Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Spuren führen ins Ausland
WEISSENFELS/ZEITZ/MZ. - Die Staatsanwaltschaft Naumburg ist Tätern auf der Spur, die in diesem Jahr per Computer Geld von fremden Kunden auf ihr Konto gebucht haben. "Das Geld ist auf Konten im Ausland gegangen", informierte Oberamtsanwalt Andreas Schlindwein vom zuständigen Dezernat für Kriminalität im Internet auf MZ-Anfrage. Als Beispiele nennt er zwei Ermittlungen, bei denen private Girokonten der Sparkasse Burgenlandkreis betroffen waren.
Eine Krauschwitzerin stellte im Juli fest, dass ihr Konto mit 5 400 Euro belastet war. Sie wusste nicht wodurch. Ihr letzter Internet-Kontakt mit der Bank lag sechs Tage zurück. Sie eilte in die Filiale und zur Polizei. Doch ihr Geld ließ sich nicht mehr zurückbuchen. Es war auf ein Konto in Portugal gegangen und dort längst abgehoben worden. Die Polizei-Experten, die sich den Computer der Kundin vornahmen, konnten die Schadprogramme sichern, mit denen sich der Fremde Zugang zu den Bankverbindungen verschafft hatte.
Sogenannte Trojaner, die man sich zum Beispiel mit unbekannten E-Mails oder über unseriöse Internetseiten einhandeln kann, hatten sich geöffnet, als die Frau den Kontakt mit der Bank herstellte. Dann fragte das Programm geschickt verpackt die Tan ab, mit der sich der berechtigte Nutzer legitimiert. Durch die dann folgende Eingabe der Tan kam der Fremde in ihren Besitz und löste die Überweisung auf sein Konto aus. Phishing nennt man das Vorgehen.
"Wir werden die portugiesischen Behörden bitten, das Verfahren weiter zu verfolgen", sagt Schlindwein. Die deutsche Staatsanwaltschaft sei nun am Ende ihrer Ermittlungsmöglichkeiten.
Auch in dem zweiten Fall führt der Weg über die Grenze. Doch fand der Phishing-Anschlag da noch einen glücklichen Ausgang. Deshalb ist noch offen, ob die Verfolgung der Straftat im Ausland fortgesetzt wird, so Schlindwein. Eine Kundin aus der Elsteraue stellte unmittelbar, nachdem sie ihren Computer für Überweisungen nutzen wollte fest, dass rund 6 500 Euro abgebucht waren, ohne dass sie den Auftrag dafür ausgelöst hatte. Sie ließ sofort ihr Konto sperren und veranlasste bei der Sparkasse die Rückbuchung des Geldes. Es hinterließ aber eine Spur nach Italien. Vorgegangen war der Täter nach dem gleichen Prinzip wie im ersten Fall: Er forderte im Namen der Sparkasse wegen angeblicher Arbeiten am IT-System die Tan ab und erhielt sie.
"Wir fragen weder Tan noch persönliche Daten per E-Mail von unseren Kunden ab", sagt Verena Fischer, Sprecherin der Sparkasse Burgenlandkreis. Sie rät den Kunden im Zweifelsfall, sich sofort mit dem Kundenservice der Sparkasse in Verbindung zu setzen. Unregelmäßigkeiten in den gewöhnlichen Abläufen der Bankgeschäfte am Computer sollten sie misstrauisch werden lassen und warnen, Passwörter und Tan nicht preiszugeben. Sie empfiehlt zur Erhöhung der Sicherheit vor allem das SMS-Tan-Verfahren zu nutzen. Zusätzliche Sicherheit verspreche das HBCI-Verfahren, dessen Karte bei der Sparkasse allerdings 7,50 Euro im Jahr zusätzlich kostet. Fischer kündigt an, dass ihr Haus am Ende des Jahres ein weiteres Sicherungsverfahren anbieten wird. Immerhin nutzen 28 Prozent der Sparkassenkunden das Online-Banking.
Als das Geldinstitut mit den meisten Konten im Burgenlandkreis war die Sparkasse in diesem Jahr schon von 24 sogenannten Phishing-Vorfällen betroffen. In zehn Fällen konnte die Überweisung durch besonders schnelle Anzeige der Vorfälle noch zurückgerufen werden, in zwölf Fällen er klärte sich der Sparkassen-Haftungsfonds bereit, die Haftung mit 100 Prozent zu übernehmen. Zwei Fälle sind noch nicht geklärt, sagte Verena Fischer auf MZ-Anfrage. Aus Datenschutzgründen konnte sie uns nicht mitteilen, ob die Krauschwitzerin ihren Verlust erstattet bekam.
Das Sparkassen-Kundenservicecenter hat die Nummer 018 01 80 05 30 00.