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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Reisebüro bleibt «standhaft»

Von BÄRBEL SCHMUCK UND BIRGER ZENTNER 06.09.2010, 18:39

WEISSENFELS/MZ. - Bleibt das Reisebüro "Espresso" in der Weißenfelser Jüdenstraße 47 stehen oder muss befürchtet werden, dass es nach den Häuserabrissen in der Nachbarschaft hinterherrutscht? Diese bangen Fragen bewegen viele Kunden. Jeder, der das Reisebüro mit der eingerüsteten und verhüllten Fassade betritt, fragt zuerst, wie es den Beschäftigten geht. Denn in der Nachbarschaft des Gebäudes an der Ecke klafft eine gewaltige Wunde, die an die beiden abgerissenen Häuser in der Saalstraße erinnert. "Keine Sorge, wir stürzen nicht ein, wir bleiben standhaft", antworten dann die Inhaber Gabriele und Lutz Kunze oder ihre langjährige Mitarbeiterin Manuela Penzler im Wechsel.

Allerdings muss dafür etwas getan werden, um die Aussage auf Dauer aufrecht erhalten zu können. "Die Häuser an der Stelle sind unsicher gegründet worden", sagt der Weißenfelser Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos). Jetzt müsse eine Sicherung der Standfestigkeit vorgenommen werden. Er hofft, dass man sich mit Eigentümern und Banken einig wird, damit die nach dem Abriss leerstehenden Grundstücke in den Stadtbesitz wechseln können. "Dann können wir an der Ecke etwas mit Hilfe der städtischen Wohnungsgesellschaft tun", erklärt Risch. Die Grundstücke waren schon mit Schulden belastet, jetzt kommen auch noch die Kosten für den Abriss dazu. Denn die Stadt hat den mit einer sogenannten Ersatzvornahme zur Gefahrenabwehr vorgenommen. Deshalb brauche man neben dem Okay der Eigentümer auch das der Bank.

"Wir hatten bis jetzt das Gefühl, unsere Kunden trösten zu müssen und nicht umgekehrt", erklärt Gabriele Kunze. "Aber so viel moralische Stütze, wie wir nach dem Einsturz des Eckhauses hatten, das vor dem Sachsen-Anhalt-Tag abgerissen werden musste, tut einfach gut", gibt die Mitinhaberin des Reisebüros zu. Zudem bekomme die Familie viel Unterstützung von der Stadt, berichtet Lutz Kunze. "Im Mai hatten wir begonnen, unser Haus in der Jüdenstraße 47 zu sanieren und einen neuen Dachstuhl zu errichten", erklärt der Eigentümer. Es handele sich um ein Einzeldenkmal aus dem Jahr 1608, in das Fördermittel fließen und in das ein junges Paar zu Beginn des nächsten Jahres einziehen wolle.

Dass nun das benachbarte Eckgebäude Saalstraße 21 nach dem Notabriss Saalstraße 23 / 25 einstürzte, konnte ja keiner ahnen, so Kunze. Hinzu komme, dass der Besitzer der Häuser 21 und 23 aus den Altbundesländern stamme und insolvent sei. Mit der Kommune sei im gegenseitigen Einvernehmen geklärt worden, dass die Stadt die Notsicherung des Giebels Jüdenstraße 47 / Saalstraße 21 übernehme. "Wir als Privateigentümer zeichnen für den Neuaufbau des Giebels verantwortlich", fügt Kunze hinzu. Dieser Giebel sei vor dem Einsturz und Abriss ein gemeinsamer Innengiebel gewesen. Jetzt stelle er sich als Außengiebel dar und müsse statisch gesichert und neu aufgebaut werden. Udo Herlitz, der in der Saalstraße 27 ein Elektrowaren-Geschäft betreibt, ist froh über die Zusammenarbeit mit der Kommune. "Ich werde hier nicht alleingelassen mit meinen Problemen, die Stadt hat sich kooperativ gezeigt", sagt der Hauseigentümer. Herlitz verweist auf Arbeiten, die zurzeit von der Giebelverankerung bis zum Aufbringen von Sanierputz vonstatten gehen.