ausgestellt, aber zu sehen ist das Hochzeitskleid der schulfachlichen Koordinatorin Cornelia König, in dem sie 1974 geheiratet hat. 19 ist sie damals gewesen, durchaus kein unübliches Alter, in dem man in der DDR den Bund fürs Leben einging. Aber schmunzelnd setzt die 61-Jährige bezüglich ihrer zeitigen Hochzeit hinzu, dass sie ihren Mann wegen seiner stattlichen Größe nicht einfach so ziehen lassen wollte und konnte. Dass sie das Kleid am Ende behalten hat, war dann aber keine reine Nostalgie, sondern hatte damit zu tun, dass sie es auch mal zum Fasching anziehen konnte. So war es eben, dass man seinerzeit nicht immer das bekam, was man gerade brauchte. Und Frau König verwies auf ihr Babyjahr, als sie noch im erzgebirgischen Stollberg wohnte und täglich in ein Geschäft ging, bis sie endlich nach Monaten eine heiß begehrte Mulinette zu kaufen bekam. Von ihr sind übrigens auch die schriftlichen Abiturarbeiten zu sehen. Kein Wunder, denn eine Zwei in Biologie ist die schlechteste Note.
Ausstellung im Weißenfelser Goethegymnasium: Die kleine Schau kann vor und nach den Aufführungen sowie in den Pausen angeschaut werden
Schaustücke stehen in mehreren Vitrinen und auch andere Kollegen haben etwas beigesteuert. Die Namen von Michaela Hauer fallen, die Englisch und Russisch unterrichtet, aber auch von Heidi Kretzschmar, die Mathematik- und Informatiklehrerin. Aus dem Besitz von Hausmeister Volkmar Schulze stammen Babysachen. Und von Schulleiter Jürgen Mannke sowie Kunstlehrer Ulrich Zander ist ein mehr als 35 Jahre altes Discogerät zu sehen, waren doch beide zusammen mal als DJs unterwegs.
Und so findet sich in der Schau Verdünner aus Leuna neben der Mischka-Honigflasche, der Tischhandfeger, um die Krümel beseitigen zu können, neben der Klopapierrolle, das Struwwelpeter-Buch neben Cowboys und Indianern, Pittiplatsch und Schnatterinchen sowie Vero-Construct-Baukasten als Bastelspaß. Viel stammt von Edwina Teichert. Sie sagt beim Rundgang: „Ich kann mich doch von nichts trennen.“ Und mancher Schüler, der sich bereits im Vorfeld der Premiere oder bei den Vorstellungen umgeschaut hat, sagte: „Das habe ich schon mal bei der Oma gesehen.“
Bereits im Gang zwischen Aula und Schulhaus geht es dann ans ideologisch Eingemachte des früheren sozialistischen Landes: Da gibt es die Straße der Besten mit verschiedenen Orden und ein Abzeichen für zehn Jahre unfallfreies Fahren. Mitbringsel von den Weltfestspielen 1973 in Berlin sind zu sehen sowie ein Tuch vom Pfingsttreffen an der Spree elf Jahre später.
Die kleine Schau kann vor und nach den Aufführungen sowie in den Pausen angeschaut werden. Wer sich ohne Ticket umsehen möchte, kann sich dafür vormittags im Sekretariat anmelden. (mz)