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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Stinkendes Gras wird zu süßer Milch

Von JULIA REINARD 07.11.2011, 19:22

MUSCHWITZ/SÖHESTEN/MZ. - "Hier stinkt's!" rufen die Kinder, als sie aus dem Bus steigen. Vor ihnen auf dem Feld liegen kleine Wälle, die mit dunkler Folie und Autoreifen abgedeckt sind. Daneben beginnt das Gelände der Firma Muschwitzer Agrar - der Milchhof der Familie de Boer. Hier machen 32 Erwachsene und Kinder einen Rundgang. "Sie können sehen, wo die Milch herkommt", erklärt Barbara Dittrich, Koordinatorin des Familienbildungsprogramms Elan in Weißenfels und Umgebung.

Vollkorn- statt Weizenmehl nutzen

Im Mittelpunkt des vom Land geförderten Programms steht dieses Jahr die Ernährung in der Familie. Barbara Dittrich begründet das: "Wir stellen fest, dass immer mehr Kinder selbstgekochtes Essen nicht kennen." Deshalb gehörte zum Programm auch eine theoretische Einführung, was für eine ausgewogene Ernährung gebraucht wird. Die fand in Güntersberge (Harz) statt. Auch gekocht haben die Teilnehmer und verschiedene Tipps und Tricks zum gesünderen Kochen erfahren.

15 Euro kostete das Programm pro Teilnehmer. Anja Föhnisch, die mit ihren Söhnen Roland und Jonas teilnimmt, fand das ein gutes Angebot. Auf die Frage, was sie mitgenommen habe, sagt sie: "Dass man das helle Weizenmehl durch Vollkornmehl ersetzen kann." Auch für die Kinder sei der Kurs anschaulich gewesen. So hätten alle gemeinsam Brotbüchsen gepackt und für Kinder nachvollziehbar erklärt, was gesund und was schädlich ist.

Frische Milch ist süß

Der Besuch beim Milchbauern in Muschwitz bringt nicht nur für die Kinder Neues. Die Erklärung für den Gestank überrascht fast alle: Unter den Planen gärt das Futter für die Kühe. Es besteht aus Gras, Mais und Mineralstoffen, so dass die Tiere optimal gefüttert werden können. Unter der dunklen Folie gärt die Futtermischung am besten - und das soll sie auch.

Kathrin de Boer, die seit elf Jahren mit ihrem Mann den Milchhof leitet, führte die Kindergruppe über den großen Hof. Vor einem großen Brunnen voll Gülle bleibt sie stehen und fragt: "Was machen wir damit?" - "Die Felder düngen", antworten die Kinder und zeigen, dass sie schon viel gelernt haben. Nach der Runde über den Hof wissen die Besucher, wie viel die Kühe täglich trinken (56 Liter), woran man den Stier unter all den Kühen erkennt (am Ring durch die Nase), wann Kühe Milch geben (wenn sie gekalbt haben). Wer mag, kann frische Milch kosten. "Lecker, das ist ja süßer als normale Milch", findet Alicia Wünsch. Auch die anderen Teilnehmer sind begeistert.

Von Muschwitz aus fährt der Tross zurück nach Söhesten. Dort können auf dem Erlebnishof Pferde gestriegelt werden, es gibt Katzen und die Laufvögel mit dem ulkigen Namen Nandu. Petra und Jörg Breiting, Betreiber des Erlebnishofs, haben Früchtetees gekocht und Salate vorbereitet. Das gesunde Essen soll in den Alltag der Gäste Eingang finden. Je besser es schmeckt, desto wahrscheinlicher ist das.