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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Obdachlosen-Beratungsstelle steht vor dem Aus

Von bärbel schmuck 14.09.2012, 14:23

weissenfels/MZ. - Helle und freundliche Räume hat die Beratungsstelle zur Vermeidung von Obdachlosigkeit zwar jetzt, seit sie aus dem maroden Haus in der Zeitzer Straße 2 in Weißenfels ins Hochhaus umgezogen ist. Doch der neue Standort in der Neustadt, den der Kinder- und Jugendhilfeverein als freier Träger mit Unterstützung der Wohnungsbau Wohnungsverwaltung GmbH (WVW) in diesen Tagen bezogen hat, kann über die akuten Finanzsorgen nicht hinwegtäuschen.

Ab dem 1. November steht nur noch eine Mitarbeiterin für fünf Stunden in der Woche als Ansprechpartner für Mietschuldner zur Verfügung. Die über den zweiten Arbeitsmarkt geförderte Stelle läuft zum 31. Oktober aus und wird nicht mehr weiter gefördert, wie der Vereinsvorstand erklärte. Hilfe von der Kösa-Beschäftigungsgesellschaft sei nicht zu erwarten, das Jobcenter fördere diesen sozialpädagogischen Bereich nicht weiter, sondern setze andere Prioritäten, bestätigte auch Kösa-Geschäftsführerin Sabine Hänel. "Wir brauchen deshalb ganz dringend die Hilfe der Stadt", sagte Vereinsvorsitzende Christl Große im neuen Domizil der sozialen Beratungsstelle, durch die sie Maik Trauer, Fachbereichsleiter Bürgerdienste in der Stadtverwaltung, und Stadtrat Johannes Drewitz (parteilos) führte. Beide Männer wissen um das Problem, auf das Große mehrfach in Gesprächen mit der Stadt hingewiesen hatte. Zudem hatte der Verein wiederholt im Ausschuss für Schule, Soziales, Jugend und Sport, dessen Vorsitzender Drewitz ist, das Problem auf den Tisch gebracht. 400 Euro im Monat seien notwendig, um die Stelle ab 1. November weiter zu besetzen. "Unser Verein kann dieses Geld aber nicht aufbringen", machte Christl Große klar. Der freie Träger sei gezwungen, die Beratungsstelle zu schließen. Schon jetzt sei die Personaldecke so dünn, dass der Verein nur noch Mietschuldner, die von Obdachlosigkeit bedroht sind, berate. "Alle anderen Schuldner müssen wir an die dafür zuständige Beratungsstelle des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) verweisen", erklärte Sozialpädagogin Gerlinde Christoph, die beim Jugendhilfeverein fünf Stunden in der Woche die Beratungsgespräche mit Klienten im Hochhaus durchführt. "Bei Mietschuldnern bewegen sich die Summen pro Haushalt zwischen 300 und 3 000 Euro", so die Beraterin. "An reinen Mietschulden ist ein Berg von mehr als 90 000 Euro abzutragen", sagte Christoph. Es handele sich um Alleinerziehende, Jugendliche, aber auch um Senioren, die betroffen seien. In Zusammenarbeit mit Vermietern und Behörden werde geholfen. Und natürlich müssten auch die Schuldner selbst mitarbeiten, war weiter zu hören.

Petra Wittkuhn würde gerne ihren Job beim Verein fortsetzen, statt ab dem 1. November in die Arbeitslosigkeit zu gehen und auf Hartz IV angewiesen zu sein. "Ich kenne mich aus, Klienten haben Vertrauen zu mir aufgebaut", sagte die 41-jährige Facharbeiterin für Schreibtechnik. Sie hänge an ihrer Arbeit, der Verein sei für sie wie eine Familie.

"Wir werden eine Lösung finden müssen, um Zwangsräumungen zu vermeiden", war von Maik Trauer zu hören. Mietschuldnern müsse auch weiterhin professionell geholfen werden, damit sie sich im "Behördendschungel" zurechtfinden. Würde es die Beratungsstelle nicht geben, hätte die Stadt zusätzlich Probleme auf dem Tisch, so Trauer. Und die Schuldnerberatungsstelle des DRK ebenso. Dies bestätigten Claudia Lübke und Torsten Steger. Die Sozialpädagogen verwiesen auf 1 400 Schuldner, die sie im Jahr betreuten. Schon jetzt gebe es Wartezeiten von sechs bis acht Wochen für Termine.