Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Mutter auf Foto im Diorama
REICHARDTSWERBEN/MZ. - Bedenken, ob sich das Angeln in der Natur und die Beschäftigung mit diesem besonderen Teil der Heimatgeschichte verbinden lassen, zerstreut Krämer gleich zu Beginn des Gesprächs. Einerseits sei er gebürtiger Reichardtswerbener und andererseits schon immer an Geschichte interessiert gewesen. Außerdem verknüpft ihn etwas ganz Persönliches mit dem Diorama. Als 1940 Generalfeldmarschall August von Mackensen Reichardtswerben besuchte, stand Krämers Mutter neben ihm, wie ein Zeitungsfoto in der kleinen Schau dokumentiert. In der Schulzeit sei der Siebenjährige Krieg dann zwar nur am Rande behandelt worden, aber bei Familie Laukner ging er einst ein und aus, hat im Pfarrhaus das Klavier- und Orgelspiel gelernt. Mit Christian Laukner war er zudem in der Kindheit befreundet und er wurde mal von ihm gefragt, ob er sich das Diorama im sonst verschlossenen Wirtschaftsgebäude ansehen wolle. Das Erbe Friedrich II. mitsamt der Schlacht bei Roßbach war Ende der 60er Jahre in der DDR ein Tabu-Thema. Umso spannender war es, die Treppe zum Diorama hinaufzusteigen.
"Im Diorama habe ich den Ort gleich wiedererkannt", lobt Matthias Krämer die authentische Arbeit des Weißenfelser Lehrers Max Brauer, die 1935 eingeweiht wurde. Bis 1981 hat es danach gedauert, ehe das Kleinod mit seinen 4 500 Zinnfiguren der Öffentlichkeit zur 1 100-Jahr-Feier der Gemeinde wieder zugänglich gemacht werden sollte. Und noch einmal gingen einige Jahre ins Land, ehe Günter Abel, Herbert Wenzel und Helmut Vogler das Diorama restaurierten und weitere Museumsräume geschaffen wurden.
Von Beruf ist Krämer Operationspfleger am Universitätsklinikum in Halle. Er muss nicht nur in Schichten arbeiten, sondern hat noch dazu Bereitschaften. "Gehe ich angeln, dann bin ich eins mit der Natur und kann abschalten, kann mich mal treiben lassen und den Alltag vergessen." Nebenbei bewirtschaftet er einen Garten und sitzt seit zwei Jahren mit einem Einzelmandat im Gemeinderat, um die Interessen des Anglervereins zu vertreten. Denn die Petrijünger gehen schließlich nicht nur auf Beutezug, sondern sie bringen sich in der Gemeinde ein und pflegen die drei Teiche im Ort.
Geworben wurde Krämer für den Diorama-Verein, als der 2008 sein 15-jähriges Jubiläum feierte. Kurt Pippel hatte damals gesehen, wie er sich interessiert in der Ausstellung im Gasthaus "Zum Deutschen Kaiser" umsah. Schon vorher hatten auch die Angler Geld für den Aufbau der Nachbildung jenes Denkmals gespendet, das im Zuge der Erweiterung des Tagebaus abgerissen worden war. Ein Pferdehuf ist einer der wenigen Reste, die erhalten geblieben sind. Er steht in den Museumsräumen.
Zur kleinen privaten Sammlung Krämers gehört übrigens eine rund 250 Jahre alte Münze mit einem Friedrich-Bildnis. Und mit seinen Mitstreitern wird der Vereinschef demnächst bei der Friedrich-Ehrung mit 250 historischen Darstellern am ersten Juni-Wochenende in Burgwerben dabei sein. Er spricht von einem großen Erbe, das gepflegt und publik gemacht werden müsse. "Denn es hat mehr Beachtung verdient." Es für Kinder und Enkel zu erhalten, darin sieht Krämer seine Aufgabe.
Geöffnet ist das Diorama in Reichardtswerben bis Ende Oktober sonntags von 14 bis 16 Uhr. Daneben ist die Besichtigung möglich nach Voranmeldung bei Kurt Pippel unter Telefon 03443 / 27 91 24 und Siegfried Schütte unter 03443 / 27 94 18.