Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Nur Spielplatz-Kosmetik
Goseck/MZ. - Oma-Tag hatte gestern Nachmittag Marion Becker mit Enkelin Helene Kabisch. Die Frau musste die Fünfjährige förmlich die Leiter hoch in das kleine Spielhaus am Markröhlitzer Parkplatz schieben. Denn eine Leiterstufe fehlt und zwei sind nicht mehr vollständig vorhanden. "Wenigstens etwas hat sich aber getan", sagt die Frau aus der Region Zeitz und verweist auf die in Stand gesetzten Sitzbänke. Die seien vergangenen Sommer herausgerissen gewesen und hätten mit den Nägeln nach oben dagelegen. Alles ist frisch gestrichen. Eine Schaukel? Fehlanzeige. Farbe hingegen fehlt noch für den Sitz der Federwippe ebenso wie an einem zweiten Holzgerüst. Allerdings wurde in der Vorwoche für neuen Sand zum Spielen gesorgt. Nebenan parken wochentags, aber vor allem an den Wochenenden viele Gäste des nahen Eiscafés Venezia. Annika Spautz, die dort arbeitet, sagt: "Viele Eltern bedauern, dass der Spielplatz nicht besonders gut aussieht."
In Goseck fehlt an den wenigen Spielgeräten zwischen Oststraße und "Langer Weinberg" die Farbe ganz. Edith Sorge, die lange Jahre Mädchen und Jungen im Kindergarten betreut hat, verweist auf das fehlende Klettergerüst und die Rutsche. Manches hätten in der Vergangenheit Jugendliche zerstört.
Aber auch hier sind am Sandkasten Palisaden und ein Sitzbrett erneuert worden sowie zwei Bretter am Spielhaus. Vis-á-vis wohnt Frank Albrecht mit seiner Frau Manuela Budich sowie den Töchtern Anna-Marie (12) und dem Baby Finja. Das ältere der Kinder würde es schön finden, hier mal mit einer kleinen Seilbahn zwischen den Bäumen zu fahren.
Frank Albrecht hatte vor Monaten im Gemeinderat angeboten, mit anderen Vätern zuzugreifen, wenn das Material zur Verfügung gestellt wird. Doch die Gemeinde hat eine Firma beauftragt und auch das Spielhaus neu decken lassen. Aber den Eltern schwebt mehr vor: neuer Sand ohne Verunreinigungen, eine Wippe, Schaukel . . . Manuela Budich spricht sogar von einem gemeinsamen Projekt, das die Anlieger entwerfen könnten. "Denn wenn man alle einbezieht und sich die Leute verantwortlich fühlen, passen sie auch auf, damit alles erhalten bleibt." Und wenn der Spielplatz fertig ist, könnte man ihn mit einem kleinen Volksfest einweihen. Erst einmal freilich hat das Ehepaar einen Korb bekommen. Es wollte eine private Feier am Spielplatz ausrichten. Das aber ist von der Verbandsgemeinde Unstruttal mit dem Verweis auf die Zweckbestimmung des Platzes abgelehnt worden. Doch von dieser Bestimmung sei ja laut Albrecht kaum etwas geblieben.
Laut Bürgermeister Hilmar Panse (parteilos) seien die Spielplätze nach der Wende mit Fördermitteln gebaut worden, Vandalismus und Fäulnis hätten zum derzeitigen Zustand geführt. Für die jetzige Instandsetzung seien an die 1 000 Euro aufgewendet worden. Mehr sei aufgrund der finanziellen Situation nicht möglich. Das wäre im nächsten Jahr nicht anders, allerdings wolle man versuchen, Fördermittel beim Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten zu beantragen. "Aus eigener Kraft können wir größere Dinge jedenfalls nicht anschaffen." Hinzu kommen Sicherheitsrichtlinien. So habe man bereits Beton von einem Fundament abgestemmt und Sand aufgetragen. Doch damit sei es mitunter nicht getan. Reiche Sand nicht, müssten Schutzmatten aufgebracht werden. Auch bei den Schaukeln gebe es Sicherheitsbedenken. Der Gemeindearbeiter sei jedenfalls wegen seines Arbeitspensums nicht in der Lage, täglich zu kontrollieren, ob die Stricke in Ordnung seien. Und letztlich hafte er als Bürgermeister, wenn ein Kind einen Unfall habe.