Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Leuchtstreifen und Rampen
HOHENMÖLSEN/MZ. - Das ist auch nötig, leben doch im Burgenlandkreis 14.733 Behinderte - 7,5 Prozent der Gesamtbevölkerung. Der überwiegende Teil von ihnen ist gehbehindert.
Blumenkübel wegstellen
Start und Ziel ist das Bürgerhaus, das auch gleich unter die Lupe genommen wird. Rollstuhlfahrer kommen gut hinein und heraus, innen fährt ein Aufzug, die Toilette ist behindertengerecht. Sogar die Klingel ist im Sitzen, also für Rollstuhlfahrer erreichbar. Das heißt: Die Klingel wäre erreichbar, wenn nicht Blumenkübel direkt vor ihr ständen. Würden die ein paar Meter verrückt, wäre der Zugang ideal. "Oft genügen ein paar Handgriffe, um Behinderten den Zugang zu ermöglichen", sagt Steffi Hosemann, Sprecherin der Regionalgruppe Weißenfels des Behindertenbeirat des Landkreises.
Auch am Busbahnhof stören vor allem Kleinigkeiten. "Ich kann die Bordsteinkante kaum sehen", sagt Gerlinde Küch. Die Leiterin der Selbsthilfegruppe für Blinde und Sehbehinderte für Weißenfels und Hohenmölsen ist selbst gehandicapt. Sie trägt eine dicke Brille, Kontraste erleichtern ihr, etwas zu erkennen. An der Haltestelle kann sie jedoch den zehn Zentimeter hohen Bordstein nicht von Straße und Bürgersteig unterscheiden, weil die Farben zu ähnlich sind. "Der Bordstein muss kontrastreicher sein, dann nehmen Sehgeschädigte wie ich ihn wahr."
Auch die Nummern der Buslinien am Haltestellenschild sind für Sehgeschädigte kaum erkennbar, sie müssten einfach in größerer Schrift angebracht werden. Am problematischsten ist jedoch die Haltestelleninsel: Hier gibt es nirgendwo einen abgeflachten Zugang. Kein Rollstuhlfahrer komme dort hin, ist sich die Gruppe einig.
Bei einem nahe gelegenen Augenarzt verhindert eine hohe Stufe, dass Rollstuhlfahrer ins Haus kommen. Die dunkelgraue Treppe wirkt durch Gerlinde Küchs Augen wie eine Rampe. Sie empfiehlt eine kleine Sache mit großer Wirkung: helle Kontraststreifen auf jeder Stufe. Die Apotheke im Vorderhaus bekommt dagegen ein Lob - eine beidseitige Rampe und die automatische Tür sind vorbildlich.
Treppen vor der Postfiliale
Weniger gut sind die Bedingungen in der Stadtinformation: Treppen führen hinein, Kontraststreifen fehlen. Christoph Karger, der für das Bauamt in Hohenmölsen an der Tour teilnimmt, verweist auf Verhandlungen mit dem Verein über einen Umzug. Und er muss gleich noch mal antworten: In der August-Bebel-Straße verengt sich ein Fußweg derart, dass kein Rollstuhlfahrer ihn benutzen könnte. Er müsste auf die Straße ausweichen. Das sei aber gar nicht so einfach, erläutert Karger. Um dem Gesetz treu zu bleiben, müsste die Straße dafür zur verkehrsberuhigten Zone werden.
"In Hohenmölsen ist schon viel gemacht worden", zieht Elke Neumann, die Behindertenbeauftragte der Stadt, am Ende des Rundgangs ein Fazit. Die wichtigsten Gebäude habe die Gruppe besucht, nur bei der Post waren sie nicht. Doch auch sie gehört auf die Liste mit Verbesserungsvorschlägen: Denn Postfiliale und Briefkasten sind für Rollstuhlfahrer nicht erreichbar.