Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Vom Dachsparren bis zur Fußbank
WÄHLITZ/MZ. - Erik trägt Brille, Volker Bart. Die Gebrüder Walther lieben es gemütlich: Der eine paddelt leidenschaftlich gern auf Flüssen, der andere fährt mit dem Motorrad über die Piste. Beruflich sorgen die zwei Wählitzer dafür, dass Menschen ein Dach über dem Kopf haben. Mehr noch: Erik und Volker Walther bauen Carports, setzen Zäune, tischlern, wenn es der Auftrag fordert, auch mal eine Fußbank. Sie sind Geschäftsführer der Tischlerei Walther in Wählitz.
Gegründet hat Vater Wolfgang den Betrieb vor 20 Jahren. Der heute 69-Jährige war zur Wende arbeitslos geworden. So besann er sich auf seinen ursprünglichen Beruf des Möbeltischlers. In einem Kuhstall machte er sich mit einer eigenen Tischlerei allein selbständig. Die beiden Söhne waren aus dem Haus und eigene Wege gegangen. Der eine, Erik, war Kellner geworden und lebte mit Frau Barbara und den vier Kindern in Berlin. Der andere, Volker, wohnte in Stralsund und arbeitete als Hubschrauberpilot.
"Der Vater fragte, ob wir nicht wieder zurück kommen würden. 1992 zogen wir schließlich von einer Platte in Marzahn in eine von Hohenmölsen-Nord", erinnert sich Erik Walther (46), der heute in Wählitz zu Hause ist. Er hängt die Kellnerei an den Nagel und widmet sich dem Holz. An der Staatsoper von Berlin lernt er zum Theatertischler um. Später macht er seinen Meister.
"Nein, Probleme hat mir das nicht bereitet, denn ich habe hobbymäßig schon immer gern mit Holz gearbeitet", gibt er zu. Drei Jahre nach dem Einstieg des älteren Sohnes zieht auch Volker Walther von der Küste wieder zurück in seine Heimatstadt und ist fortan als Geselle im Familienbetrieb.
Wie richtet sich die Firma aus, welche Leistungen bietet sie in der Region an? Dies seien Fragen gewesen, die das Trio Walther viel beschäftigten. "Wir haben schnell gemerkt, dass eine Spezialisierung auf dem Land wenig nützt", erklärt Erik Walter. Vielseitigkeit ist deshalb das Markenzeichen der Walther-Tischlerei. An vielen Orten hat die Firma, die Vater Wolfgang im Jahr 2000 an seine beiden Söhne übertragen hat, ihre Visitenkarte hinterlassen. Besonders gern denken die Geschäftsführer an die Arbeiten am Südhang in Hohenmölsen. Auf mehr als 30 dort entstandene Eigenheime für die Umsiedler von Großgrimma haben sie die Dachstühle gesetzt. "Auch die komplette Verschalung des Awo-Pflegeheimes in Hohenmölsen ist von uns", ergänzt Volker Walther. Das familiäre "Meisterstück" ist das Fachwerkhaus vis a vis der Wählitzer Kirche, wo sie aus der Ruine des Pfarrhauses ein Schmuckstück gemacht haben. Das Dach vom Hotel am Platz in Hohenmölsen, die Pfarrhäuser von Keutschen, Profen und Hohenmölsen, der Glockenturm von Hohenmölsen und, und und. Es gab reichlich Anlässe für die beiden Brüder, die Zimmermannskleidung anzuziehen, den Richtspruch zu sagen und mit den Bauherren nach getaner Arbeit anzustoßen. Zwischenzeitlich setzen sie Balken nicht nur in der heimatlichen Region, sondern auch an der Ostsee und in Bayern. Im Jahr verarbeiten sie rund 100 Kubikmeter Holz. "Die Menge ist uns nicht so wichtig", betont Volker Walther und sein Bruder stimmt ihm zu. Beide arbeiten gemeinsam, aber oft nicht zusammen. Heißt: Sie sind auf unterschiedlichen Baustellen, doch sie eint der Qualitätsanspruch. Der Kunde soll immer zufrieden sein.