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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Tischlern und montieren

Von Julia Reinard 13.02.2012, 20:29

LÖSAU/MZ. - Ungewöhnlich: Der Ausbilder hat Tattoos auf dem Rücken und ein Piercing in der Nase. Noch ungewöhnlicher: Er ist ein lebender Beweis. Christian Lampe arbeitet seit 13 Jahren in der Lösauer Firma Wächter Ladenbau. 1999 begann er dort seine Ausbildung zum Tischler, nach dem Abschluss wurde er übernommen.

Genau so wünscht sich Thomas Frey die Zusammenarbeit: "Wir bilden hauptsächlich für uns aus. Wir brauchen Nachwuchs", sagt der 41-jährige Geschäftsführer des Unternehmens. 150 Mitarbeiter sind bei ihm tätig, ein Großteil von ihnen arbeitet als Tischler.

Der Beruf habe sich allerdings sehr ausdifferenziert - so lernen Tischler bei ihm in der Firma andere Fertigkeiten als bei einem Fensterbauer. Zudem gehört in das Stellenprofil der Ausbildung neben dem Tischler-Handwerk, also dem Verarbeiten von Holzprodukten, auch die Montage. "Auszubildende lernen das Spezialgebiet des Ladenbaus, also Inneneinrichtung von Geschäftsstellen", erklärt der gebürtige Franke Frey, der seit 15 Jahren im Burgenlandkreis lebt.

Wenn in Bau-, Garten- oder Supermärkten die Inneneinrichtung neu gestaltet wird, bekommt Frey einen Anruf. Dann machen Auftraggeber und Mitarbeiter einen Plan, was auf welche Weise verändert oder neu gestaltet werden soll. Alles, was die Innenausstattung aus Holz betrifft, wird in der Werkhalle selbst angefertigt. Gegenstände aus anderem Material kauft die Firma ein. Nach Kundenwunsch werden dann Regale, Stauräume und Präsentationselemente zusammengestellt und aufgebaut.

Zu zartbesaitet sollte also keiner sein, der den Beruf erlernen will, wer aber Interesse an Arbeit mit Holz hat und wem es Freude macht, Möbel aufzustellen, für den ist die Ausbildung in Lösau genau richtig.

Toni Schumann hat also alles richtig gemacht. Denn der 20-Jährige sagt: "Ich wollte schon immer Tischler werden." Nun ist er im dritten Lehrjahr bei Wächter Ladenbau und würde nach dem Ende der Lehrzeit gern bleiben. Er wollte mit Holz arbeiten und hat sich nach mehreren Praktika bewusst für eine Ausbildung mit Schwerpunkt Ladenbau entschieden. Seine Begründung: "Hier sind Ausbildung und Verfahrenstechnik modern - und die Arbeit ist für die Zukunft sicher."

Schumann hat wie die meisten Tischler-Azubis ein Realschulzeugnis in der Tasche. Aber Geschäftsführer Frey sagt, er nehme auch gern Hauptschüler: "Tischlern ist ein handwerklicher Beruf, da ist praktisches Können am wichtigsten. Erfahrungsgemäß müssen Hauptschüler sich dann nur in der Schule etwas mehr anstrengen."

In der schulischen Ausbildung wird die Theorie zum Fach, fachbezogenes Rechnen und technisches Zeichnen, gelehrt. Das Zeichnen ist - fürs Zusägen und Schraublöcher, die in die Arbeitsplatten gefräst werden, und auch für den Aufbau. Das technische Zeichnen gilt den Azubis als anspruchsvoll. So sagt Martin Weidauer, ebenfalls im dritten Lehrjahr: "Technisches Zeichnen war anfangs ein bisschen kompliziert, aber mit etwas Vorstellungsvermögen und räumlichem Denken geht es."

Bei der Montage geht es vor allem darum, die Möbel zu verschrauben und standfest zu machen. Die zwei Auszubildenden haben auf Touren innerhalb Deutschlands schon einiges gelernt, das ihnen sogar im Privatleben weiterhilft. So erklärt der 21-jährige Martin Weidauer schmunzelnd: "Meine Verwandten rufen mich jetzt immer an, wenn einmal Möbel aufgebaut werden sollen."

Die nächste Runde der drei Jahre dauernden Ausbildung beginnt Ende des Sommers. Geschäftsinhaber Frey sucht derzeit noch Azubis. Wer bei ihm anfängt, steht normalerweise schon im März fest. Bewerbungen dafür können bis Ende Februar in der Firma eingehen, sagt er. Wer noch mehr Zeit hat, um sich beruflich zu orientieren, könne auch über ein Praktikum in den Beruf hineinschnuppern, bietet Frey an. Der zugezogene Zorbauer hat selbst Tischler gelernt und mag an diesem Beruf besonders die Abwechslung: "Es ist nicht jeden Tag das Gleiche, das finde ich gut."

Kontakt zur Firma per Telefon: 03443 / 29 21 0