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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Viel Besuch bei Ladegast in der kleinen Kirche

Von BÄRBEL SCHMUCK 15.08.2010, 16:49

WEISSENFELS/MZ. - Rosemarie Leonhardt aus Stockach am Bodensee war am Sonnabend die am weitesten gereiste Besucherin. Die Verlegerin des vor zwölf Jahren erstmals erschienenen Buches "Friedrich Ladegast - der Orgelbauer von Weißenfels" kam in Vertretung des knapp 99 Jahre alten Herausgebers Walter Ladegast nach Weißenfels, um die Neueröffnung eines kleinen Museums mitzuerleben.

Sie würdigte das bürgerschaftliche Engagement für ein Museum mit einer Ausstellung in einem Gotteshaus, die dem Leben und Werk von Walter Ladegasts Urgroßonkel Friedrich Ladegast gewidmet ist. Ein noch junger Verein, der den Namen des Orgelbaumeisters von Weltruf trägt, setzt sich hier mit Bildern und Texttafeln, Musikinstrumenten und Werkzeugen des Orgelbaus für Traditionspflege in Erinnerung an Friedrich Ladegast (1818 bis 1905) ein.

Wohl an die 300 Orgeln haben Ladegasts Werkstatt in der Naumburger Straße verlassen, unter anderem nach Merseburg und Schwerin und auch ins Ausland. Vier seiner königlichen Instrumente stehen in Weißenfels: in der Stadtkirche St. Marien am Markt, in der Aula des Goethegymnasiums, in der Friedhofskapelle und in der St.-Laurentius-Kirche in der Neustadt, in der sich das neu eröffnete Museum befindet. Robert Müller, der die Gäste mit zeitgenössischer Musik von Karl Jenkins auf einer Lahmannorgel überrascht, kennt Fakten und Lebensdaten des Meisters wie aus dem Effeff. "Auch für Boraus und Storkaus Kirche sowie für Hohenmölsen hat Friedrich Ladegast Orgeln gebaut", berichtete Müller. Mit seinen 26 Jahren ist der aus Markröhlitz stammende Mathematiker das jüngste Mitglied des neunköpfigen Vereins. "Ich bin begeistert von Ladegasts Schaffen und in meiner Freizeit Organist aus Leidenschaft - als Ausgleich zu meiner Arbeit an der Uni in Jena", so Müller. "In Zeiten, wo Museen geschlossen werden, eröffnen wir unser Museum", zeigte er sich stolz darüber, hier dabei sein zu dürfen. Er habe Anteil am zielstrebigen Miteinander von Frauen und Männern im Ehrenamt, von Handwerksfirmen der Region und von Geldgebern, die den Verein drei Jahre lang begleitet und unterstützt hätten, war von der Vereinschefin Gisela Bevier zu hören. Nur so konnte ein solches Kleinod entstehen, würdigte die ehemalige Oberbürgermeisterin von Weißenfels das gemeinsam Erreichte. Das Museum stehe dem Gotteshaus gut zu Gesicht und umgekehrt, hob Günter Mühlner vom Musikverein "Heinrich Schütz" hervor und wünschte sich eine enge Zusammenarbeit mit den neuen Partnern.

Sie hatten zur Eröffnung viele Besucher, unter ihnen Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos), der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Weißenfels, Martin Schmelzer sowie Gemeindeglieder, Bewohner des benachbarten Altenpflegeheimes und Vertreter von Vereinen.

Pfarrer Schmelzer überraschte gleich mit zwei frohen Botschaften. Für dringend notwendige Sanierungsarbeiten in der kleinen Kirche an der Merseburger Straße stehe weiteres Geld in Aussicht und zwar im kommenden Jahr von der Lotto-Toto GmbH Sachsen-Anhalt. "Außerdem werde ich Mitglied des Ladegastvereins", erklärte der junge Geistliche.

Besucherin Doris Saenger schloss sich einem solchen Vorhaben an. "Ich bin dann das elfte Mitglied, denn bei uns in Wengelsdorf steht ebenfalls eine Orgel, die Friedrich Ladegast gebaut hat", begründete die Rentnerin ihre guten Absichten.