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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Schweßwitz feiert urkundliche Erwähnung

Von INGO BACH 16.06.2011, 18:42

SCHWESSWITZ/MZ. - Der für viele bemerkenswerte Fakt der Ersterwähnung stellt allerdings für den Historiker keine Zäsur von Bedeutung dar, da die Überlieferung historischer Dokumente stark von Zufällen abhängig ist. Und der Ersterwähnung geht meist eine längere prähistorische und historische Entwicklung einer menschlichen Ansiedlung voraus. Das dürfte auch bei Schweßwitz der Fall sein, das relativ spät - im Jahr 1336 - in das Licht der geschriebenen Geschichte tritt.

Mittels einer am 14. Juni 1336 ausgefertigten Urkunde gibt der Merseburger Bischof Gebhard / Gerhard von Schraplau (1320 - 1340) statt des bisherigen Zehnten verschiedene andere Einkünfte von insgesamt acht Mark und regelt zugleich die Pflichten und Leistungen des Vikars. In der leicht beschädigten Pergamenturkunde, die im Domstiftsarchiv Merseburg zu finden ist, wird neben Meuschau und Bothfeld (Botvelt) erstmals Schweßwitz als "in campis ville Zwezwicz" genannt.

Name geht auf Familie zurück

Auch die zeitlich nachfolgenden Urkunden und Dokumente haben vorwiegend Regelungen von Eigentumsfragen zum Inhalt. Am 24. Juni 1344 bestätigen die Brüder Karl und Peter Knuth aus dem Rittergeschlecht der Knutonen dem Bischof Heinrich IV. von Stolberg (1341 - 1357), ihr Gut zu Teuditz mit allen im Bistum gelegenen Gütern tauschweise dem verstorbenen Bischof Gebhard / Gerhard von Schraplau gegen ein Gut in Schweßwitz übergeben zu haben. Dies dürfte mit der Zerstörung der Raubritterschlösser der Knutonen in Teuditz und (Brauns)Bedra 1321 durch den Merseburger Bischof im Zusammenhang stehen.

Als "Zwezwitz" findet der Ort dann 1345, als "Sweschwitz" 1346 und als "ville Zwestewitz" in weiteren Urkunden des Bistums Merseburg Erwähnung. Die frühere Schreibweise des Ortsnamens deutet auf einen Familiensitz der / des Zwest hin. Den ersten kartografischen Nachweis der relativ kleinen bäuerlichen Siedlung, die bis heute ohne Kirche, Friedhof, Pfarre(r) und Schule ist, finden wir auf dem Kartenblatt 237 des sogenannten "Ur-Öder" (Ende 16. Jahrhundert), wo es als "Schlechwitz ins Ampt Lützen" kartiert ist.

Die Dorfform mit mehreren darin befindlichen Teichen stellt sich als Rundling / Platzdorf mit zwei Ausgängen dar. Schweßwitz blieb durch die Jahrhunderte ein von der Landwirtschaft mit Klein- und Mittelbauern geprägtes Gemeinwesen abseits größerer Verkehrsverbindungen. Es kam zu keiner Herausbildung von Großgrundbesitz in Form eines Ritterguts oder einer Domäne.

Viele Amtswechsel

Kirchlich gehörte es bis 1854 zur Parochie Teuditz (heute Teil von Tollwitz), wo sich auch die Schule und der Friedhof befanden, nach diesem Zeitpunkt zu Bothfeld beziehungsweise Röcken. Von 1498 bis 1499 ließ der Merseburger Bischof Thilo von Trotha (1466 - 1514) zwischen Lützen und Schweßwitz einen großen Fischteich anlegen, der vom Persebach durchflossen wurde.

Die erste gravierende Zäsur in die ländlich geprägte Kommune brachte die Mitte des 19. Jahrhunderts durchgeführte Separation, die zwei dringend zu lösende Probleme zu regulieren hatte. Einmal ging es um die Ablösung und Umwandlung der jährlich von den Grundstückseigentümern zu entrichtenden verschiedenartigen Zins-, Fron- und Lehnverpflichtungen in Form von Geld (Häuslergeld, Hufengeld, Schafzins usw.). Zum anderen diente die Separation dazu, ungeklärte Eigentumsverhältnisse an Wohn- und Feldgrundstücken zu regeln und eine Flurbereinigung durchzuführen. Damit konnten sich Dorf und Landwirte den neuen gesellschaftlichen Anforderungen stellen und weiter entwickeln.

Bombardierung 1945

Am 15. April 1945 besetzten Einheiten der 69. und der 2. US-Infanterie-Division das Gebiet um Lützen-Schweßwitz, die am 1. Juli gleichen Jahres von Truppen der Roten Armee abgelöst wurden. Vorher jedoch hatte Schweßwitz die schrecklichsten Stunden in seiner Geschichte erleben müssen: In der Nacht vom 4. zum 5. April 1945 wurde das Dorf bei einem britischen Luftangriff bombardiert. Diesem fielen drei Menschen zum Opfer, 70 Prozent der Bausubstanz der Grundstücke waren zerstört oder beschädigt. Der nächste Eingriff in die dörfliche Gemeinschaft erfolgte 1960, als die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) vom Typ I "Frieden" gegründet werden musste. Die LPG Schweßwitz wurde am 1. April 1968 der LPG Typ III "Pionier" Lützen zugeordnet.

Administrativ gehörte Schweßwitz zunächst zum Bistum / Hochstift Merseburg, von 1656 bis 1738 zum Amt Lützen des Herzogtums Sachsen-Merseburg, das dann wieder an das Kurfürstentum Sachsen zurückfiel. 1815 wurde der Ort dem Amtsbezirk Teuditz im Kreis Merseburg der preußischen Provinz Sachsen zugeordnet. Beim Landkreis Merseburg verblieb es eigenständig bis zum 30. Juni 1950. Danach erfolgte die Eingliederung als Ortsteil von Röcken im Kreis Weißenfels. Als Mitgliedsgemeinde der Verwaltungsgemeinschaft Lützen-Wiesengrund trat Röcken (mit Schweßwitz) am 1. 7. 2009 der Stadt Lützen bei.

Abschließend sei noch auf die Entwicklung der Einwohnerzahlen hingewiesen. 1561: zehn Wirte (Haus- und Grundbesitzer); 1819: 15 Häuser mit 77 Einwohnern; 1858: 18 Wohnhäuser und 99 Einwohner; 1895: 90 Einwohner; 1904: zehn Landwirte, vier Maurer, drei Zimmerleute, zwei Arbeiter und ein Gastwirt; 1910: 119 Einwohner; 1920: 131 Einwohner und 1960: 89 Einwohner.