Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Pech gehabt: durchgefallen
zeitz/MZ. - Seit gut 42 Jahren habe ich eine Fahrerlaubnis. Ein einziger Verkehrsunfall steht bisher zu Buche sowie ein Punkt in Flensburg, den ich irgendwann mal verpasst bekommen habe. Ansonsten sieht meine Weste sauber aus. Aber reicht das aus? Ich will es genau wissen und unterziehe mich freiwillig einem Test: In meinem Auto sitzt Rainer Görg, ein ehemaliger Polizist, der nach allen Regeln der Kunst meine Fahrkünste überprüft. Der sagt während der Fahrt nichts und fertigt nur Notizen an.
Rückblick: Lang, lang ist die "richtige" Prüfung her. Damals, im Herbst 1970, habe ich in der Militärfahrschule auf einem Ural Dresden "unsicher" gemacht. Bei der Größe des russischen Lkw-Giganten machte mir das keine Sorgen: Alle Pkw, die mir entgegenkamen, fuhren von allein so weit wie möglich zur Seite.
Nach dieser langen Zeit nun der Selbstversuch. An und für sich könnte ich entspannt neben meinem Prüfer sitzen, denn lange genug lenke ich ein Auto, machen mir Nachtfahrten oder der dickste Verkehr in Großstädten nicht all zu viel aus. Dennoch, ich bin aufgeregt. Egal, ich tuckere los, ruck, zuck, Gang rein, blinken, losfahren. Quer durch Zeitz - in die Bergsiedlung, in die Innenstadt, nach Grana, Aue-Aylsdorf und wieder zurück nach Zeitz-Ost. Dann nach 45 Minuten das ernüchternde Ergebnis: Durchgefallen. Im Ernstfall hätte ich die praktische Prüfung nicht bestanden. Meine Sprache ist für einen Moment weg, mein Magen verspürt einen Stoß. Peinlich.
Einige Fehler seien gar nicht so schlimm gewesen, aber dann gibt es auch Schnitzer, so Rainer Görg. Dass beispielsweise meine Kopfstützen viel zu niedrig sind und mir im Ernstfall überhaupt nichts genutzt hätten, ordnet der ehemalige Polizist als nicht so schweres Dilemma ein. Und auch dass der Schulterblick nicht erfolgte, sondern die Orientierung ausschließlich über den Innen- und die Außenspiegel erfolgte, war nicht so dramatisch. Das Genick hat mir die "abknickende Vorfahrtsstraße" gebrochen: Die befährt man vom Wendischen Berg in die Weberstraße und besagt nichts anderes, dass die Hauptstraße nicht gerade aus führt, sondern abbiegt. Und genau an dieser Stelle standen Passanten, die die Straße queren wollten, die ich aber glatt weg ignorierte. Denn die haben das Vorrecht, ich hätte warten müssen und die Passanten über die Straße gehen lassen müssen. Görg dazu: "Im Ernstfall hätten Sie sofort rechts ranfahren müssen. An der Stelle wäre für Sie die praktische Prüfung beendet gewesen." Zum Verhängnis wurde mir außerdem, dass ich in der verkehrsberuhigten Zone in der Straße hinter dem Seniorenstift statt des erlaubten Schritttempos gleich mal Tempo 30 fuhr.
Weniger dramatisch war die Situation im Platanenweg in der Nähe des ehemaligen Kinderheimes am Knittelholz. Den dort angebrachten Verkehrsspiegel missachtete ich. Zwar fuhr ich langsam und beachtete die Rechts-vor-Linksregelung, aber Fehler ist Fehler. Und ärgerlich ist zudem: Auf dem Parkplatz hinter dem Polizeigebäude stellte ich mich nicht auf einen Pkw-Stellplatz, sondern auf einen, wo Busse parken. Görg lobte hingegen meine spritsparende Fahrweise. Doch wäre jetzt Ernstfall, dieses Argument würde mich nicht trösten. Nach weiteren ein, zwei Fahrstunden hätte ich noch einmal zur Prüfung antreten müssen.